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Myanmar: Kaum Hoffnung für eine Rückkehr der Rohingya

Shaikh Azizur Rahman
17. Februar 2025

Die anhaltende Gewalt und Zwangsrekrutierung junger Rohingya in Myanmar lassen die Hoffnung auf eine sichere Rückkehr der Flüchtlinge in ihre Heimat zunehmend schwinden.

Rohingya-Flüchtlingslager in Ukhia im südöstlichen Bezirk Cox's Bazar in Bangladesch
Rohingya-Flüchtlingslager in Ukhia im südöstlichen Bezirk Cox's Bazar in Bangladesch Bild: Mohammed Shajahan/ZUMA Press Wire/picture alliance

Zehntausende Rohingya sind seit Ende 2023 nach Bangladesch geflohen. Sie kamen aus Myanmars unruhigem Bundesstaat Rakhine und finden Zuflucht im südlichen Küstenbezirk Cox's Bazar, wo seit 2017 und dem blutigen Vorgehen der Armee Hunderttausende Rohingya-Muslime über die Grenze ins Nachbarland Bangladesch flohen.

Seit dem Putsch gegen die demokratisch gewählte Regierung von Aung San Suu Kyi in Myanmar im Februar 2021 ist die Situation der Rohingya-Muslime schlimmer geworden. Anhaltende Kämpfe zwischen zahlreichen ethnischen Rebellengruppen und dem Militär erschüttern Myanmar.

Die Rebellengruppe Arakan Army (AA), die gegen die herrschende Junta um die Kontrolle über Myanmars westliche Grenzgebiete kämpft, will mehr Autonomie für die ethnische Gruppe der Rakhine, eine Bevölkerung, die auch beschuldigt wird, dem Militär bei der Vertreibung der Rohingya geholfen zu haben. Seit November 2023 greift die AA im Bundesstaat Rakhine Armeestützpunkte an.

Flucht vor dem Bürgerkrieg

Roshid Ahmad, der vor den Kämpfen in Myanmar geflohen ist, ist dankbar, "einer von denen zu sein, die lebend davongekommen sind". Der 21-jährige Rohingya aus dem Township Maungdaw in Rakhine nahm im Dezember 2024 mit seiner Mutter und seinem Bruder ein Boot nach Bangladesch. "Nicht jeder Rohingya kann unversehrt aus Myanmar fliehen, geschweige denn mit seinen Lieben", sagte er der DW in einem Videoanruf aus einem Rohingya-Flüchtlingslager in Cox's Bazar.

Rohingya-Flüchtlinge: Entführt und zu Kriegsdienst gezwungen

04:37

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"Die Rebellen der Arakan-Armee verschleppen junge Rohingya-Männer gewaltsam aus den Dörfern, rekrutieren sie und lassen sie gegen das myanmarische Militär kämpfen", sagte Ahmad. "Viele der entführten Rohingya sind spurlos verschwunden. Hunger und Krankheiten, die nicht behandelt werden, töten die Rohingya in Rakhine", sagte Ahmad und fügte hinzu: "Ich glaube nicht, dass die Rohingya jemals zurückkehren können."

Im vergangenen Jahr begannen sowohl die Junta als auch die AA, junge Rohingya zwangsweise zu rekrutieren, berichtete Human Rights Watch. Mehrere Rohingya, die kürzlich nach Bangladesch geflohen waren, berichteten der DW, wie sehr ihre Gemeinschaft in Myanmar gelitten hatte.

Jawad Alom, der im September zusammen mit seinen vier Brüdern und Cousins sowie deren Familien nach Bangladesch floh, beschuldigte mehrere AA-Rebellen, seine Schwägerin vergewaltigt zu haben.

"Die AA-Männer überfielen unser Dorf in Buthidaung mit dem Ziel, einige Rohingya-Männer zu entführen. Mein Bruder und ich haben uns aus dem Dorf geschlichen", sagte Alom der DW. Alom berichtete, sie seien nach dem Weggang der Rebellen in ihr Dorf zurückgekehrt und hätten dort festgestellt, dass sie "mindestens ein halbes Dutzend Rohingya-Frauen vergewaltigt hatten, darunter auch die Frau meines Bruders".

