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Film

Mozarts Zauberflöte goes Hollywood

Julia Hitz
17. November 2022

Mit Starregisseur Roland Emmerich als Produzent will die Verfilmung der Zauberflöte international punkten. Settings à la Harry Potter, bekannte Opernstars und ein diverser Cast könnten dabei helfen.

Ein Jugendlicher sitzt in einer Bibliothek und hält eine Flöte in der Hand.
Junger Mann mit Zauberflöte: Bald schon wird er Tamino seinBild: TOBIS Film/Luis Zeno Kuhn

Wer hätte vermutet, dass der deutsche Hollywood-Regisseur Roland Emmerich- bekannt für Action-Blockbuster wie "Independence Day" oder "Godzilla" - eine heimliche Leidenschaft für die Zauberflöte pflegt? "Ich denke, das ist die genialste Oper, die jemals geschrieben worden ist", verkündete der Regisseur bei der Deutschlandpremiere von "The Magic Flute - Das Vermächtnis der Zauberflöte" am 7. November in München. Damit ist er nicht allein. Seit Generationen schon wird der verspielten Oper von Wolfgang Amadeus Mozart gehuldigt. 

Weltweit füllt die Zauberflöte Opernsäle: Die Figuren sind bunt, die Story dramatisch, die Arien in mozart’scher Weise gleichsam kunstvoll und eingängig. Eigentlich erstaunlich, dass eine solch erfolgreiche Geschichte nicht schon längst verfilmt worden ist. Es sind immerhin Zeiten, in denen fantastische Geschichten von Harry Potter bis Game of Thrones Hochkonjunktur haben. 

Regisseur Florian Sigl (links), Produzent Roland Emmerich (rechts) und dazwischen der Cast bei der Filmpremiere in MünchenBild: Ronny Heine/Geisler-Fotopress/picture alliance

Nun hat Nachwuchsregisseur Florian Sigl sich des Stoffes angenommen, mit tatkräftiger Unterstützung von Starregisseur Roland Emmerich, der den Film produziert hat. Die Macher glauben an die Zugkraft der Geschichte. Die Zauberflöte kenne man auf der ganzen Welt, sagt Emmerich, und es sei wichtig, auf bekannten Marken und Geschichten aufzubauen. 

Der Regisseur: Ein Neuling

"The Magic Flute" ist Sigls Debütfilm: Zunächst hatte er Fagott am Musikkonservatorium in München studiert, schmiss hin und wurde erfolgreicher Werbefilmer. In der deutschen Kinolandschaft ein ungewöhnlicher Werdegang. Sigls Erstling hat auch gleich ein Budget in zweistelliger Millionenhöhe, einen Cast aus jungen Stars aus England und Amerika sowie Operngrößen aus aller Welt vorzuweisen. Für deutsche Verhältnisse ungewöhnlich, für den Produzenten Roland Emmerich aber daily business. 

Regisseur Florian SiglBild: Privat

Und für den jungen Regisseur ein Glücksfall: Er konnte sich über den deutschen Tellerrand hinaus direkt am internationalen Markt orientieren. "The Magic Flute" ist als vorweihnachtlicher Familienfilm angekündigt. Und die Chancen, dass mehr als ein Familienmitglied die Zauberflöte bereits kennt oder mag ist groß - auch außerhalb von Deutschland. Die Oper hat seit ihrer Uraufführung 1791 unterschiedlichste Generationen begeistert, wurde in mehrere Sprachen übersetzt und gehört zu den meist aufgeführten Opern weltweit.

Die neue Zauberflöte: Tamino, Pamina und Sarastro (von links nach rechts)Bild: TOBIS Film/Luis Zeno Kuhn

Die Oper: nicht gerade Popmusik - oder doch?

"Der Film soll Lust auf Mozarts Oper machen", sagte Sigl am Premierenabend, "er kann aber nie Ersatz werden für eine Live-Aufführung." Die eingängigen Stücke werden auf hohem Gesangsniveau dargeboten: von Opernstars wie dem französisch-mexikanischen Tenor Rolando Villazón, dem US-Basssänger Morris Robinson als Fürst Sarastro oder der französischen Sopranistin Sabine Devieilhe als ikonischer Königin der Nacht.

