Berühmt wurde er mit dem Roman "Elementarteilchen". Aber Houellebecq hat noch andere Obsessionen: Er fotografiert - sehr speziell. Künstlerische Fotografien von ihm sind jetzt in einer Ausstellung in Paris zu sehen.
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"Lebendig bleiben" - Fotografien von Michel Houellebecq
Berühmt wurde er mit dem Roman "Elementarteilchen". Aber Houellebecq hat noch andere Obsessionen: Er fotografiert - sehr speziell. Künstlerische Fotografien von ihm sind jetzt in einer Ausstellung in Paris zu sehen.
Bild: Imago/El Mundo
Der Provokateur
Nicht nur das Rauchen gehört zu seinen zahlreichen Obsessionen, wie der berühmte Schriftsteller Houellebecq gern in Interviews erzählt. Sein erstes Buch 1992 trug den Titel "Suche nach dem Glück", seine Biografie hat ihm da wenig Antworten gegeben. Danach kam sein Debütroman "Ausweitung der Kampfzone" (1994), der ihn zum Shootingstar der französischen Literatur machte.
Bild: Imago/El Mundo
Abgründe, alles verschluckend
Seine Gedichte und Romane haben häufig einen morbiden Unterton, seine Poesie ist voller Brüche und Abgründe. Und so fotografiert Michel Houellebecq auch: Er entdeckt neben dem Schönen, Wahren, Guten schnell auch die Abgründe, die sich manchmal nur wenige Meter daneben auftun. Brutale Perspektive vieler seiner Fotografien.
Bild: Michel Houellebecq/Courtesy Air de Paris
Sein Frankreich-Bild
In der Ausstellung im Pariser Palais de Tokyo sind viele Bilder von ihm zu sehen, die schlicht den Titel "Frankreich" tragen. Hier ein Hundestrand an der Atlantikküste. Die hässliche Tristesse des heutigen Frankreichs, auch Thema seiner Bücher, ist in seinen Fotografien stark vertreten: Vorstadt-Ghettos, Zahlstellen von Autobahnen, graue Asphaltstraßen, leere Parkplätze.
Bild: Michel Houellebecq/Courtesy Air de Paris
Sandwüste
Die Öde menschenleerer Regionen, wie hier auf dem Foto "Espagne #009", fasziniert Houellebecq immer wieder aufs Neue. Ob es die Unwirtlichkeit sozialer Betonburgen in den Vorstädten von Paris ist oder die Kargheit einer Landschaft in Nordspanien, er findet fast malerische Perspektiven mit der Kamera. Eine Facette seiner hochkreativen Seite, die kaum jemand kennt.
Bild: Michel Houellebecq/Courtesy Air de Paris
Vielschichtigkeit der Farben
Auch die Farbwelten seiner künstlerischen Fotografien sind häufig voller Tristesse, in allen Schattierungen eher gedeckter Farbtöne - im Gegensatz zu seinen lautstarken literarischen Veröffentlichungen. Ihn fasziniert die "Poesie des Ekels" hat er mal in einem Interview mit der Neuen Züricher Zeitung gesagt. Poetische Zwischentöne sind auch in diesen Fotografien seine Handschrift.
Bild: Michel Houellebecq/Courtesy Air de Paris
Grellbunte Alltagswelt
21 Räume, 2000 Quadratmeter. Besucher der Pariser Ausstellung können den ganzen Bilderkosmos von Michel Houellebecq entdecken. Dazwischen immer wieder schrille, aufdringlich farbintensive Aufnahmen vom Werbeflächen: auf Autos, Häuserwänden, an Bahnhöfen. Exaltiert, wie man ihn als Skandalautor auch kennt. Auch ein Klischee - das sich aber gut vermarkten lässt.
Bild: Michel Houellebecq/courtesy Air de Paris
Skandalumwittertes Buch
Viele seiner Bücher riefen - nicht nur in Frankreich - heftige Diskussionen hervor: Er schreibt äußerst provokant über Sex-Tourismus, Islamfeindlichkeit, Homophobie. Das Erscheinen seines Romans "Unterwerfung" (Foto) fiel 2015 mit den Terroranschlägen auf das Pariser Satiremagazin Charlie Hebdo zusammen. Auch aus dieser Zeit gibt es Fotografien: düster, bedrohlich.
Bild: picture-alliance/dpa/O. Berg
Poetische Andacht
Es ist stiller um den ehemals radikal denkenden Schriftsteller Houellebecq geworden. Die Ereignisse nach dem Attentat auf die Redaktion des Satireblattes Charlie Hebdo, Morddrohungen auch an seine Adresse, haben ihn zeitweise verstummen lassen. Seine Fotografie Arangement #011 (Baryth auf Alu) zeigt eine ganz andere Seite des Autors, der sehr nachdenklich geworden ist. Autor/Autorin: Heike Mund
Bild: Michel Houellebecq/courtesy Air de Paris
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Der umstrittene Schriftsteller Michel Houellebecq präsentiert sich zum ersten Mal als Fotograf und Künstler in Paris. Er zeigt Landschaften voller Tristesse, hässliche Vorstadtghettos, menschenleere Autobahn-Übergänge (Foto unten), aber auch grellbuntes Alltagsleben - sein sehr spezielles Bild vom heutigen Frankreich. Und immer wieder poetische Erklärungen an Freundinnen, Liebenswertes - und seinen inzwischen verstorbenen Hund.
"Seine Ausstellung mit den Fotos und den Gedichten und den anderen Kunstwerken gibt schon sein Lebensgefühl, sein Weltgefühl wieder. Und er war sehr im Zweifel, ob er das mit anderen Mitteln als der Sprache würde ausdrücken können", sagt der Kurator der Ausstellung, Jean de Loisy, im Interview mit Deutschlandradio Kultur. "Houellebecq hat diese Ausstellung gestaltet, wie man Gedichte zu einem Band zusammenfasst. Jeder Saal ist ein Gedicht und sie bauen aufeinander auf."
Eine Ausstellung voller Gegensätze, die den berühmten Schriftsteller von einer Seite zeigt, wie sie die Öffentlichkeit und die Leser seiner Bestseller sie bislang nicht zu sehen bekommen haben. Die Fotographien sind noch bis 11. September 2016 im Palais de Tokyo in Paris zu sehen.