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Mutig im Kampf für Presse- und Meinungsfreiheit

Isabel Surges
6. Dezember 2018

Die südsudanesische Journalistin Josephine Achiro Fortelo kämpft seit vielen Jahren für die Meinungs- und Pressefreiheit in ihrem Heimatland. Jetzt wurde sie mit dem Johann-Philipp-Palm-Preis ausgezeichnet.

Frau Josephine Achiro Fortelo Radio Bakhita Südsudan
Bild: Albert González Farran

Einschüchterungen und gewaltsame Übergriffe auf Journalisten sind im Südsudan keine Seltenheit. Doch es gibt sie noch immer, die mutigen Männer und Frauen, die sich trotz massiver Bedrohungen für die Meinungs- und Pressefreiheit einsetzen. Eine davon ist Josephine Achiro Fortelo. Sie ist Radiojournalistin und Projektkoordinatorin des Cross-Border Networks (CBN), einem Radioprojekt der DW-Akademie. Im Rahmen des CBN vermittelt sie zwischen 22 Radiosendern in Uganda und dem Südsudan und unterstützt damit den Friedensprozess durch die Bereitstellung unabhängiger Informationen. 

Am 2. Dezember wurde Achiro Fortelo in Schorndorf mit dem Johann-Philipp-Palm-Preis ausgezeichnet, der an Frauen, Männer und Institutionen verliehen wird, die in herausragender Weise ein Beispiel für den Einsatz zur Verwirklichung von Meinungs- und Pressefreiheit geben. Zu den früheren Preisträgern gehören Seyran Ates, die deutsch-türkische Frauenrechtlerin und Publizistin, die in Berlin die erste liberale Moschee gründete, Alaa Al-Aswani, der ägyptische Schriftsteller, der mit seinem Roman "Der Jakubijân-Bau" viele Tabus der ägyptischen Gesellschaft ansprach, und Christian Führer, der einstige Pfarrer der Nikolaikirche.

Deutsche Welle: Sie wurden mit dem "Johann-Philipp-Palm-Preis" für Meinungs- und Pressefreiheit ausgezeichnet. Was bedeutet dieser Preis für Sie?

Josephine Achiro Fortelo: Der Preis bedeutet mir und den Medien im Südsudan sehr viel. Er erinnert uns an die Verantwortung, die wir als Journalisten tragen, denn er ist auch ein Resultat dessen, was wir als Journalisten im Südsudan leisten. Er wird mich an die Pflicht erinnern, mein Volk mit den nötigen Informationen zu versorgen, die im Südsudan lebensnotwendig sein können.

Sie sind nicht nur Journalistin. Was machen Sie noch?

Ich war Reporterin und Moderatorin, vor kurzem bin ich aber vom aktiven Journalismus zum Management gewechselt. Ich arbeite auch als Medientrainerin, um mein Wissen mit Kollegen und jungen Journalisten zu teilen. Die Arbeit gefällt mir sehr gut, da ich ständig im Kontakt mit verschiedenen Gemeinden stehe. Ich arbeite viel mit Bürger-Journalisten zusammen, die Lehrer, Bauern oder auch Gemeindeleiter sind. Ich bringe ihnen das ABC des Journalismus bei, mit dessen Hilfe sie dann die kleineren Radiosender in ihren Gemeinden mit Informationen versorgen können.

Josephine Achiro Fortelo setzt sich für die Presse- und Meinungsfreiheit in ihrem Heimatland Südsudan einBild: Albert González Farran

Was sind die Themen, über die die Einwohner Südsudans im Radio informiert werden möchten?

Wir sind noch immer im Aufbau unserer Nation, weshalb wir viel über Frieden, Konfliktlösung und friedliches Zusammenleben reden. Das sind die Themen, auf die wir uns zu fokussieren versuchen. Wir sprechen aber auch über andere Dinge wie beispielsweise Agrarkultur, da im Südsudan viel importiert wird. 

Im Südsudan werden viele Journalisten bedroht oder sogar getötet. Wie wirkt sich das auf Ihre Arbeit aus?

Südsudan ist kein sicheres Land für Journalisten, aber nichtsdestotrotz müssen wir unsere Mitmenschen informieren. Ich habe versucht, unseren Politikern zu vermitteln, dass es etwas Gutes ist, Feedback von unseren Zuhörern zu erhalten. Sie erinnern die Politiker daran, wenn etwas falsch läuft. Seit der Unterzeichnung des Friedensvertrages haben wir nicht mehr von Festnahmen von Journalisten gehört. Die Regierung kann uns Journalisten aber noch immer bedrängen oder Artikel aus Zeitungen entfernen. Solche Dinge geschehen noch immer - aber nicht mehr in dem Ausmaß wie vor der Unterzeichnung des Vertrages. 

Was treibt Sie an weiterzumachen?

An einem Punkt in meinem Leben habe ich darüber nachgedacht, aufzuhören und das Land zu verlassen. Aber dann habe ich mich selbst davon überzeugt zu bleiben. Wenn jeder flieht, wer setzt sich dann dafür ein, die Situation zu verändern? Wenn ich das Land verlasse, wer wird dann für es da sein? Und außerdem bin ich nicht alleine. Wir sind viele. 

Wie können die Radionetzwerke im Südsudan zum Friedensaufbau beitragen?

In unseren Sendungen lesen wir viele Artikel vor, damit unsere Zuhörer verstehen, worauf sich im Friedensprozess geeinigt wurde und wie die Einwohner des Landes ihren Teil zum Frieden beitragen können. Einige Gemeinden im Südsudan sind verfeindet und wollen nicht miteinander leben. Hier versuchen wir, das Zusammenleben zu fördern - denn wir wollen, dass alle Gemeinden friedvoll nebeneinander leben können.

Was ist Ihr Wunsch für die Zukunft des Landes?

Ich wünsche mir, Südsudan wie jedes andere Land zu sehen. Wir brauchen Einwohner, die ihr Land lieben. Lasst uns unser Land gemeinsam aufbauen. Ich habe den festen Glauben, dass wir Südsudan zu einem besseren Ort für uns alle machen können. Dafür müssen wir an uns selber glauben. Und Frieden ist dafür der einzige Weg.

Das Gespräch führte Isabel Surges.