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Wie uns Musik durch die Corona-Pandemie hilft

Torsten Landsberg
28. Juli 2021

Ob Mozart, Queen, Die Ärzte - Musik steigert unser Wohlbefinden. Forscher haben jetzt belegt, dass sie uns hilft, die Corona-Krise emotional zu bewältigen.

Mitglieder des Freiburger Barockorchesters spielen auf einem Balkon Geige und Cello.
Gemeinschaftsgefühl: Mitglieder des Freiburger Barockorchesters spielen während des Lockdowns auf einem BalkonBild: picture-alliance/dpa/P. Seeger

Man kennt das ja: Ein Lied setzt ein und plötzlich wippt das Bein mit, wie von selbst. Der Einfluss von Musik auf Gehirn und Körper ist seit Jahrzehnten ein stetig wachsendes Forschungsgebiet. Längst erwiesen ist, dass Musik Glücksgefühle auslösen kann, sie wird in Therapien eingesetzt und kann die Herzrate verlangsamen. Das Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik veröffentlichte nun die Studie "Virale Melodien", die das Hörverhalten während der Pandemie untersucht hat.

"Im Lockdown war nicht die Musik, sondern der bewusste Umgang mit Musik entscheidend für die Bewältigung der Situation", sagt die Direktorin der Musikabteilung des Instituts, Melanie Wald-Fuhrmann, im DW-Gespräch. "Viele der Befragten haben Musik alleine gehört und - anders als zuvor - nichts nebenbei gemacht."

Musik gegen Stress

Für die Studie haben die Forscherinnen und Forscher während des ersten Corona-Lockdowns von April bis Mai vergangenen Jahres 5000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus sechs Ländern auf drei Kontinenten befragt. Menschen aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Indien und den USA beantworteten online Fragen zu ihrem Umgang mit Musik während der Krise.

Mehr als die Hälfte der Befragten gaben dabei an, für die Bewältigung von emotionalem und sozialem Stress Musik zu hören. "In extremen Situationen wenden wir uns eigentlich an unsere liebsten Menschen, was nun nicht möglich war", sagt Melanie Wald-Fuhrmann. Musik habe diese emotionale Situation mit ihrer tröstenden Ansprache zum Teil auffangen können. "Häufig erfolgt in Texten eine direkte Anrede durch ein 'du' oder ein 'wir', wodurch sich Zuhörer als Individuum eingebunden fühlen." 

Pandemie belastet die Psyche

Soziale Isolation, drohende Arbeitslosigkeit, Homeschooling: Zahlreiche Studien weltweit haben belegt, dass die Pandemie den Menschen emotional und psychisch zusetzt und Symptome der Depression fördert. Die Deutschen Krankenkassen verzeichneten einen Anstieg der Zahl von Hilfesuchenden mit psychischen Leiden.

Ein aufmunterndes Gemeinschaftsgefühl sei durch das entstanden, was die Studie als "Coronamusik" bezeichnet: Bekannte Bands wie Die Ärzte haben inhaltlich auf die Situation reagiert, und auch privat haben Tausende aus der Not eine Tugend gemacht, Lieder umgetextet und Videos gedreht, in denen sie die ganze Familie eingebunden haben.

"Darin erkennen wir uns selbst und unsere Situation wieder: Das ist ehrlich, ungeschminkt und hilft, sich in der Isolation gesellschaftlich zu identifizieren." Diese Songs würden aber nur dann eine Wirkung entfalten, wenn sie gut gemacht seien, "uns also als kreativ-ästhetische Leistung überzeugen".

Endorphine wie beim Sex

Die positiven Faktoren von Musik sind unbestritten. Belegt ist, dass Musik Endorphine freisetzen und ähnliche Auswirkungen auf das Wohlbefinden haben kann wie Sex, Essen, Drogen oder Sport. Sogar die Bildung von Antikörpern und damit eine Stärkung des Immunsystems ist nachgewiesen worden. Um das Gemüt aufzuhellen, braucht es natürlich noch die richtigen Titel.

Jacob Jolij, Neurowissenschaftler am Institut für experimentelle Psychologie der Universität Groningen, untersuchte bereits ab 2015, welche Einflüsse Tempo, positive Texte und die Auswahl von Dur oder Moll auf die Zuhörerinnen und Zuhörer haben. 45 Prozent der Befragten nutzten Musik, um ihre Laune zu heben, sogar 77 Prozent setzten Musik zur Motivation ein.

Als Ergebnis der Untersuchung steht eine zwar inoffizielle, aber wissenschaftlich gestützte Playlist der guten Laune: Laut Jolijs Ergebnissen führt Queens "Don't Stop Me Now" die Charts der Stimmungsaufheller unangefochten an - gefolgt von Abba ("Dancing Queen"), den Beach Boys ("Good Vibrations"), Billy Joel ("Uptown Girl") oder Cindy Lauper ("Girls Just Wanna Have Fun").

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