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Das Ende eines Experiments

21. April 2020

Ihr Aufstieg an die Spitze eines DAX-Konzerns hat weltweit Schlagzeilen gemacht, ihr Abgang nach nur einem halben Jahr kommt unerwartet: Die Amerikanerin Jennifer Morgan verlässt Europas wertvollsten Technologiekonzern.

Jennifer Morgan
16 Jahre bei SAP: Jennifer Morgan (Archivbild)Bild: Getty Images/AFP/D. Roland

Sie war die erste Frau an der Spitze eines DAX-Unternehmens. Doch schon nach sechs Monaten ist ihre Amtszeit zu Ende - wegen der Corona-Pandemie, wie es offiziell heißt. Die Ko-Chefin von SAP, Jennifer Morgan, geht zum Ende des Monats. Ihr CEO-Kollege Christian Klein wird den Sofware-Konzern künftig allein führen.

Darauf habe sich die 48-Jährige einvernehmlich mit dem Aufsichtsrat verständigt, teilte SAP mit. In der Corona-Krise brauche das Unternehmen eine "starke, eindeutige Führungsverantwortung". Es habe keine persönlichen Verwerfungen gegeben, versicherte Klein.

"Der richtige Zeitpunkt"

Der 39-Jährige hatte zusammen mit Morgan im Oktober den langjährigen Vorstandschef Bill McDermott abgelöst - es war die erste Doppelspitze bei einem der 30 größten börsennotierten Unternehmen in Deutschland. Morgan, die insgesamt 16 Jahre bei SAP war, bezeichnete es als den "richtigen Zeitpunkt", um zur Führungsstruktur eines alleinigen Vorstandsvorsitzenden zurückzukehren. Sie wünschte Klein und dem Konzern viel Erfolg. Zu ihren Zukunftsplänen machte sie keine Angaben.

Macht's allein: Christian Klein (Archivbild)Bild: Getty Images/AFP/D. Roland

Vor ihrem Aufstieg an die Spitze hatte sich Morgan um das Cloud-Geschäft gekümmert, also Lösungen, bei denen Daten auf Servern des IT-Anbieters verarbeitet werden; der Zugriff erfolgt per Internet - ein Wachstumstreiber für SAP.

Gewinn in schwierigem Fahrwasser

Trotz aller Schwierigkeiten konnte SAP im ersten Quartal einen deutlichen Gewinn einfahren. Zwischen Januar und März verdienten die Walldorfer 811 Millionen Euro. Vor einem Jahr war erstmals seit fast 17 Jahren ein Quartalsverlust in Höhe von 108 Millionen Euro angefallen, weil SAP im Rahmen eines Stellenumbaus viel Geld in Abfindungen gesteckt hatte.

Die Krise überbrücken: SAP-Zentrale im baden-württembergischen Walldorf (Archivbild)Bild: Getty Images/T. Lohnes

Auch die aktienbasierte Mitarbeitervergütung fiel dieses Mal deutlich schwächer ins Gewicht, weil der Aktienkurs nicht mehr so stark zugelegt hat. Viele Mitarbeiter bei SAP werden anteilig nach dem Börsenkurs der eigenen Aktie vergütet.

Keine Kurzarbeit in Sicht

SAP hatte bereits vorläufige Zahlen vorgelegt und seine Jahresprognose zusammenstreichen müssen. Der Umsatz war im ersten Quartal noch um 7 Prozent auf 6,5 Milliarden Euro gestiegen, doch gegen Ende hatte der Konzern schon die Auswirkungen der Corona-Pandemie zu spüren bekommen. Eine bedeutende Zahl von Neuabschlüssen sei verschoben worden, was sich vor allem in einem erheblichen Rückgang der Erlöse aus dem Verkauf von Softwarelizenzen widergespiegelt habe, hieß es.

Für das gesamte Jahr 2020 rechnet SAP nun mit einem Umsatz in der Größenordnung von 27,8 bis 28,5 Milliarden Euro und einem Ergebnis vor Zinsen und Steuern von 8,1 bis 8,7 Milliarden Euro. Finanzchef Luka Mucic schloss Kurzarbeit oder einen Antrag auf Staatshilfen aus.

jj/rb (dpa, afp, rtr)

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