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Politik

Salah Abdeslam zu 20 Jahren Haft verurteilt

23. April 2018

Er soll der einzige überlebende Attentäter der Anschläge von Paris sein. Doch in diesem ersten Prozess gegen den Franzosen ging es um versuchten Polizisten-Mord in Belgien. Sein Komplize erhielt die gleiche Strafe.

Salah Abdeslam Gerichtszeichnung
Gerichtszeichnung: Salah Abdeslam zum Zeitpunkt der Festnahme (li.) und während des Prozesses Bild: picture-alliance/dpa/Belga/I. Preys

Das Strafgericht in Brüssel befand Abdeslam und seinen mitangeklagten Komplizen Soufien Ayari des versuchten terroristischen Mordes für schuldig. Auch Ayari muss für 20 Jahre ins Gefängnis. Beide waren bei der Urteilsverkündung im Justizpalast nicht anwesend. Die Höhe des Strafmaßes entspricht der Forderung der Staatsanwaltschaft.

Abdeslam soll zu einer Terrorzelle des "Islamischen Staates" (IS) gehören, die die verheerenden Anschläge von Paris im November 2015 und in Brüssel vom März 2016 verübte. In diesem ersten Verfahren gegen ihn, das Anfang Februar begann, ging es allerdings nicht um diese Attentate, wie Gerichtsvorsteher Luc Hennart klarstellte. Es ging um eine Schießerei mit der Polizei in einem Brüsseler Viertel.

Fahndungsfoto: Salah Abdeslam galt als meistgesuchter Terrorist Europa Bild: picture-alliance/dpa/Police Nationale

In Belgien untergetaucht

Nach den Anschlägen in der französischen Hauptstadt soll Abdeslam nach Belgien geflohen und dort untergetaucht sein. Monatelang wurde nach ihm gefahndet, er galt als Europas meistgesuchter Terrorist. Bei einer Polizei-Razzia im Brüsseler Viertel Forest kam es dann zu dem Feuergefecht, bei dem drei Beamte verletzt wurden. Als bewaffnete und mit kugelsicheren Westen ausgestattete Polizisten eine Wohnungstür aufbrachen, wurden sie vom Kugelhagel aus zwei Maschinengewehren überrascht. Nach erfolglosen Versuchen, das Versteck der Verdächtigen zu stürmen, gelang Abdeslam und Ayari die Flucht über Hausdächer und Hinterhöfe. Drei Tage später wurden sie jedoch in der Gemeinde Molenbeek gefasst – vier Tage vor den Anschlägen in der belgischen Hauptstadt, als Selbstmordattentäter am Flughafen und in der U-Bahn zuschlugen. Abdeslam soll auch an der Vorbereitung dieser Attentate beteiligt gewesen sein. Später wurde er an Frankreich ausgeliefert, wo er in Untersuchungshaft sitzt.

Bei der Razzia am 18. März 2016 in Molenbeek wurden Abdeslam und ein Komplize gefasst Bild: picture-alliance/AP Photo/Uncredited

Zum Prozessauftakt hatte der 28-jährige Abdeslam in Brüssel erklärt, er wolle nicht auf Fragen des Gerichts antworten. "Ich verteidige mich durch Schweigen." Das Gericht solle seine eigenen Schlüsse ziehen, er vertraue auf Allah. Sein Komplize Ayari, ein gebürtiger Tunesier, der im Zuge der Flüchtlingskrise aus Syrien über die Türkei und Griechenland nach Belgien gelangte, machte hingegen ausführliche Angaben. Er räumte Verbindungen zum IS ein, verwickelte sich aber auch Widersprüche und hinterließ einen unglaubwürdigen Eindruck. Die eigentlichen Tatvorwürfe bestritt Ayari.

Abdeslam bleibt auch nach dem Brüsseler Urteil in Frankreich in U-Haft. Die umfangreichen Ermittlungen zu den Pariser Terroranschlägen werden voraussichtlich noch bis 2019 dauern. Seine belgische Haftstrafe würde der islamist im Falle einer Verurteilung in Frankreich erst nach der dortigen Strafe antreten. Gegen das Brüsseler Urteil sind zudem Rechtsmittel möglich.

se/as (rtr, ap, dpa, afp) 

 

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