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Moskauer Gericht verlängert erneut Haft für US-Reporter

28. November 2023

Evan Gershkovich ist der erste US-Journalist, der seit dem Ende der Sowjetunion 1991 wegen Spionagevorwürfen in Russland festgenommen wurde. Er sitzt inzwischen acht Monate in U-Haft, Moskau will offenbar kein Ende.

Der von Fotojournalisten in den Fokus genommene Evan Gershkovich in einem Glaskasten
Evan Gershkovich kurz vor einer gerichtlichen Anhörung am 10. Oktober 2023 in Moskau Bild: Evgenia Novozhenina/REUTERS

Ein Moskauer Gericht hat die Untersuchungshaft wegen Spionagevorwürfen gegen den US-Journalisten Evan Gershkovich abermals verlängert. Sie gelte nun weitere zwei Monate bis zum 30. Januar, teilte das Bezirksgericht Lefortovo mit. Gershkovich war am 29. März in Jekaterinburg im Ural vom Inlandsgeheimdienst FSB festgenommen worden. Der Reporter des "Wall Street Journal" soll laut den Anschuldigungen Staatsgeheimnisse über einen militärisch-industriellen Komplex gesammelt haben.

Anhörung hinter verschlossenen Türen

Die Anhörung fand hinter verschlossenen Türen statt, Journalisten waren nicht zugelassen. Die russische Justiz hat keine Belege für ihre Anschuldigungen veröffentlicht. Das juristische Verfahren gegen Gershkovich wurde als geheim eingestuft. Erst im August war seine U-Haft um drei Monate verlängert worden. Ihm drohen bis zu 20 Jahre Haft. Er bestreitet die Vorwürfe. Gershkovich ist der erste US-Journalist, der seit dem Ende der Sowjetunion 1991 in Russland wegen Spionageverdachts festgenommen wurde.

Die US-Regierung und das "Wall Street Journal" forderten erneut Gershkovichs sofortige Freilassung. "Evan ist nun seit fast 250 Tagen zu Unrecht inhaftiert, und jeder Tag ist ein Tag zu lang", erklärte die Zeitung. Die Anschuldigungen seien falsch, und seine fortgesetzte Inhaftierung sei ein unverfrorener und empörender Angriff auf die Pressefreiheit. Die US-Botschaft in Moskau teilte mit: "Wir sind zutiefst besorgt über die Entscheidung des Gerichts."

Der Journalist des "Wall Street Journal" bei einem Gerichtstermin Mitte April in der russischen Hauptstadt Bild: Evgenia Novozhenina/REUTERS

Seit seiner Festnahme Ende März befindet sich der US-Journalist im Moskauer Lefortowo-Gefängnis. Die Haftanstalt ist dafür bekannt, dass die Häftlinge dort in fast vollständiger Isolation einsitzen. Gershkovich ist mehrmals mit einem Einspruch vor Gericht gegen seine Inhaftierung gescheitert. Diplomaten zufolge könnte Russland einen Gefangenenaustausch mit den USA anstreben. Moskau hat allerdings erklärt, dass es im Fall von Gershkovich keinen Austausch geben könne, bevor nicht ein Urteil gefällt worden sei. Bislang wurde jedoch noch kein Termin für seinen Prozess bekanntgegeben.

Sohn sowjetischer Emigranten in USA aufgewachsen

Gershkovich ist als Sohn sowjetischer Emigranten im Bundesstaat New Jersey aufgewachsen und spricht fließend Russisch. Er war 2017 nach Moskau gezogen, um damals für die englischsprachige "Moscow Times" zu arbeiten. Der Reporter berichtete auch nach dem Beginn der Angriffskrieges gegen die Ukraine aus Russland, als bereits viele westliche Journalisten das Land verlassen hatten.

sti/fab (afp, dpa, rtr)

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