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Putins Angriff auf Europa: Wegwerf-Agenten, Sabotage, Mord

9. Juni 2025

2024 war Europa Schauplatz von mehr als 40 russischen Geheimdienstoperationen - ein sprunghafter Anstieg im Vergleich zu 2021, vor dem Einmarsch in die Ukraine. Doch was steckt dahinter? Welche Ziele verfolgt Moskau?

Das Bild zeigt eine handelsübliche Drohne vor Oberleitungs-Stromkabeln bei untergehender Abendsonne.
Spionage-Drohnen über Infrastruktur und Militärgelände: Die Bedrohung durch russische Geheimdienstaktionen in Europa steigt exponentiell. Bild: Daniel Kubirski/picture alliance

Sabotageakte gegen westliche Waffenlieferungen für die Ukraine, prorussische Propaganda und sogar Mord: Die Liste russischer Geheimdienstoperationen in Europa wird immer länger. Seit Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar 2022 würden kontinuierlich mehr Fälle gezählt, so eine Studie der niederländischen Universität Leiden.

Er verstehe die Untersuchung seines Teams als "Weckruf" für die Politik in Europa, schreibt Studienleiter Bart Schuurman. Der Sicherheitsexperte leitet die Forschungsgruppe Terrorismus und politische Gewalt der Leidener Universität. 

Terroranschläge gegen die Luftfahrt

Russland sei nicht nur verantwortlich für "erhebliche Schäden an der europäischen Energie- und Telekommunikationsinfrastruktur", sondern auch für "Terroranschläge auf die Zivilluftfahrt und Bedrohungen für öffentliche Versorgungsbetriebe, die tausende Menschen gefährden könnten", so Schuurman. 

Der Brandanschlag auf einen Luftfracht-Container des deutschen Logistikunternehmens DHL kurz vor der Verladung in ein Flugzeug zeigt, dass die mutmaßlich russischen Hintermänner auch Personenschäden in Kauf nehmen

Russland bediene sich wie im Kalten Krieg aus dem ganzen Werkzeugkasten geheimdienstlicher Maßnahmen, sagt Gerhard Conrad, ein früherer Agent des deutschen Bundesnachrichtendienstes (BND), im DW-Interview. Es gehe um "Verunsicherung der Bevölkerung" genauso wie "Ausspähungsaktivitäten gegenüber militärisch relevanten Zielen, das heißt von der Rüstungsindustrie bis zu Bundeswehrstandorten", sagt Conrad. 

Ex-Agent Conrad: Europas Geheimdienste müssen aufrüsten

03:07

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Neue Qualität: Rekrutierung von "Wegwerf"-Agenten

Der ehemalige Geheimdienstler sitzt heute im Vorstand des Vereins "Gesprächskreis Nachrichtendienste in Deutschland". Die dort organisierten Ex-Agenten können offener sprechen als die Profis im Dienst. 

Neu sei die Rekrutierung sogenannter "Wegwerf-Agenten", sagt Conrad. Dabei handelt es sich häufig um Russland-Sympathisanten, die in den EU-Staaten gegen Bargeld angeworben werden, um für Unruhe zu sorgen. Fliegen solche Mitarbeiter auf, ist der Schaden für die russischen Geheimdienste gering. 

In Deutschland wurden vor der Wahl zum nationalen Parlament, dem Bundestag, vermehrt derartige Guerilla-Aktionen von Freizeit-Saboteuren bekannt. Aber auch um Militärstandorte mit Drohnen auszuspähen rekrutiert Russland mittlerweile solche Hobby-Spione. 

Verschärfte Bedrohung durch Russland schon seit 2014

Die wachsende Bedrohung durch Russland sei "nicht erst seit 2022" zu erkennen, sagt Ex-Agent Conrad, "sondern spätestens seit 2014". Damals hatte Russland nach der pro-europäischen Maidan-Revolution die ukrainische Halbinsel Krim annektiert und Soldaten in die Region Donbass im Osten der Ukraine geschickt. 

Den Menschen in Europa müsse klar sein, dass die Bedrohung durch Russland nicht morgen vorbei sei, ist der frühere BND-Mitarbeiter Conrad überzeugt. Deutschland und Europa müssten sich auf eine langfristige "Abwehr hybrider Bedrohung" einstellen.

Die EU-Staaten müssten nicht nur militärisch aufrüsten, sondern auch bei ihren Geheimdiensten. "Dazu brauchen Sie viel Personal, sie brauchen viele technische Möglichkeiten, auch rechtliche Möglichkeiten, um diese Strukturen, diese Angriffsstrukturen frühzeitig zu erkennen", erklärt Conrad. Nur so könnten die hybriden Angriffe Russlands frühzeitig erkannt werden. 

Merkwürdige Schiffsbewegungen: Spionage am Grund der Ostsee?

07:16

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