Muslim-Prediger fordert Revolution
15. Januar 2013Bei einer Demonstration von Tausenden seiner Anhänger in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad (Artikelbild) forderte der Kleriker Muhammad Tahir ul Qadri die Regierung ultimativ auf zurückzutreten und das nationale Parlament und die Abgeordnetenhäuser der Provinzen aufzulösen. Bis zu Neuwahlen solle dann eine Übergangsregierung unter Führung des Militärs eingesetzt werden, verlangte der pakistanisch-kanadische Prediger. "Sonst wird die Nation die Entscheidung treffen", drohte Qadri. "Der lange Marsch ist beendet, und jetzt beginnt eine Revolution." Innenminister Rehman Malik wies die Forderungen Qadris als verfassungswidrg zurück.
Am Rande der Demonstration kam es zu Ausschreitungen. Die Polizei setzte nach Korrespondetenberichten Tränengas gegen Anhänger Qadris ein, die zum Parlament vordringen wollten. Es seien auch Schüsse zu hören gewesen. Um den Demonstranten den Weg zu versperren, waren Container aufgestellt und Stacheldraht ausgerollt worden. Demonstranten warfen Steine auf die Sicherheitskräfte. Andere zerschlugen Scheiben von Autos, viele trugen Stöcke. Qadri hatte zu einem "Marsch der Millionen" auf Islamabad aufgerufen. Doch von dem Zug blieben in der Hauptstadt nach Schätzung eines Vertreters der Stadtverwaltung nur etwa 30.000 Menschen übrig.
An dem muslimischen Geistlichen, der nach Jahren in Kanada erst kürzlich nach Pakistan zurückgekehrt ist, scheiden sich die Geister. Seinen Anhängern gilt er als Vertreter eines aufgeklärten und friedlichen Islam. Seine Forderungen seien ein Weg, das unter einer schwächelnden Wirtschaft, Energieproblemen und islamistischer Gewalt leidende Pakistan von Grund auf zu reformieren. Kritiker sehen in dem 61-Jährigen einen Handlanger des mächtigen Militärs, der versuche politisches Chaos anzurichten. In der Stadt Lahore ist Qadri Anführer der religiösen Bewegung Minhaj ul-Quran (Der Weg des Koran).
wl/qu (afp, dapd, dpa, rtr)