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PolitikAsien

Moschee-Zerstörung: Freisprüche für Hindus

30. September 2020

Das gewaltsame Ende der Moschee in Ayodhya 1992 führte zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen Muslimen und Hindus. Doch die mutmaßlichen Drahtzieher kommen ungeschoren davon, Indiens Premier wird es freuen.

BJP-Mitbegründer Lal Krishna Advani (Foto: Getty Images/AFP/M. Sharma)
BJP-Mitbegründer Advani war der prominenteste Angeklagte vor dem Gericht in der nordindischen Stadt LucknowBild: Getty Images/AFP/M. Sharma

Ein Gericht in Indien hat zahlreiche hochrangige Politiker der hindunationalistischen Regierungspartei Bharatiya Janata-Partei (BJP) wegen der Zerstörung einer Moschee aus dem 16. Jahrhundert freigesprochen. Ein Sondergericht in der nordindischen Stadt Lucknow urteilte, dass der Mitbegründer der BJP, Lal Krishna Advani, nicht wegen krimineller Verschwörung im Fall des Abrisses des islamischen Gotteshauses in Ayodhya im Jahr 1992 belangt werden könnten, wie indische Medien berichteten.

Neben dem 92-jährigen Advani, der zwischen 2002 und 2004 stellvertretender Premierminister von Indien war, waren auch zahlreiche aktive BJP-Politiker angeklagt. Das Gericht sprach alle 32 Angeklagten frei, weil die Beweise für deren Schuld nicht hinreichend stark seien und die Zerstörung der Moschee nicht von Beginn an geplant gewesen sei.

Mehr als 2000 Tote 

Die Entscheidung in dem Fall ist ein weiteres Urteil zugunsten der Regierungspartei von Premierminister Narendra Modi und seiner hindunationalistischen Politiklinie. Führende BJP-Politiker begrüßten das Urteil als "Sieg der Wahrheit". Kritiker sprachen von einer "Travestie der Justiz". Bei der Urteilsverkündung waren Spitzenpolitiker der BJP sowie führende Repräsentanten der extremistischen Hindutva-Bewegung anwesend, die aus Indien einen hinduistischen Gottesstaat machen will. Die BJP ist der politische Arm der Hindutva-Bewegung.

6. Dezember 1992: Radikale Hindus zerstören mit Eisenstangen die Wände der Babri-Moschee in Ayodhya Bild: Getty Images/AFP/D. E. Curran

Die Babri-Moschee aus dem 16. Jahrhundert im Bundesstaat Uttar Pradesh war im Dezember 1992 von Hindunationalisten abgerissen worden, die dort einen Tempel für den Hindu-Gott Ram bauen wollten. Nach hinduistischer Überlieferung wurde Ram vor 900.000 Jahren in Ayodhya geboren. Die Zerstörung der Moschee führte zu den schwersten religiösen Ausschreitungen in Indien seit der Unabhängigkeit 1947. Bei den tagelangen blutigen Zusammenstößen zwischen Hindus und Muslimen starben mehr als 2000 Menschen.

Oberstes Gericht genehmigt Tempelbau

Die Beschuldigten bestritten, die Massen durch Hassreden aufgewiegelt zu haben. Im vergangenen Jahr hatte das Oberste Gericht bereits im Interesse der Regierung entschieden, dass anstelle der Moschee ein Ram-Tempel gebaut werden darf. Die Grundsteinlegung für den Tempel erfolgte Anfang August durch Premier Modi persönlich.

5. August 2020: TV-Übertragung von der Grundsteinlegung für den Hindu-Tempel mit Indiens Premier Modi (Mitte) Bild: AFP/P. Singh

Der Religionsstreit um den Tempel in der Stadt Ayodhya hält Indien schon Jahrzehnte in Atem. Die Mehrheit der Inder sind Hindus, diese machen etwa 80 Prozent der Bevölkerung aus. Die zweitgrößte Religionsgruppe sind die Muslime. Sie stellen rund 14 Prozent der Bevölkerung.

sti/gri (epd, kna)