Nächster Schritt für VW-Türkei-Werk
2. Oktober 2019Der Bau eines neuen VW-Werks in der Türkei rückt näher. Als einen weiteren Schritt in diese Richtung hat der Autohersteller nun in der westtürkischen Provinz Manisa eine Tochtergesellschaft gegründet. Die Firma sei dort im Handelsregister eingetragen und mit einem Kapital von umgerechnet rund 164 Millionen US-Dollar ausgestattet worden, berichtete ein Konzernsprecher am Mittwoch in Wolfsburg. Ein Mitarbeiter des türkischen Handelsregisters bestätigte den Neueintrag unter der Nummer 18717. Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu meldete unter Verweis auf den Eintrag, dass die Firma offiziell "Volkswagen Turkey Otomotiv Sanayi ve Ticaret AS" heißen werde - übersetzt "Volkswagen Turkey Automobilindustrie- und Handels-AG".
Demnach sei ein Vermögen von 943,5 Millionen Türkischen Lira (150 Millionen Euro) eingetragen. Das Unternehmen werde am Cumhuriyet-Boulevard in der Provinzhauptstadt Manisa ansässig sein. Mit Blick auf eine mögliche Fabrik in der Nähe von Izmir heißt es bei VW seit Wochen, dass man in "finalen" Gesprächen zu letzten Details des Vertrags sei. Vor einer Woche hatte der Präsident des türkischen Auto-Zulieferer-Verbandes TAYSAD, Alper Kanca, gegenüber der DW gesagt: "Dass VW diese Investition in der Türkei macht, ist eine gute Sache für die gesamte türkische Wirtschaft." Die Entscheidung sei "ein enormes Signal". Die Volkswagen-Gruppe verkaufe in guten Jahren rund 170.000 Autos in der Türkei. Damit habe VW einen großen Marktanteil in der Türkei, der abgesichert werde. Dies sei für beide Länder gut, so Kanca.
Kritik aus dem EU-Parlament
Die im neu zu bauenden Werk geplanten Modelle wären der neue Passat, der bisher im Werk Emden gefertigt wurde, und der Skoda Superb. Aus Unternehmenskreisen hieß es am Mittwoch, einen genauen Termin für den erwarteten Vertragsschluss gebe es noch nicht. Der Produktionsvorstand der Kernmarke VW Pkw, Andreas Tostmann, hatte am vergangenen Donnerstag von höchstens zwei Wochen als Zielzeitraum für eine formale Entscheidung gesprochen. Es könnte um eine Investition in Milliardenhöhe gehen. Zuvor soll auch ein Standort in Bulgarien mit im Rennen gewesen sein.
Nötig wird das Werk unter anderem, weil VW den Umstieg in die E-Mobilität an deutschen Standorten beschlossen hat. Zwickau wird bereits umgebaut, die Werke in Emden und Hannover sollen folgen. Deshalb braucht der Konzern neue Kapazitäten für den Passat und den Superb der Schwestermarke Skoda.
Zuletzt hatte eine Gruppe von EU-Parlamentariern, unter ihnen der Grünen-Abgeordnete Reinhard Bütikofer, die EU-Kommission dazu aufgefordert, zu prüfen, ob der geplante Bau eines neuen VW-Mehrmarkenwerks in der Türkei mit EU-Vorschriften vereinbar sei. Eine Sprecherin der Kommission bestätigte, dass die Behörde einen Brief eines Europaabgeordneten erhalten habe und zu gegebener Zeit darauf antworten werde.
hb/ul (dpa, DW)