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Mpox: WHO-Alarm soll internationale Hilfe mobilisieren

15. August 2024

Mehrere Ausbrüche des Mpox-Virus in Afrika und eine neue womöglich gefährliche Variante bereiten Experten Sorgen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht sich zum Handeln gezwungen.

Mpox-Viren unter dem Elektronenmikroskop
Mpox-Viren (rot) unter dem ElektronenmikroskopBild: NIAID via AP/picture alliance

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat wegen der Mpox-Ausbrüche in afrikanischen Ländern eine "gesundheitliche Notlage internationaler Tragweite" festgestellt. Das gab WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Mittwochabend am Sitz der Weltgesundheitsorganisation in Genf bekannt. Die WHO werde in den kommenden Tagen und Monaten in enger Zusammenarbeit mit allen betroffenen Ländern die globalen Gegenmaßnahmen koordinieren, sagte Tedros.

Der 15 Mitglieder zählende Notfallausschuss habe die Entscheidung, die höchste Alarmstufe auszurufen, einstimmig beschlossen, teilte der Vorsitzende des Gremiums, Dimie Ogoina, mit. Der Nigerianer ist Arzt und Spezialist für Infektionskrankheiten.

"Wir stehen vor mehreren Epidemien mit verschiedenen Varianten in verschieden Ländern", so Tedros vor der Sitzung in Genf. Auch die Übertragungswege und die Gefahren einer Erkrankung unterscheiden sich laut dem WHO-Chef stark. Das Virus ist mit dem klassischen Pockenvirus verwandt. Es löst vor allem Hautausschlag aus, aber auch Fieber und Muskelschmerzen.

WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus - ein aus Äthiopien stammender Biologe und Immunologe Bild: Fabrice Coffrini/AFP/Getty Images

Sorge bereitet den Experten vor allem die Virus-Variante 1b, die derzeit in einigen afrikanischen Ländern zirkuliert. Zu Beginn der Beratungen des WHO-Notfallausschusses hatte Tedros mitgeteilt, in den zuvor nicht von Mpox betroffenen Ländern Burundi, Kenia, Ruanda und Uganda seien im Juli insgesamt rund 90 Infektionen mit der Virus-Untergruppe 1b registriert worden.

Die Variante sorgt nach WHO-Angaben für schwerere Krankheitsverläufe und führt zu mehr Todesfällen. Und 1b scheint sich leichter als vorherige Varianten durch routinemäßigen engen Kontakt, einschließlich sexuellem Kontakt, zu verbreiten.

Typische Symptome einer Infektion mit der 1b-Variante sind Hautausschläge am ganzen Körper. Bei milderen Mpox-Varianten beschränkt sich der Ausschlag auf einige Stellen, wie Mund, Gesicht oder Genitalien. Neben Pusteln gehört auch Fieber zu den typischen Symptomen der Krankheit.

Demokratische Republik Kongo besonders betroffen

Vom jüngsten Ausbruch der Mpox-Krankheit ist die Demokratische Republik Kongo am stärksten betroffen. Laut WHO gab es in dem zentralafrikanischem Land in diesem Jahr bereits mehr als 14.000 Fälle. 524 Menschen starben demnach an dem Virus. Das seien mehr als im gesamtem Jahr 2023, sagte Tedros. Die Regierung der Demokratischen Republik Kongo sprach im Juli von einer "exponentiell" steigenden Fallzahl.

Zu Wochenbeginn hatte bereits Afrikas führende Gesundheitsbehörde eine Mpox-Notlage für den Kontinent erklärt - nachdem gewarnt worden war, dass sich die Virusinfektion alarmierend schnell ausbreite. Bisher wurden in diesem Jahr mehr als 17.000 mutmaßliche Mpox-Fälle auf dem afrikanischen Kontinent gemeldet. Das bedeutet ein Anstieg der Fälle um 160 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Insgesamt wurden aus 13 Ländern Erkrankungen gemeldet.

Nur Spitze des Eisbergs?

Der Mediziner Ogoina warnte, das sei womöglich nur die Spitze des Eisbergs. Es werde nicht ausreichend auf das Virus getestet. Außerdem gingen nicht alle Infizierten zu Ärzten.

Die Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC) bezeichnete die Ausbreitung des Virus als "sehr besorgniserregend". Der IFRC sei bereit, auch in entlegenen Regionen bei der Eindämmung der Ausbreitung des Virus zu helfen.

Nicht genügend Impfdosen in Afrika

Zur Bekämpfung der Virus-Krankheit gibt es zwei Impfstoffe. Tim Nguyen von der WHO machte allerdings deutlich, dass bei weitem nicht genügend Dosen zur Verfügung stünden, vor allem nicht in Afrika.

Er präzisierte, es stünden 500.000 Impfdosen vom MVA-BN-Impfstoff zum Kauf bereit. Weitere 2,4 Millionen könnten bis Ende des Jahres produziert werden, wenn es feste Aufträge gebe. Die WHO appellierte an Geberländer, dafür Geld bereitzustellen. Sie bat Länder mit Lagerbeständen auch darum, Impfdosen abzugeben.

Ampullen des dänisch-deutschen Mpox-Impfstoff-Herstellers Bavarian Nordic (Archivbild aus 2022) Bild: Sven Hoppe/dpa/picture alliance

Der zweite Impfstoff LC16 werde in Japan hergestellt, aber nicht kommerziell, sagte Nguyen. Japan sei aber immer sehr großzügig mit Spenden. 

Die Europäische Union (EU) hat bereits angekündigt, gut 175.000 Dosen des MVA-BN-Impfstoffs zur Verfügung zu stellen. Der Hersteller, das dänisch-deutsche Pharmaunternehmen Bavarian Nordic, wollte 40.000 Dosen spenden.

se/AR (dpa, afp, rtr, ap)

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