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Politik

Anklage gegen möglichen Hintermann

30. November 2019

Zwei Jahre lang steckten die Ermittlungen im Mordfall Daphne Caruana Galizia praktisch fest. Doch seit einigen Tagen überschlagen sich die Ereignisse. Es gibt eine neue Anklage und der Premier steht vor dem Rücktritt.

Malta Protest vor Büro von Premierminister Jospeh Muscat in Valetta
Demonstranten am Freitag in Valletta fordern die schonungslose Aufklärung des MordesBild: picture-alliance/AP Photo/R. Rossignaud

Die Enthüllungsjournalistin starb im Oktober 2017 auf Malta durch eine Autobombe. Die damals 53-jährige Daphne Caruana Galizia hatte regelmäßig über Korruption, Geldwäsche und andere illegale Geschäfte in ihrer maltesischen Heimat berichtet. Drei Männer wurden relativ kurz nach der Tat festgenommen und angeklagt. Sie sollen den Sprengsatz gebaut und gezündet haben. Wer hinter ihnen steckte war lange Zeit unklar. Mehr als zwei Jahre nach dem Mord kommt Bewegung in die Sache.

Unternehmer wegen Mittäterschaft angeklagt

Gegen den vor zehn Tagen festgenommenen maltesischen Geschäftsmann Yorgen Fenech wurde offiziell Anklage erhoben. Ein Gericht in der Hauptstadt Valletta wirft ihm unter anderem Beihilfe zum Mord und Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung vor. Das Gericht ordnete zudem an, Fenechs Vermögen einzufrieren.

Der Unternehmer ist Direktor eines Konsortiums, das 2013 von Maltas Regierung den Auftrag erhalten hatte, ein Gaskraftwerk zu bauen. 2018 kam heraus, dass ihm auch eine geheime Offshore-Gesellschaft namens "17 Black" gehörte. Caruana Galizia hatte Monate vor ihrem Tod die Existenz der verborgenen Offshore-Firma aufgedeckt.

Fenech war am 20. Oktober auf seiner Jacht vor der Küste Maltas festgenommen worden, als er versuchte, von der Mittelmeerinsel zu flüchten. Daraufhin hatte er angeboten, im Gegenzug für Straffreiheit brisante Informationen preiszugeben. Dies war ihm verwehrt worden.

Insider berichten von bevorstehendem Rücktritt des Premiers

Auch innerhalb der Regierung zieht die Mordaffäre immer weitere Kreise. Mehrere Regierungsmitglieder mussten bereits ihren Posten aufgeben. Sie werden bezichtigt, Schmiergelder von Fenech angenommen zu haben. Die Betroffenen beteuern ihre Unschuld.

Joseph Muscat, seine Tage als Premier scheinen gezähltBild: Reuters/Y. Nardi

Jetzt steht wohl auch Maltas Regierungschef Joseph Muscat vor dem Aus, weil der Angeklagte Fenech Kontakt zu einem der engsten Vertrauten des Premiers gehabt haben soll. Nach Angaben aus seiner Partei wird Muscat am 18. Januar zurücktreten. Muscat werde seine Ämter niederlegen, sobald seine Partei einen neuen Vorsitzenden gewählt habe, hieß es am Samstag in Valletta. Von offizieller Seite gab es hierzu keine Mitteilung. Auf Malta ist der Chef der Regierungspartei zugleich automatisch Regierungschef.

Angehörige der Ermordeten und Tausende Bürger des Landes erheben schwere Vorwürfe gegen Regierung und Justiz: Die Ermittlungen würden von einer korrupten Führung behindert und gezielt verschleppt. Die Hintermänner der Tat sollten gedeckt, Verbindungen zu höchsten Funktionsträgern vertuscht werden. Caruana Galizias Familie hält den jetzt angeklagten Fenech für einen der Auftraggeber des Mordes.

qu/nob (dpa, afp, rtr)

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