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Gesellschaft

Muss Bill Cosby ins Gefängnis?

5. Juni 2017

Er galt als "America's Dad" und war einer der beliebtesten TV-Komiker der USA: Jetzt wird dem 79-jährigen Bill Cosby der Prozess gemacht. Ihm wird sexueller Missbrauch vorgeworfen.

USA Bill Cosby vor Gericht  Montgomery County Courthouse in Norristown
Bill Cosby in dunklem Anzug und mit Gehstock beim Prozessauftakt in Norristown/Pennsylvania ein. Bild: Reuters/M. McDermid

Die amerikanische Sitcom "The Bill Cosby Show" hatte ihn in seiner Rolle als liebenswürdiger Arzt und gutmütiger Familienvater weltweit berühmt und reich gemacht. Im kommenden Monat wird der Schauspieler Bill Cosby 80 Jahre alt - er ist gebrechlich und auch durch die Anschuldigungen gegen ihn offensichtlich schwer angeschlagen. Nur wenige Größen der US-Entertainmentbranche sind im öffentlichen Ansehen derart tief abgestürzt wie er. Rund 60 Frauen haben die TV-Legende im Verlauf der letzten Jahre beschuldigt, sich an ihnen vergangen zu haben.

Cosby muss geführt werden, als er nach einer Anhörung im September 2016 das Gericht in Norristown verlässt Bild: Reuters/M. Bryant/Pool

Und viele ihrer Geschichten ähneln sich auf eklatante Weise: Cosby habe sie mit Beruhigungsmitteln und Alkohol betäubt, so dass sie ihm willenlos ausgeliefert waren. Die Fälle reichen bis in die 60er Jahre zurück, die meisten sind daher bereits verjährt.

Nur ein Fall verhandelt 

Der Prozess in Norristown im Bundesstaat Pennsylvania konzentriert sich denn auch auf einen einzigen Fall aus dem Jahr 2004. Die heute 44-jährige Andrea Constand bezichtigt Cosby, sie in seinem Haus in einem Vorort von Philadelphia mit "blauen Pillen" und Wein betäubt und dann missbraucht zu haben. Der Schauspieler hat zwar zugegeben, der Frau eine Tablette gegeben zu haben. Nach seiner Darstellung war der Sex jedoch einvernehmlich.

Immer mehr Frauen meldeten sich 

2006 hatten sich Cosby und Constand in einem Zivilverfahren gütlich geeinigt. Vor zwei Jahren wurde der Fall dann aber von der Staatsanwaltschaft neu eröffnet - dies war zu einer Zeit, als aus den Medien eine Flut von Missbrauchswürfen über den TV-Komiker niederging. Die Anklage lautet auf schwere sexuelle Nötigung. Cosby drohen zehn Jahre Haft - was bedeuten könnte, dass er den Rest seines Lebens hinter Gittern verbringt. Über sein Schicksal entscheidet eine zwölfköpfige Jury.

"Bill Cosby Show" mit Szene aus glücklicheren Tagen: Cosby in seiner TV-Rolle als lustiger und verständnisvoller Vater Bild: Imago/Zuma

Auf die Geschworenen wartet eine extrem knifflige Aufgabe. Denn es könnte letztlich Aussage gegen Aussage stehen. Der Richter hat nur eine einzige weitere Frau, die Missbrauchsvorwürfe gegen den Schauspieler erhebt, als Zeugin zugelassen - eine schwere Niederlage für die Anklage, die 13 Frauen in den Zeugenstand rufen lassen wollte. Die Strategie der Verteidigung zielt darauf ab, Constands Glaubwürdigkeit zu zerrupfen. Cosbys Anwälte stellen unter anderem die Frage in den Raum, warum sie ein Jahr wartete, bis sie den angeblichen Missbrauch meldete.

Die Verteidigung setzt auch auf die Rassismus-Karte. Die Anschuldigungen gegen den afroamerikanischen Schauspieler gründeten auf "rassistischer Voreingenommenheit", erklärte sie im vergangenen Jahr. Die bittere Ironie dieser Strategie liegt darin, dass der Angeklagte einst Kultstatus über die Rassengrenzen hinweg genoss - seine "Cosby Show" war nicht nur beim afroamerikanischen, sondern auch beim weißen Fernsehpublikum enorm populär.

SC/uh (afp, rtre)

 

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