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Musik

"Pop-Kultur" wegen israelischer Beteiligung boykottiert

Nadine Wojcik
18. August 2017

Vier arabische und eine britische Band sagten ihre Konzerte bei dem zweitgrößten Musikfestival in Berlin ab. Der Grund: Die israelische Botschaft ist einer der Sponsoren.

Logo Musikfestival "Pop-Kultur" in Berlin August 2017 (copyright: Pop-Kultur)

Es geht um 500 Euro. Mit diesem Betrag sponserte die israelische Botschaft das diesjährige Musikfestival "Pop-Kultur" in Berlin. 70 Konzerte mit internationalen Musikern stehen dort vom 23. bis 25. August auf dem Programm. Darunter auch eine israelische Künstlerin: ihre Anreise nach Berlin bezuschusste die Botschaft.

Diese Beteiligung ist nun Stein des Anstoßes. Die Bewegung "Boycott, Divestment and Sanctions" (BDS) beschuldigt Israel, sich mithilfe von internationalen Kulturveranstaltungen von Menschenrechtsverletzungen gegenüber Palästinensern reinzuwaschen. Für sie ist die israelische Botschaft nicht bloß einer von insgesamt 32 Kulturpartnern, wie etwa das Institut Français, das GLS Sprachenzentrum oder der Deutsch-Französische Kulturrat; aus ihrer Sicht nimmt die israelische Regierung gezielt Einfluss auf das Festival. Den Boykott-Aufruf der BDS haben mehr als 100 teilnehmende Künstler erhalten, fünf sind ihm nun gefolgt: vier arabische und ein britischer Act haben kurzfristig ihre Teilnahme an "Pop-Kultur" abgesagt.

Hat aus Protest abgesagt: Emel Mathlouthi aus TunesienBild: picture alliance /dpa-Zentralbild/J. Kalaene

Zu ihnen zählt die tunesische Sängerin Emel Mathlouthi. Auf ihrer Facebook-Seite schreibt sie, sie habe sich sehr auf das Konzert in Berlin gefreut, aber bei ihrer Zusage nichts von dem israelischen Sponsoring gewusst. "Die Situation inner- und außerhalb Palästina spitzt sich zu. Was jeder von uns tun kann, ist, Solidarität und Empathie zu zeigen. Als Künstlerin fängt es damit an, wahrhaftig und glaubwürdig zu sein", schreibt Mathlouthi. Zu den weiteren arabischen Künstlern zählen der Rapper Abu Hajar und Hello Psychaleppo aus Syrien sowie das ägyptische Elektronik-Trio Islam Chipsy & EEK.

Berliner Kultursenator zeigt sich entsetzt

Der Berliner Kultursenator Klaus Lederer verurteilte die politisch motivierten Absagen in einem Statement deutlich: "Wenn Künstlerinnen und Künstler aus dem arabischen Raum beschließen, aus diesem Grund nicht am Festival teilzunehmen, ist das enttäuschend für all jene, die wie ich dachten, wir seien weiter - wären klüger. Das Ganze aber kampagnenhaft aufzublasen, zum Boykott des Festivals aufzurufen und mit Fake-News über eine angebliche Kofinanzierung des Festivals durch den Staat Israel zu operieren, ist widerlich und entsetzt mich." Er empfinde es als einen inakzeptablen Versuch, in die Freiheit der Kunst einzugreifen, "wenn durch Aktivistinnen und Aktivisten, denen die bloße Existenz des Staates Israel unerträglich erscheint, Druck auf Künstlerinnen und Künstler ausgeübt wird, sich nicht an 'Pop-Kultur' zu beteiligen."

Diesjährige "Pop-Kultur"-Plakate im Hunde-Look

Das Musikfestival ist seit 2015 Nachfolger des Branchentreffens "Berlin Music Week" und legt in seiner Ausrichtung großen Wert auf Austausch und Dialog. So finden in den drei Tagen nicht nur Konzerte sondern auch Workshops, Lesungen und Ausstellungen statt. Gezielt seien daher auch Künstler aus arabischen Staaten eingeladen worden. "Nun fallen diese Stimmen weg, das ist traurig", sagte Kurator Christian Morin gegenüber der "taz".

Druck auf Musiker

In einem Statement auf der Internetseite erklären die Festival-Organisatoren: "Die 'BDS'-Kampagne hat immensen Druck auf alle arabischen Künstler*innen in unserem Line-up ausgeübt. Wir glauben daran, dass Diskurs und Dialog der einzige Weg ist, mit den Konflikten in dieser Welt umzugehen. Gerade wir als Künstler*innen und Kulturarbeiter*innen haben die Aufgabe, Netzwerke zu bauen, über Grenzen hinweg, auch wenn wir verschiedener Meinung sind."

Die Kampagne "BDS" setzt sich seit 2005 international dafür ein, den Staat Israel wirtschaftlich, kulturell und politisch zu isolieren. So werden immer wieder internationale Acts - wie zuletzt Radiohead - unter Druck gesetzt, in Israel geplante Konzerte abzusagen.

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