"Als wir unser Dorf in Richtung Bangladesch verließen, fanden wir auf dem Weg Dutzende von Leichen, die in Teichen am Straßenrand trieben", behauptete Alom. "Sie sahen aus wie Rohingya-Männer, die offenbar von AA-Rebellen hingerichtet wurden. Manchmal töteten sie Rohingya, die sich ihren Entführungs- oder Rekrutierungsversuchen widersetzten."

Rohingya-Muslime aus Myanmar fliehen in NachbarländerBild: Rahmat Mirza/AP/picture alliance

Nach einer aktuellen Schätzung der bangladeschischen Regierung sind seit Ende 2023 über 65.000 Rohingya nach Bangladesch geflohen. Andere Schätzungen gehen von bis zu 80.000 aus.

"Geringe Hoffnung" auf Rückführung nach Myanmar

Mehrere Versuche in den vergangenen Jahren, Rohingya-Flüchtlinge nach Myanmar zu schicken, sind gescheitert. Viele Gemeindemitglieder weigern sich aufgrund der Unsicherheit, in ihre Heimat zurückzukehren.

Flüchtlingsexperten sagen, dass eine Rückführung mit Würde und Rechten zwar die ideale Option wäre, es aber in naher Zukunft keine Hoffnung darauf gibt.

Der in Kanada ansässige Flüchtlingsumsiedlungsexperte Mohammad Zaman stellte fest, dass das Militär "repressiv geblieben ist und eine zweite, oder manche sagen sogar eine dritte Welle des Völkermords" gegen das Volk der Rohingya durchgeführt hat. "Das ist keine richtige Umgebung für eine Rückkehr", sagte Zaman gegenüber der DW.

"Obwohl die AA einen großen Teil des nördlichen Rakhine-Staats kontrolliert, können die Vertriebenen ihnen aufgrund der von der AA begangenen Gräueltaten nicht vertrauen. Dies ist ein ebenso politisches wie humanitäres Problem. Die Lösung wäre nicht einfach." Zaman fügte hinzu, dass die Untätigkeit der internationalen Gemeinschaft bei dem jüngsten Völkermord "bedauerlich" sei.

Khalilur Rahman, Hoher Repräsentant für Rohingya-Angelegenheiten unter Muhammad Yunus, dem Interimschef der bangladeschischen Regierung, sagte der DW, sein Land sei bereit, die Bemühungen der Vereinten Nationen zur Bereitstellung humanitärer Hilfe und zur Sicherung des Lebensunterhalts für die Menschen in Rakhine zu unterstützen.

"Dies kann jedoch nur geschehen, wenn Konflikte und Gewalt, Luftangriffe und Bombardierungen sowie weit verbreitete Menschenrechtsverletzungen insbesondere gegenüber den Rohingya ein Ende haben", sagte er.

"Darüber hinaus sollten diejenigen, die finanzielle Hilfe leisten und diejenigen, die Hilfsgelder empfangen, ungehinderten Zugang haben und frei von Gewalt, Vertreibung, Diskriminierung, Einschüchterung und Belästigung sein." Wenn diese Bedingungen und Hilfsgrundsätze erfüllt würden, so Rahman, werde dies vor Ort die Voraussetzungen für eine "freiwillige, sichere und würdevolle Rückkehr der gewaltsam vertriebenen Rohingya aus Bangladesch nach Rakhine" schaffen.

Leugnung der Rohingya-Identität

Der Rohingya-Menschenrechtsaktivist Htway Lwin sagte, dass die AA neben den verschiedenen Formen der Gewalt gegen die Rohingya auch ihre Identität als Ureinwohner Myanmars leugne.

"Obwohl wir unseren Traum von der Rückkehr in unser angestammtes Land aufrechterhalten, können wir keinen Rückführungsprozess akzeptieren, der uns weiterem Schaden aussetzen würde", sagte Lwin gegenüber der DW.

"Bangladesch und die internationale Gemeinschaft müssen sicherstellen, dass die Rückführung kein erzwungener Prozess in anhaltende Staatenlosigkeit ist, sondern auf rechtlicher Anerkennung, Rechenschaftspflicht und strukturellem Schutz basiert."

"Ohne diese Garantien besteht die Gefahr, dass die Rückkehr erneut zu Völkermord und Enteignung führt“, betonte Lwin.

Aus dem Englischen adaptiert von Shabnam von Hein

Der Kampf der Rohingya-Frauen

15:36

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