An jedem zweiten Sonntag im Mai ist es wieder soweit: Am Muttertag schicken die Kinder eine Grußkarte oder kaufen ein paar Blumen - zur Not an der Tankstelle. Das hatte die Gründerin des Feiertags nicht im Sinn.
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Es ist wieder Muttertag!
Irgendwie kommt er immer überraschend: der Muttertag am zweiten Sonntag im Mai. Glücklicherweise sind Blumenläden darauf gut vorbereitet. Wer behauptet, der Muttertag sei nur Kommerz, hat im Grunde gar nicht so unrecht.
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Der Muttertag kommt nach Deutschland
Erfunden wird der Muttertag vor etwas mehr als 100 Jahren in den USA. Deutsche Floristen sehen das Potential. Der Verband deutscher Blumengeschäftsinhaber beschließt, den Muttertagsgedanken zu übernehmen und intensiv zu bewerben. Am 13. Mai 1923 wird der Tag das erste Mal in Deutschland gefeiert.
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Aufschwung in der NS-Zeit
Besonders den Nationalsozialisten gefällt die Idee des Muttertages. Sie erklären ihn sogar zu einem offiziellen Feiertag. Ab 1939 verleihen sie an diesem Tag das Mutterkreuz für "Verdienste um das deutsche Volk": Die Trägerinnen haben vier oder mehr "reinrassige" Kinder geboren.
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Stoffblumen gegen Geld
In der jungen Bundesrepublik steht ein anderer Gedanke im Vordergrund: Mütter sollen gesundheitlich gestärkt werden, zum Beispiel durch Kuren. Deshalb gründet 1950 Bundespräsidenten-Gattin Elly Heuss-Knapp das Müttergenesungswerk. Am Muttertag sammelt das Werk das erste Mal Geld - 2,5 Millionen Mark kommen zusammen. Als Dank gibt es eine Stoffblume ans Revers gesteckt.
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Ein Kochtopf als Geschenk
Feministinnen ist die Mütterseligkeit zuwider. Sie wollen sich nicht mit Geschenken abspeisen lassen. "Zum Muttertag bekommen wir einen Blumen- und einen Kochtopf, dazu eine Schachtel Mon Cherie, damit wir uns der Doppelbelastung von Beruf und Haushalt unterwerfen", heißt es in einem Flugblatt von 1971.
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"Nicht nur Blumen - wir wollen Rechte"
In den 1980er Jahren wird der Muttertag zum Demonstrationstag. Tausende Frauen und ein paar Männer versammeln sich in Bonn und protestieren für Frauenrechte. Ihr Motto: "Wir machen Putz in Bonn."
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Alle Frauen werden gefeiert
In der DDR dagegen spielt der Muttertag überhaupt keine Rolle. Er wird offiziell sogar abgelehnt - zugunsten des Internationalen Frauentages am 8. März, der wiederum in der Bundesrepublik eine geringere Bedeutung hat.
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364 Tage lang ungedankt
Immer wieder steht der Muttertag auch in der Kritik, dass der Rolle der Mutter nur einmal im Jahr gedacht wird und sie ansonsten die Putzfrau und Köchin der Familie ist.
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Einen Tag für sich alleine
Und heute? Einer repräsentativen Umfrage der Deutschen Presse-Agentur zufolge will jeder fünfte Erwachsene seiner Mutter nichts schenken. Interessanterweise wünschen sich die wenigsten Mütter Konfekt, Blumen oder Zeichnungen, wie aus einer nicht repräsentativen Umfrage eines Elternportals hervorgeht. Sie möchten viel eher einen Tag mit der Familie haben. Oder einen Tag einfach nur für sich.
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Die Ursprünge des Muttertags gehen bis in die Antike zurück. So verehrten die Griechen Rhea, die Göttin der Behaglichkeit, der Fruchtbarkeit und der Mutterschaft. Der Großen Göttermutter Kybele huldigten sowohl Griechen als auch Römer.
Im 19. Jahrhundert entstand dann der Vorläufer des heutigen Muttertags. Die US-Amerikanerin Ann Maria Reeves Jarvis hatte sich der Wohltätigkeit verschrieben und organisierte um 1865 während des amerikanischen Bürgerkrieges sogenannte Mütter-Freundschaftstage. Ziel war es, die Verwundeten zu versorgen. 1870 gründete die Frauenrechtlerin Julia Ward Howe eine Mütter-pazifistische Friedenstag-Initiative: Kein Sohn sollte mehr sinnlos in irgendwelchen Kriegen geopfert werden.
Es begann in einer Kirche
Als eigentliche Begründerin gilt aber Anna Marie Jarvis, die Tochter von Ann Maria Reeves. Als ihre Mutter starb, veranstaltete sie am 12. Mai 1907 in der Methodistenkirche von Grafton (West Virgina) ein Gedächtnis-Muttertagstreffen. Nur ein Jahr später wurde auf ihr Drängen allen Müttern eine Andacht gewidmet. Dabei ließ sie 500 weiße Nelken vor der örtlichen Kirche an andere Mütter austeilen. Schließlich schrieb sie Briefe an Politiker, Geschäftsleute, Geistliche und Frauenvereine und machte sich für die Einführung eines offiziellen Feiertags stark. Die Bewegung wuchs sehr rasch an, bereits 1909 wurde der Muttertag in 45 Staaten der USA gefeiert und breitete sich von dort rund um den Globus aus.
Reiner Kommerz?
Ausgerechnet die Begründerin des Feiertags kämpfte später erbittert und erfolglos für seine Abschaffung: Anne Marie Jarvis kritisierte die Geschäftemacherei rund um den Muttertag und betonte immer wieder, es ginge um Gefühl und nicht um Profit. Man solle seine Mutter mit Briefen ehren, statt Geld für Blumen, Geschenke und teure Grußkarten zu verschleudern.
Zu spät: Bis heute wird der Muttertag zwar immer wieder kritisiert, doch abgeschafft wird er wohl nicht mehr.