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Gesellschaft

#MyGermanDream - Hashtag für Deutschland

2. August 2018

Unter dem Hashtag #MeTwo haben viele ihre Erlebnisse mit Alltagsrassismus in Deutschland geteilt. Jetzt gibt es einen Hashtag für positive Erfahrungen. Ins Leben gerufen hat ihn der deutsch-türkische Aktivist Ali Utlu.

Deutschland Symbolbild Multikulti |
Straßentango in Hamburg zum argentinischen Nationalfeiertag - Sieht so interkulturelles Miteinander aus?Bild: picture-alliance/dpa/M. Scholz

Vor einigen Tagen begann der Kölner Ali Utlu, über Erfahrungen und Sichtweisen auf sein Leben in Deutschland zu twittern, und lud andere ein, es ihm gleichzutun. Mittlerweile gibt es Hunderte Tweets und Retweets von Menschen mit Migrationshintergrund, die Positives über Deutschland zu sagen haben - entweder unter dem von Utlu vorgeschlagenen #MyGermanDream oder auch unter #GermanDream, einem Hashtag, der etwa zur gleichen Zeit, aber unabhängig von Utlu von der Journalistin Düzen Tekkal gestartet wurde.

Utlu ist der Sohn türkischer Einwanderer, Atheist und schwul. Dass er dies frei ausleben kann, verdanke er auch Deutschland, so der 46-Jährige im DW-Interview und auch auf Twitter.

Mit #MyGermanDream wolle er die Erfahrungen von Menschen, die Rassismus erlebt und dies unter #MeTwo verbreitet haben, keineswegs kleinreden, stellt er klar. Aber er wolle zeigen, dass es auch ein anderes Deutschland gibt, und ein positives Narrativ in die Debatte einbringen. Denn für ihn und viele andere, mit denen er gesprochen habe, würden die aufbauenden Erfahrungen überwiegen.

Der Aktivist und Blogger Ali Utlu lebt in KölnBild: privat

"Natürlich ist Rassismus auch immer wieder Teil meines Lebens gewesen. Aber man muss auch differenzieren. Wenn ich auf der Arbeit übergangen werde, kann ich natürlich sofort sagen 'das ist rassistisch'. Oder ich kann mich fragen, ob ich vielleicht einfach nicht gut genug war." Rassisten, so Utlu weiter, gebe es zwar überall, aber "wenn einer von zehn ein Rassist ist, wende ich mich eben den anderen neun zu, anstatt zu behaupten, in Deutschland sind alle rassistisch". 

Mesut Özil war der Auslöser

Der Hashtag #MeTwo war im Zuge der Debatte um den Fußballer und Deutschtürken Mesut Özil aufgekommen. Er war nach anhaltender Kritik an einem Foto, auf dem er mit dem türkischen Präsidenten Erdogan zu sehen war, aus der deutschen Nationalmannschaft ausgetreten und hatte dem Deutschen Fußballverband (DFB) Rassismus vorgeworfen. 

Daraufhin berichteten Zehntausende unter #MeTwo über eigene Erfahrungen mit Diskriminierung. Trotz Utlus dezidierten Hinweisen, dass er #MyGermanDream nicht als Widerspruch, sondern als Ergänzung zu #MeTwo verstanden wissen will, deuten viele Nutzer den Hashtag eben doch genauso:

Bezeichnend findet Utlu, dass auch Politiker der Grünen und linke Organisationen ihn für #MyGermanDream kritisieren. Sie würden ihm unter anderem vorwerfen, "den Zeitpunkt schlecht gewählt" zu haben.

"Du Vaterlandsverräter!"

Offene Anfeindungen und Hassmails besonders türkischer Landsleute ist Utlu, der schon seit Jahren in sozialen Netzwerken und in seinem Blog über die Türkei, Menschenrechte und den Islam schreibt, bereits gewohnt. Gerade für seine erdogankritische Haltung musste er sich aufs Übelste beschimpfen und bedrohen lassen - das ging so weit, dass er laut eigener Aussage zeitweise unter Polizeischutz stand und mittlerweile arbeitsunfähig ist. 

Doch es gibt auch viel Zuspruch und solche, die #MyGermanDream so nutzen, wie von Utlu beabsichtigt.

Neben Bekundungen zum Rechtsstaat oder zur Gleichheit von Mann und Frau erzählen einige von eigenen Erlebnissen, etwa Situationen, in denen sie unerwartet Rückendeckung oder Unterstützung bekamen. 

Genau diese Geschichten sind es, die Utlu mithilfe des Hashtags sichtbar machen will, um ein vollständigeres Bild von der Lebenssituation von Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland zu zeigen. Kann man ihm das zum Vorwurf machen? In Zeiten der Polarisierung in den sozialen Netzwerken wohl kaum. Denn, wie Utlu es ausdrückt: "Wir müssen alle hier zusammen leben. Deshalb sollten wir nicht nur auf das gucken, was uns trennt, sondern auch auf das, was uns verbindet."

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