Seit 2005 widmet sich das Morgenlandfestival in Osnabrück den Musikkulturen des Vorderen Orients. Dieses Jahr wird dieser Fokus nach Osten erweitert. Gastland ist die ehemalige Sowjetrepublik Kasachstan.
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Ost trifft West beim Morgenlandfestival
Das Morgenlandfestival in Osnbabrück tritt mit seinem vielseitigen und überraschenden Programm jedes Jahr gegen einseitige Orient-Klischees an.
Bild: Michael Dreyer
Die neue Seidenstraße
Die Seidenstraße ist ein Synonym für den Austausch zwischen Orient und Okzident. Unter dem Namen "Die Neue Seidenstraße" bringt das Morgenlandfestival Musiker aus Europa, dem Kaukasus, Zentralasien und China zusammen. Eine der Künstlerinnen, die bei der Veranstaltung auftritt, ist die kasachische Sängerin und Dombra-Spielerin Ulzhan Baibussynova. Die Dombra ist eine kasachische zweisaitige Laute.
Bild: Sebastian Schutyser
Wu Man
Wu Man ist eine weltbekannte Virtuosin der Kurzhalslaute Pipa und gilt als Botschafterin der chinesischen Musik. Sie wurde bereits fünf Mal für einen Grammy nominiert und arbeitet unter anderem mit dem Kronos Quartet und Yo-Yo Mas Silkroad Ensemble. Gemeinsam mit Wu Wei, einem Meister der chinesischen Mundorgel Sheng, hat sie ein Programm eigens für das Morgenlandfestival entwickelt.
Bild: Stephen Kahn
Morgenland All Star Band
Die Musiker der Morgenland All Star Band standen erstmals 2012 gemeinsam auf der Bühne. Die Gruppe vereint Musikerpersönlichkeiten des Vorderen Orients mit hiesigen Jazzern wie Frederik Köster. Kurdische traditionelle Musik trifft hier auf uigurischen Funk-Rock aus Nordwest-China oder Jazz aus Aserbaidschan. Ihr Konzert in einer VW-Werkshalle wird von Lichtkünstler Philipp Geist illuminiert.
Bild: Andy Spyra/laif
Andy Spyra: "Hass und Hoffnung"
Der 1984 geborene Andy Spyra gehört zu den gefragtesten aktuellen Fotografen Deutschlands. Er ist vor allem für seine Bilder aus Krisengebieten bekannt. Auf dem Morgenlandfestival präsentiert Spyra unter dem Titel "Hass und Hoffnung" Bilder aus Afghanistan, das er selbst als "persönlichen Sehnsuchtsort und Hölle zugleich" beschreibt, wo er an die "Grenzen des eigenen Kulturverständnisses" stieß.
Bild: Andy Spyra
The Poetry Project Berlin
Im Rahmen des preisgekrönten "Poetry Project" schreiben junge, unbegleitete Geflüchtete zwischen 13 und 18 Jahren mit Hilfe ihrer Mentoren Gedichte über ihre Erfahrungen – über die Gründe ihrer Flucht, ihre Sicht auf Deutschland und die Sicht der Deutschen auf sie. Die berührenden Vorträge finden in der jeweiligen Muttersprache statt und werden live übersetzt.
Bild: Rottkay
Gurdjieff Ensemble & Hewar
Das syrische Ensemble Hewar und das armenische Gurdjieff Ensemble stellen zwei speziell für dieses Projekt in Auftrag gegebene neue Werke vor. Außerdem spielen sie geistliche und weltliche Musik aus Armenien, Kompositionen von Hewar sowie traditionelle Musik und Improvisation. Das Konzert ist eine Hommage an die Nachbarschaft der beiden Länder und eine Bitte um dauerhaften Frieden.
Bild: Michael Dreyer
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Mit den Begriffen "Morgenland" oder "Orient" verbinden viele Deutsche zahlreiche Klischees. Das provokant als "Morgenlandfestival" betitelte Musikfest in Osnabrück will seinem Publikum ein möglichst authentisches Bild orientalischer Länder bieten - und es scheint damit sehr erfolgreich zu sein, wie die jährlichen Auslastungszahlen von knapp 100 Prozent verraten.
Zahlreiche Projekte in asiatischen Ländern
Auch außerhalb der Festival-Periode sind die Macher aktiv: Sie veranstalten Chor- und Orchesterprojekte in Ländern wie Iran, Irak, Syrien oder Jordanien. Ein mehrtägiges Gastspiel in Erbil und Sulaimaniya im kurdischen Teil des Irak sowie der erste Auftritt eines westlichen Symphonieorchesters im post-revolutionären Iran gehen ebenfalls auf ihr Konto.
Das niedersächsische Osnabrück bezeichnet sich selbst gerne als "Friedensstadt". Und tatsächlich sind viele Bewohner der Stadt stolz auf das Erbe des hier und in Münster besiegelten Westfälischen Friedens, der 1648 den Dreißigjährigen Krieg beendete. Das Morgenlandfestival passt also wie die Faust aufs Auge in eine bewusst weltoffene Stadt. 2018 ist das zentralasiatische Kasachstan Gastland des Morgenlandfestivals, das seinen Fokus vom Vorderen Orient dieses Jahr weiter nach Osten und bis nach China legt.
Hochkarätiges Programm
Festivalleiter Michael Dreyer hat den Auftakt des Festivals in Kasachstan erlebt und ist begeistert: "Jamsessions mit heimischen Musikern und ein gemeinsames Konzert der Morgenland All Star Band mit dem jungen kasachischen Ensemble Khazar in der Philharmonie von Almaty haben Publikum wie Musiker begeistert. Das war ein fantastischer Auftakt!"
Die diesjährige Osnabrücker Ausgabe des Festivals findet vom 15. bis zum 24. Juni an verschiedenen Spielorten statt. Den Eröffnungsabend bestreiten unter anderem zwei chinesische Superstars: der Mundorgelspieler Wu Wie und die Pipa-Virtuosin Mu Lang. Sie werden gefolgt von dem kasachischen Ensemble Khazar.
Weitere Highlights des Festivals haben wir in unserer Bildergalerie zusammengefasst.