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Kriminalität

Mutmaßliche Schlepper in Köln vor Gericht

7. November 2016

Sind sie Täter oder Opfer? In Köln stehen seit diesem Montag zwei junge Syrer vor Gericht, die Mitschuld am Tod von Flüchtlingen haben sollen. Die Brüder bestreiten, als Schleuser gearbeitet zu haben.

Griechenland Kos  Bootsflüchtlinge Symbolbild Schlepper
Bootsflüchtlinge vor der griechischen Insel Kos (Archivbild)Bild: picture-alliance/dpa/Y. Kolesidis

Gerade einmal 18 und 20 Jahre sind Fouad und Ahmad G. alt. Dennoch stehen die beiden syrischen Brüder laut Anklageschrift in enger Verbindung zu einer kurdischen Schleusergruppe. Die Organisation soll irakischen Flüchtlingen zugesagt haben, sie für rund 2200 Euro pro Person mit einer Jacht vom türkischen Bodrum aus auf die griechische Insel Kos zu bringen.

Vor der Abreise in der Nacht vom 16. zum 17. November 2015 stellten die Schleuser den Flüchtlingen der Staatsanwaltschaft zufolge aber nur ein Schlauchboot zur Verfügung. Außerdem verboten sie den Insassen, Schwimmwesten anzulegen - angeblich, um durch die Signalfarben nicht aufzufallen.

Laut Anklage zwangen die Schleuser die Flüchtlinge dann unter Androhung von Gewalt, das seeuntüchtige Schlauchboot zu besteigen. Auch die beiden Brüder sollen auf dem Boot gewesen sein, das mit insgesamt 17 Menschen an Bord überladen war und vor der griechischen Insel Kos kenterte. Mindestens acht Flüchtlinge ertranken.

Die Anwälte der zwei mutmaßlichen Schleuser mit Staatsanwalt Alexander Fuchs (rechts)Bild: picture-alliance/dpa/O. Berg


Bereits damals soll ein Mann aus dem Irak den Brüdern kurz nach dem Unglück vorgeworfen haben, Schleuser und damit für den Tod seiner Angehörigen verantwortlich zu sein. Bei anschließenden Nachforschungen der griechischen Behörden sei dieser Verdacht jedoch entkräftet worden, erklärte einer ihrer Anwälte.

Fouad und Ahmad G. seien vielmehr selbst als Flüchtlinge unter schwierigsten Bedingungen aus Syrien geflüchtet, um der Einberufung zur Armee entgehen. In einer von der Verteidigung verlesenen Erklärung heißt es, sie hätten ebenfalls mit einem Boot nach Kos übergesetzt - allerdings entgegen der Anklageschrift mehrere Tage nach dem Unglück vor der Insel. Auch ihr Schiff sei völlig überladen gewesen und beinahe gekentert, so die Verteidigung.

Aussage gegen Aussage

Über die so genannten Balkanroute gelangten die Brüder schließlich nach Deutschland und kamen in einer Flüchtlingsunterkunft im Kölner Stadtteil Ostheim unter. Offenbar durch puren Zufall begneteten sie bei einer Veranstaltung in einer Kirche dem irakischen Familienvater wieder, der sie bereits in Griechenland beschuldigt hatte, als Schleuser gearbeitet zu haben. Der Mann machte Fotos von den beiden jungen Männern und zeigte sie bei der deutschen Polizei an, die sie am 24. März festnehmen konnte.

Der Anwalt des älteren Bruders erklärte zum Auftakt des Verfahrens, sein Mandant erhoffe sich von dem Prozess, dass endlich seine Unschuld festgestellt werde. Bei einem Schuldspruch droht dem 20-Jährigen eine Haftstrafe zwischen drei und 15 Jahren. Da sein Bruder zur Tatzeit erst 17 Jahre alt war, wird er nach dem Jugendstrafrecht behandelt. In diesem Fall drohen bis zu zehn Jahre Gefängnis. Die Kölner Richter stehen vor einer schwierigen Aufgabe, da Aussage gegen Aussage steht und es nahezu unmöglich ist, zu rekonstruieren, was sich vor genau einem Jahr nachts auf dem Mittelmeer abgespielt hat. 

djo/cr (afp, dpa)

 

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