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Muhammad Yunus wieder in seiner Heimat Bangladesch

8. August 2024

Der 84 Jahre alte Nobelpreisträger soll noch an diesem Donnerstag als Chef einer Übergangsregierung vereidigt werden. Auf Yunus lasten nach den langen Protesten gegen Ministerpräsidentin Hasina große Erwartungen.

Muhammad Yunus schüttelt bei der Begrüßung am Flughafen von Dhaka einem  Studentenführer mit erfreutem Gesicht die Hand
Muhammad Yunus wird am Flughafen von Dhaka - der Hauptstadt von Bangladesch - von einem Studentenführer begrüßt. Links Armee-Oberbefehlshaber Waker-uz-Zaman Bild: Mohammad Ponir Hossain/REUTERS

Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus ist in Bangladesch eingetroffen, um nach Rücktritt und Flucht der autoritären Ministerpräsidentin Sheikh Hasina eine Übergangsregierung zu leiten. Der aus Paris kommende 84-Jährige wurde am Flughafen der Hauptstadt Dhaka unter anderen von Armeechef Waker-Uz-Zaman und Studentenführern begrüßt.

Tausende Menschen im Flughafen von Dhaka 

Private Fernsehsender in Bangladesch übertrugen die Ankunft live. Mehrere tausend Menschen drängten sich in dem Flughafen, um Yunis ebenfalls willkommen zu heißen. Stunden später wurde er im mit einer Gruppe von Beratern im Präsidentenpalast Bangabhaban vereidigt. Dies zeigen Aufnahmen im nationalen Fernsehen. Der 84-jährige Erfinder der Mikrokredite soll so lange an der Macht bleiben, bis es Neuwahlen gibt.

Seine Ernennung zum Chef der Übergangsregierung war am Dienstag bei einem Treffen von Präsident Mohammed Shahabuddin, Organisatoren der wochenlangen Proteste gegen Hasina wie auch von hohen Armeeoffizieren beschlossen worden.

Bangladesch: Sieg der Studenten?

03:40

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Yunus bezeichnete den Erfolg der Demonstranten als "zweiten Sieg", offenbar in Anspielung auf den Sieg Bangladeschs im Unabhängigkeitskrieg von 1971 gegen Pakistan. "Die Vorteile dieser Freiheit müssen nun jedoch jedes Haus in Bangladesch erreichen", sagte Yunus bei einer Pressekonferenz noch im Flughafen. Er würdigte zugleich die mehr als 300 Demonstranten, die während der Proteste ihr Leben ließen.    

Hunderte Hindi wollen Grenze zu Indien überqueren

Nach der Flucht von Regierungschefin Hasina aus Bangladesch haben hunderte Hindus versucht, über die Grenze ins Nachbarland Indien zu gelangen. Mehr als 200 Menschen halten sich nach Angaben der indischen Grenzbehörde (BSF) in unmittelbarer Nähe der Grenze in der Region Westbengalen auf. Im Bezirk Jalpaiguri hätten sich zudem mehr als 600 Menschen auf freier Fläche versammelt. BSF-Personal versucht, die Menschen von einem Grenzübertritt abzuhalten.

Indische Sicherheitskräfte sind im Bundesstaat Assam an der Grenze zu Bangladesch aufgezogen, um Übertritte von Hindus dort zu verhindernBild: Biswa Kalyan Purkayastha

Die Hindus gelten in Teilen Bangladeschs als Unterstützer Hasinas. Mehrere Geschäfte und Wohnhäuser der hinduistischen Minderheit waren nach der Flucht der Ministerpräsidentin angegriffen worden. Der religionsübergreifende Einheitsrat in Bangladesch meldete Angriffe auf mindestens zehn hinduistische Tempel. Ein Krankenmitarbeiter berichtete, dass in der Region Bagerhat im Süden des Landes ein Mann erschlagen worden sei.

Hasina wollte angeblich Blutvergießen vermeiden

Nach der Flucht der gestürzten Ministerpräsidentin Sheikh Hasina hat sich ihr Sohn Sajeeb Wazed Joy zu ihren Motiven geäußert. Seit seine Mutter ins benachbarte Indien geflohen ist, ist er die einzige Person, die öffentlich im Namen der Familie Hasina und ihrer Partei spricht. Er sagte der Deutschen Welle, seine Mutter sei zurückgetreten und in aller Eile aus dem Land geflohen, um ein Blutvergießen zu vermeiden. "Sie hat mir am Telefon gesagt, dass sie nicht das Blut der Studenten an ihren Händen haben werde", sagte Joy.

Sheikh Hasina bei ihrer Vereidigung im Januar 2024Bild: Munir uz Zaman/AFP/Getty Images

Er lebt US-Bundesstaat Virginia, besuchte Bangladesch aber häufig. Er fügte hinzu, dass Hasina nicht von den Militärs zum Rücktritt gedrängt worden sei. "Der Druck, das Land zu verlassen, kam eigentlich von uns, von der Familie und von mir, nicht von irgendjemand anderem." Joy räumte ein, dass im Umgang mit den Massenprotesten der Studenten "Fehler" gemacht worden seien. Er fügte hinzu: "Ich denke auch, dass die Proteste weit über das hinaus angestachelt wurden, was sie hätten sein sollen."

sti/se/kle (afp, dpa, DW, ape)