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Brasilien fast auf Ramschniveau

12. August 2015

Brasilien steckt in der schwersten Rezession seit einem Vierteljahrhundert. Die Ratingagentur Moody's stuft die Staatsanleihen des Landes deshalb fast bis auf Ramsch-Status herab

Logo dert Ratingagentur Moody's (Foto: AP/Dapd)
Bild: dapd

Die US-Ratingagentur stufte die Kreditwürdigkeit des fünftgrößten Landes der Erde auf "Baa3" herunter, dies ist nur noch eine Stufe über dem sogenannten Ramschniveau, bei dem der Kauf von Anleihen mit einem hohen Ausfallrisiko verbunden ist.

Zur Begründung führte Moody's unter anderem eine gestiegene Schuldenlast, die Rezession und einen fehlenden politischen Konsens in Brasilien an. Ende Juli hatte der Konkurrent Standard & Poor's bereits mit einer Herabstufung der Bonitätsnote gedroht.

Schrumpfende Wirtschaft

Nach Jahren des Aufschwungs befindet sich Brasilien in einer schweren Wirtschaftskrise. Der Internationale Währungsfonds erwartet in diesem Jahr einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 1,5 Prozent. Das südamerikanische Land leidet unter einer Inflation von offiziell knapp zehn Prozent. Die brasilianische Industrieproduktion brach im ersten Halbjahr um 6,3 Prozent ein.

Demonstration gegen die Regierung in Sao PauloBild: picture-alliance/dpa

Die Zentralbank hat den Leitzins auf mittlerweile 14,25 Prozent angehoben - um Anleger für den Kauf von Staatsanleihen anzulocken und so den Real zu stärken, der fast täglich an Wert zum Dollar verliert.

Rousseff hat Probleme

Staatspräsidentin Dilma Rousseff steht unter erheblichem Druck, für Sonntag sind in den größten Städten neue Massenproteste angekündigt. Laut einer Umfrage sind 66 Prozent der Bürger für eine Amtsenthebung der bis 2018 gewählten Präsidentin. Aktuell hat die linksgerichtete Politikerin Probleme, ein Sparpaket, unter anderem mit Beschränkungen bei Pensionen und Gehältern im öffentlichen Dienst, durch den Kongress zu bringen.

Zudem verlieren die Bürger wegen eines milliardenschweren Korruptionsskandals das Vertrauen in Rousseff und ihre seit 2003 regierende Arbeiterpartei. Fast täglich gibt es neue Enthüllungen, dass Politiker bei der Vergabe von Aufträgen Schmiergelder kassiert haben.

Präsidentin RousseffBild: Reuters/U. Marcelino

Merkel reist an

In dieser schwierigen Lage reist Bundeskanzlerin Angela Merkel mit zahlreichen Ministern in einer Woche zu den ersten deutsch-brasilianischen Regierungskonsultationen nach Brasilia, die am 19. und 20. August stattfinden werden. Brasilien ist der mit Abstand wichtigste Handelspartner Deutschlands in Südamerika. Rund 1400 deutsche Unternehmen sind in dem Schwellenland aktiv, die deutschen Direktinvestitionen pendeln zwischen 33 und 35 Milliarden US-Dollar.

wl/cw (dpa, afp, rtr)