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Mumbai-Attentäter zieht Geständnis zurück

17. April 2009

Der angeklagte Pakistaner dementiert eine Beteiligung an den Terroranschlägen von Mumbai im vergangenen November. Sein Geständnis sei unter Folter erzwungen worden. Dem 21-Jährigen droht die Todesstrafe.

Kasab mit Rucksack und Gewehr, Bild einer Überwachungskamera(Foto: AP)
Eine Überwachungskamera filmte Kasab während der AnschlägeBild: AP

Der wegen der Terroranschläge von Mumbai (Bombay) angeklagte Pakistaner Mohammed Ajmal Amir Kasab hat sein Geständnis zurückgezogen. Es sei unter Zwang und Folter zustande gekommen, sagte sein Anwalt zu Beginn der Hauptverhandlung am Freitag (17.04.2009) in Mumbai. Kasab gilt als der einzige Überlebende der insgesamt zehn Angreifer. Ihm droht die Todesstrafe.

Kasabs Strafverteidiger war erst am Donnerstag als Rechtsbeistand des Angeklagten ernannt worden. Seine erste Anwältin musste unmittelbar nach Prozessbeginn am Mittwoch ihr Mandat niederlegen: Sie wollte neben Kasab auch ein Opfer der Terrorangriffe vertreten. Die Verhandlung musste vertagt werden.

Ziel der Anschläge: Indische Regierung destabilisieren

Brennendes Hotel 'Taj Mahal' während der Anschläge in MumbaiBild: AP

Am Freitag wurde der Prozess mit der Verlesung der Anklageschrift fortgesetzt. Staatsanwalt Ujwal Nikam warf dem 21-jährigen Pakistaner Kasab Mord in 166 Fällen vor. Er soll zusammen mit neun Mittätern Ende November drei Tage lang in Mumbai Geiseln genommen und getötet haben. Zudem soll er zwei Hotels sowie ein anderes Gebäude besetzt gehalten haben.

Mehr als 300 Menschen wurden bei den Anschlägen verletzt, die der Staatsanwalt als "kriminelle Verschwörung" bezeichnete, "die in Pakistan ausgeheckt wurde". Mindestens ein pakistanischer Offizier sei darin verwickelt. Laut Medienberichten hatte der angeklagte Kasab beim Verhandlungsauftakt zugegeben, dass er und seine mindestens neun Mittäter von pakistanischen Sicherheitskräften im Nachbarland auf den Terrorangriff vorbereitet worden seien.

Zudem hätten Kasab zufolge auch andere Großstädte angegriffen werden sollen, um die indische Regierung zu destabilisieren. Ziel der Anschläge sei es gewesen, den Anschluss des indischen Teils der umstrittenen Kaschmir-Region an Pakistan vorzubereiten.

Anklageschrift mit 11.000 Seiten

Nach Ansicht des Staatsanwalts soll Kasab der islamistischen Terrororganisation Lashkar-e-Taiba angehören. Sie soll Ermittlungen zufolge in den 80er Jahren vom pakistanischen Geheimdienst gegründet worden sein, um gegen die indische Herrschaft im geteilten Kaschmir zu kämpfen. Im Februar hatte die pakistanische Regierung erstmals eingeräumt, dass die Anschläge von Mumbai zumindest teilweise in Pakistan geplant wurden. Für den Prozess hatte die indische Polizei ein 11.000 Seiten umfassendes Anklageprotokoll gegen insgesamt 38 Verdächtige erstellt.

Die Beziehungen zwischen Indien und Pakistan wurden durch Anschläge schwer belastet. Um die Spannungen zu entschärfen, vermittelte die US-Regierung. Indien stoppte aber den Friedensprozess zwischen den beiden benachbarten Atommächten. Sein Vorwurf: Islamabad unterstütze oder dulde zumindest islamitische Terroristen, die von Pakistan aus Ziele in Indien angreifen. (heb/ako/AP/dpa/Reuters)

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