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James Last ist 85

Alfried Schmitz14. April 2014

Der Orchesterchef kreierte seinen eigenen Sound und wurde damit nicht nur in Deutschland zum Star. Seine Schallplatten waren die Hits auf jeder Party. Auch mit 85 denkt James Last noch lange nicht an Ruhestand.

James Last Porträt
Bild: picture-alliance/dpa

Im Familienalbum von James Last zeigt ihn ein Foto als Erstklässler in einem Matrosenanzug. Die passende Kleidung für den blonden Jungen aus Bremen, der am 17. April 1929 in der Hansestadt geboren wurde. Sein Vater, Louis Last, war jahrelang zur See gefahren, hatte sich dann in ruhigere Fahrwasser begeben, einen Job bei den Bremer Stadtwerken gefunden und für seine Familie ein Haus gebaut. Die große Leidenschaft des Vaters war die Musik. Am Wochenende war er als Alleinunterhalter mit Ziehharmonika und Schlagzeug unterwegs zu Auftritten. Überall im Haus standen Musikinstrumente herum. Für Hans, seine beiden Brüder und die drei Halbgeschwister aus der ersten Ehe des Vaters, eine wunderbare Spielwiese. Hansi, wie er heute immer noch von Freunden genannt wird, wurde damals von einer Leidenschaft gepackt, die ihn nie wieder loslassen sollte.

Von Militärmusik zu Jazz und Tanz

Mit vierzehn stellte Hans Last die Weichen dafür, dass aus der Berufung ein Beruf werden sollte. Der talentierte Junge ging zur Heeresmusikschule. Nach dem Krieg spielte Last in den Clubs der amerikanischen Besatzungstruppen und kam mit deren Musik in Berührung. Der Bass wurde zum Lieblingsinstrument des jungen Mannes, der bald eine Anstellung beim neugegründeten Tanzorchester von Radio Bremen fand. Außerhalb der regulären Arbeitszeiten war es die Jazzmusik, die Hans Last faszinierte. 1953 trat beim ersten Deutschen Jazzfestival eine hochkarätig besetzte Gruppe auf, die sich "German All Stars" nannte. U.a. mit Paul Kuhn am Piano, Max Greger am Tenorsaxophon und Hans Last am Bass. Last betätigte sich aber nicht nur als Musiker, sondern arbeitete auch als Arrangeur für die Tanzorchester von Radio Bremen und des NWDR. Er hatte das richtige Gespür für den passenden Sound und so dauerte es nicht lange und Hans Last arrangierte die Hits von Nachkriegsstars wie Freddy Quinn, Fred Bertelmann oder Caterina Valente.

James Last mit seinem Orchester 1974Bild: picture-alliance

Happy Sound bringt Millionen

Anfang der 1960er brachte Last auch selbst Schallplatten auf den Markt. Zunächst ohne großen Erfolg. Erst als er seinen "Happy Sound" kreierte und sich mit seinem Künstlernamen James Last und seinem eigenem Orchester in Szene setzte, gelang ihm der Durchbruch. Der James-Last-Sound wurde zum Lieblingsprogramm auf jeder deutschen Kellerbarparty. Der große Clou dabei war die im Aufnahmestudio beigemischte Partystimmung. "Ich vergleiche das mit großen Namen. Debussy bleibt immer Debussy, Bach klingt immer wie Bach und Mozart immer wie Mozart. Und so klingt eben im Kleinen, Hansi Last, wie Hansi Last", sagt James Last zu seinem prägnanten Sound. 1973 konnte James Last seine 100. Goldene Schallplatte in Empfang nehmen. Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits 80 Millionen LPs verkauft.

Last global

In Fernsehshows war der smarte Orchesterleiter allgegenwärtig, dirigierte seine Band vor einem millionenstarken TV-Publikum. Mit seinen Konzerten füllte James Last große Hallen und ging auch auf Welttournee. In London brachte er in der ehrwürdigen Royal Albert Hall das Publikum zum Kochen. Er spielte in Japan, der ehemaligen Sowjetunion, Australien und Kanada. Dort erhielt er sogar einige Musik-Auszeichnungen. In den USA gefiel es ihm und seiner ersten Frau so gut, dass sie sich in Florida ein Haus samt Tonstudio bauten. Dort entstanden auch einige seiner Schallplattenaufnahmen. Doch das gut verdiente Geld saß bei James Last ziemlich locker. Es ging für schicke Autos, teure Reisen und einen extravaganten Lebensstil drauf. Den Rest übernahmen miese Anlageberater, die James Last an den Rand des Ruins brachten.

Von Rente keine Rede: James LastBild: picture-alliance/ dpa

Von Ruhestand keine Rede

Was ihn letztendlich über Wasser hielt, waren seine umfangreichen Urheberrechte. Besonders seine Kompositionen, die für beliebte Fernsehserien verwendet wurden, füllten seine Kasse immer wieder auf. Ab Mitte der 1980er begann die Popularität von James Last stetig zu sinken. Die Schallplattenverkäufe gingen zurück und auch auf dem Bildschirm sah man ihn immer weniger. Ans Aufgeben dachte James Last aber zu keinem Zeitpunkt. Auch als er das reguläre Rentenalter längst erreicht hatte, ging er immer wieder auf Konzertreisen. Im Aufnahmestudio blieb er weiter aktiv und erfand sich mit 78 Jahren sogar noch einmal neu. Sein Album "They Call me Hansi" nahm er mit Stars der jungen deutschen Musikszene auf. Die CD wurde zum Kultobjekt, aber nicht zum Verkaufsschlager.

Xavier Naidoo ist auf "They Call me Hansi" mit dabeiBild: Thommy Mardo

Last…but not least

Dass Jan Delay, Xavier Naidoo, Herbert Grönemeyer, Jazzmusiker Til Brönner oder Nina Hagen bei diesem außergewöhnlichen Albumprojekt mit von der Partie waren, spricht für James Lasts Bedeutung in der deutschen Musikszene und bei der jüngeren Musikergeneration. Auch mit seinen 85 Jahren schnuppert James Last immer noch gerne Bühnenluft und wird mit seinem Orchester, das er als seine Familie betrachtet, weiter auf Tournee gehen. "Ich denke mehr daran, was morgen ist, als was gestern war", sagt er voller Tatendrang. Dass es sich 2013 bei der so genannten "Last-Tour" wirklich um die letzte Tournee gehandelt haben könnte, entpuppte sich schnell als Marketinggag des rüstigen Unruheständlers. Seinen Werdegang hat er vor acht Jahren in dem Buch "Mein Leben" niedergeschrieben. "Es war ein tolles Leben. Wenn man die Gabe hat, dass man Musik schreiben kann, die Millionen Menschen gefällt, was will man mehr!", sagt er heute rückblickend.

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