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Myanmar: China hilft der Militärjunta beim Bombenbau

19. Juli 2025

Ein Staatsunternehmen aus China hilft bei der Produktion von Bomben, mit denen Myanmars Armee wahllos Zivilisten getötet haben soll. Die Firma trage damit eine Mitschuld, so der Bericht einer NGO.

Myanmar Ayeyarwaddy-Delta 2018 | Kampfflugzeuge der Luftwaffe werfen bei einer Militärübung Bomben ab
Das Archivbild zeigt myanmarische Kampfflugzeuge beim Abwurf von Bomben bei einer Militärübung am 2.2.2018Bild: Lynn Bo Bo/AP/picture alliance

Die Luftwaffe Myanmars habe in großem Umfang Bomben wahllos gegen Zivilisten eingesetzt, die mit chinesischer Hilfe gebaut worden seien, heißt es in einem neuen Bericht des Special Advisory Council for Myanmar (SAC-M). Das SAC-M ist eine unabhängige Organisation, die von ehemaligen UN-Diplomaten gegründet wurde, die sich intensiv mit dem südostasiatischen Land beschäftigt hatten.

Im Fokus des neuen Berichts steht die Zusammenarbeit zwischen dem chinesischen Rüstungshersteller China South Industries Corporation (China South) und der Waffenfabrik DI 21 im zentralmyanmarischen Magway. Die Autoren verwendeten dabei öffentlich zugängliche Informationen, Zeugenaussagen, offizielle Dokumente, Expertenmeinungen und andere Informationsquellen. China South und seine Tochtergesellschaft Hunan Vanguard waren nach den Erkenntnissen des SAC-M "wesentlich am Aufbau der meisten Produktionslinien in der Waffenfabrik DI 21 beteiligt".

Myanmars Juntachef Min Aung Hlaing (Archiv)Bild: Aung Shine Oo/AP Photo/picture alliance

Zur Kooperation gehören außerdem die Entsendung chinesischer Ingenieure, die Ausbildung von DI 21-Mitarbeitern in China sowie die Lieferung von Schlüsselkomponenten für die Waffensysteme. Die Rüstungsindustrie der Junta in Myanmar sei "völlig abhängig von ausländischen Materiallieferungen, einschließlich Mikroelektronik. Viele der Komponenten werden in der DI 21 in den Bomben verbaut ", heißt es in dem Bericht.

China als "Mittäter" in Myanmar

Yanghee Lee, von 2024 bis 2020 UN-Sonderberichterstatterin über die Menschenrechtssituation in Myanmar und eine der Mitbegründerinnen der SAC-M, fordert, dass China die militärische Unterstützung für der Junta in Myanmar sofort beenden müsse.

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02:27

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"China South ist ein staatliches Unternehmen und untersteht somit der chinesischen Regierung. Durch die Bereitstellung von Bomben und deren Produktionen in Myanmar macht sich China South mitschuldig an den schweren Verstößen der Junta gegen die Zivilbevölkerung."

Der andere SAC-M Mitbegründer Marzuki Darusman, Ex-Generalstaatsanwalt von Indonesien und ehemaliger Vorsitzender der Unabhängigen Internationalen Fact-Finding Mission der UN zu Myanmar, sagte, dass die Bomben auch lange nach dem Ende des Bürgerkrieges in Myanmar nicht in Vergessenheit geraten würden.

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"Wenn die Menschen in Myanmar auf China blicken, hoffen sie, eine Kraft für echten Frieden und Stabilität zu sehen. Stattdessen sehen sie den Mittäter, der für ihr Leiden mit verantwortlich ist. Die Bomben, die ihre Gemeinden in Schutt und Asche legen, wurden mit Chinas Hilfe in DI 21 hergestellt", sagt Darusman, "Ist dies das Erbe, das China in Myanmar hinterlassen will?"

Junta bombardiert wahllos

Die Militärjunta hat nach dem Militärputsch von 2021 Kontrolle über weite Teile der Vielvölkernation verloren. Infolgedessen greift die Militärführung die ethnischen Gruppen, die sie als terroristische Organisationen ansieht, aus der Luft an.

Der Luftangriff auf das Dorf Pa Zi Gyi in der Region Sagaing am 11. April 2023 tötete nach UN-Angaben mindestens 155 Menschen, darunter Frauen und KinderBild: Kyunhla Activists Group/AP/picture alliance

Diese Taktik wird von der internationalen Gemeinschaft scharf verurteilt, denn bei den Luftangriffen kommen viele Zivilisten ums Leben. 2023 starben nach UN-Angaben bei einem Bombardement auf das Dorf Pa Zi Gyi in der Region Sagaing 155 Menschen, darunter viele Kinder. Die Luftangriffe haben in der Region mit geschätzt fünf Millionen Einwohnern seitdem kein Ende gefunden. Letzte Woche wurden bei einem Luftangriff auf ein buddhistisches Kloster in Sagaing 23 Menschen getötet.