Eine Ikone: Mozarts Königin der Nacht in der neuen VerfimungBild: TOBIS Film/Luis Zeno Kuhn

"Wir haben den Film fast überall hin verkauft”, sagte Emmerich am Premierenabend. Dies dürfte auch an der Zugkraft der Opernstars liegen, die in vielen Ländern auftreten. Die Arien - von "Der Vogelfänger bin ich ja", "Dies Bildnis ist bezaubernd schön" bis hin zu "Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen" - kennen auch viele Menschen, die noch nie in der Oper waren; wenn nicht die Titel, dann zumindest die Musik.

Aber ob ein jüngeres Publikum sich dafür erwärmen kann? Die Annahme, dass Jugendliche nur mit Popmusik etwas anfangen können, ist nicht immer zutreffend - zudem hat Mozart mit der Zauberflöte für damalige Verhältnisse wirklich populäre Musik geschrieben. Sollte der Film floppen, kann man mit Recht sagen: Am Soundtrack kann es nicht gelegen haben. 

Der Cast: Bekannte Größen, junge Stars

F. Murray Abraham in einem Set voller Reminiszenzen an Mozart.Bild: TOBIS Film/Luis Zeno Kuhn

US-Schauspiellegende F. Murray Abraham war sicher ein Besetzungscoup: In dem Mozart-Biopic "Amadeus" gab er den von Neid zerfressenen Dirigentenkollegen Antonio Salieri und gewann dafür einen Oscar. In "The Magic Flute" spielt er einen Musikinternatsleiter. Der Brite Jack Wolfe übernahm die Hauptrolle - als neuer Schüler. 

Der 26-Jährige ist bekannt aus Filmen wie "Pinocchio" oder "Die Schneekönigin". Durch eine magische Uhr wird der Held in die Welt der Zauberflöte gezogen, wo er als Prinz Tamino Pamina, die Tochter der Königin der Nacht, retten soll. Ihm zur Seite steht Papageno, gespielt von Iwan Rheon, der Game-of-Thrones-Fans als Widerling Ramsay Bolton bekannt ist.

Papageno (M.) und das magische Glockenspiel: lalala la la, lala la la, lala la laBild: TOBIS Film/Luis Zeno Kuhn

Das Setting: Hogwarts lässt grüßen

Die Geschichte, die um die eigentliche Zauberflöte herum gebaut wurde, spielt in einem bayrischen Schloss, das an Hogwarts, die Zauberschule aus Harry Potter, erinnert, genauso wie die Schuluniformen der Internatsschüler. Sigl hat seine Zauberflöte als familienfreundliche Coming-of-Age-Geschichte angelegt - und natürlich auch als Romanze. Vorhersehbar, aber nett, wie sich das für einen Familienfilm gehört, der auch die Teenie-Töchter und -Söhne mitnehmen will. 

Die Geschichte: Mystery und Fantasy mitgeliefert

Was den Fantasy-Teil angeht, musste der Regisseur nicht lange suchen, er wird bei der Zauberflöte frei Haus mitgeliefert: In der mythisch anmutenden Geschichte muss Prinz Tamino drei Prüfungen bestehen, um Prinzessin Pamina aus den Fängen des Fürsten Sarastro zu befreien. Dazu bekommt er eine Zauberflöte, sein Freund Papageno ein magisches Glockenspiel. Nach bestandenen Prüfungen finden Tamino und Pamina schließlich zusammen.

Action und Fantasy ist bei "The Magic Flute" inklusiveBild: TOBIS Film/Luis Zeno Kuhn

Die Oper hat verschiedene Deutungsebenen, sie gilt als fantastisches Märchen, als possenreiches Volksstück - aber auch als geheime Liebeserklärung an die Ideale der Freimaurer. Der Geheimbund, dem Mozart und auch der Verfasser der Zauberflöte, Emanuel Schikaneder, angehörten, verstand sich als ethischer Bund mit den Idealen von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität. 

Fazit: Vielschichtiger Ausgangsstoff, solide verpackt

Mozarts Zauberflöte gehört nicht umsonst zu den berühmtesten klassischen Werken. Der Film ist als Huldigung an das Original zu verstehen, man merkt der Regie den großen Respekt an. Mit den Geniestreichen und der Vielschichtigkeit des Originals kann es die Verfilmung zwar nicht aufnehmen, aber schön inszeniert und unterhaltsam ist diese Zauberflöte allemal.


"The Magic Flute - das Vermächtnis der Zauberflöte" läuft ab dem 17. November 2022 in deutschen Kinos.