Mugabe wittert 'Verrat'
18. April 2008In der mit Spannung erwarteten Rede an die Nation warf der Präsident am Freitag (18.04.08) seinen Gegnern vor, sich als willfährige Steigbügelhalter und Agenten für die früheren britischen Kolonialherren kaufen zu lassen. In seinem ersten großen öffentlichen Auftritt nach den umstrittenen Wahlen beschuldigte Mugabe - wie schon so oft - die Opposition, das Land wieder an Großbritannien und die Weißen ausliefern zu wollen. Aus Anlass des 28. Jahrestages der Unabhängigkeit Simbabwes hielt der 84jährige frühere Revolutionsheld im Stadion von Highfield, einem Vorort der Hauptstadt Harare, eine kämpferische Ansprache vor bis zu 30.000 begeisterten Anhängern.
Immerhin Mängel zugegeben
Nicht die Briten hätten in der Ex-Kolonie Rhodesien die Demokratie erkämpft, sondern das simbabwische Volk, ohne Rassentrennung und ohne Diskriminierung, erinnerte Mugabe an die glorreichen Tage der Revolution, unbeeindruckt von der aktuellen Kritik aus dem In- und Ausland an seinem diktatorischen Regierungsstil. Er sprach aber auch Missstände und soziale Nöte an. Schließlich habe man den Farmern bereits Traktoren und andere landwirtschaftliche Ausrüstung zur Verfügung gestellt, um den Hunger zu mildern. Als größtes Problem bezeichnete er die rasant steigenden Preise.
Doch Verhandlungen über Teilung der Macht
Für Aufsehen hatten zuvor Berichte der Opposition über Geheimverhandlungen über eine Machtteilung mit Mugabe unmittelbar nach den Wahlen gesorgt. Oppositionsführer Morgan Tsvangirai und sein Parteisprecher Nelson Chamisa erläuterten, die Gespräche über eine nationale Einheitsregierung seien bereits weit fortgeschritten gewesen, als sie von der herrschenden ZANU-PF abgebrochen wurden.
Von Regierungsseite hieß es, die Initiative sei damals von Tsvangirai ausgegangen, der das Amt des Vizepräsidenten angestrebt habe. Eine Delegation der oppositionellen Bewegung für einen demokratischen Wandel (MDC) erörterte am Freitag in Kenia mit dem neuen Ministerpräsidenten Raila Odinga Möglichkeiten zu einer Lösung der Krise. Auch in Kenia war in den vergangenen Monaten eine Machtteilung ausgehandelt worden.
"Keine Waffen nach Simbabwe"
In Südafrika formierte sich unterdessen Protest gegen die Auslieferung von Waffen an Simbabwe, die im Hafen von Durban in einem chinesischen Frachter lagern. Südafrika dürfe nicht zur Drehscheibe für Waffen und Munition nach Simbabwe werden, erklärte dort die Transportgewerkschaft SATAWU.
Die Weigerung der Hafenarbeiter gilt auch als Ohrfeige für Südafrikas Präsidenten Thabo Mbeki, dem seine enge Verbindungen zu Mugabe vorgeworfen werden. China ist nach offiziellen Angaben einer der größten Investoren in dem von westlichen Ländern weitgehend isolierten Simbabwe. Die Beziehungen reichen bis in die 1970er Jahre zurück, als Peking die schwarze Unabhängigkeitsbewegung in ihrem Kampf gegen die weißen Kolonialherren unterstützte. (sc)