"Landesweite Daten bestätigen den Einsatz von Kampfjets, Hubschraubern und Kampfdrohnen zur Bombardierung von Ortschaften in ganz Myanmar in noch nie da gewesenem Ausmaß", heißt es in dem am Mittwoch (16.7.25) veröffentlichten Bericht. "Experten schätzen, dass die Junta allein in den letzten vier Monaten 2023 um die 750 Luftangriffe in 11 Regionen Myanmars durchgeführt hat, das heißt sechs pro Tag."

Wohnhäuser wurden beim Luftangriff der Junta am 11. April 2023 komplett zerstörtBild: Kyunhla Activists Group/AP/picture alliance / ASSOCIATED PRESS

"China mischt sich in die inneren Angelegenheiten Myanmars ein"

"Chinas Rüstungsindustrie ermöglicht der Junta Tausende von Luftangriffen, bei denen Zivilisten massakriert werden, darunter Binnenflüchtlinge, ältere Menschen, Kinder und Frauen", sagt die myanmarische Menschenrechtsaktivistin Khin Ohmar im DW-Interview.

(Archiv) Myanmars Machthaber General Min Aung Hlaing (r.) empfing Chinas Minister für öffentliche Sicherheit Wang Xiaohong (l.) im Oktober 2023Bild: The Military True News Information Team/AP Photo/picture alliance

"Im UN-Sicherheitsrat verhindert die Vetomacht China ein Waffenembargo gegen Myanmar, um die kriegsverbrecherische Junta zu schützen. Dies sind die Einmischung Chinas in die Angelegenheiten unseres Landes und schwerwiegende Verstöße gegen die internationalen Menschenrechtskonventionen und das Strafrecht. Das muss zur Rechenschaft gezogen werden", fordert Khin Ohmar.

Die Hoffnung auf Erdbeben-Überlebende schwindet

02:09

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Schon seit Jahrzehnten beliefert Peking das Militär Myanmars mit Waffen und investiert gleichzeitig Milliarden in den Öl- und Gassektor des Landes. Nach Jahren des Bürgerkriegs ist China auch einer der wenigen internationalen Verbündeten der Junta.

China der einzige Verbündete der Junta

Während die westlichen Staaten wie die USA und EU-Mitglieder allesamt Sanktionen gegen das Militärregime verhängt haben, scheint die chinesische Unterstützung nur noch stärker zu werden - insbesondere seit dem verheerenden Erdbeben in der Region Sagaing im März 2025. Politische Begegnungen fanden regelmäßig statt. General Min Aung Hlaing, Premierminister und Chef der Junta, war zuletzt im November 2024 in China zu Gast.

Chinesische Rettungsteams nach dem Erdbeben in Myanmar im März 2025Bild: Myo Kyaw Soe/AP Photo/picture alliance

Nachdem er im November 2024 nach China gereist war, traf sich Junta-Chef Min Aung Hlaing vor zwei Monaten mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping in Moskau. Am Rande der Feierlichkeiten über den 80. Jahrestag des Sieges über Nazi-Deutschland in Moskau im Mai 2025 traf er Xi noch einmal.

"Das regelmäßige Treffen mit Xi Jinping sendet ein starkes Signal, dass China das Junta-Regime auf höchster Ebene unterstützt", sagt Jason Towers, Ex-Myanmar-Länderdirektor des Friedensforschungsinstituts der USA (USIP) gegenüber DW. "Entscheidungsträger in der chinesischen Grenzprovinz Yunnan und mächtige chinesische Staatsunternehmen haben sich seit dem Erdbeben ebenfalls enger mit der Junta verbündet und versuchen, neue Wirtschaftsverträge abzuschließen. Sie versorgen das Regime mit neuen Technologien, die dessen Position auf dem Schlachtfeld stärken."

Die DW hat sowohl die chinesische Botschaft in Myanmar als auch die chinesische Regierung in Peking um Stellungnahmen gebeten und bis Redaktionsschluss keine Antwort erhalten.

Bangladesch: Rohingya-Flüchtlinge fürchten größere Not 

04:00

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Aus dem Englischen adaptiert von Dang Yuan

 

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