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Kaymer-Porträt

3. September 2010

Martin Kaymer ist Deutschlands neuer Golfstar. Mitte August holte er den ersten Major-Titel seiner noch jungen Karriere. Der Erfolg hat Hoffnungen geweckt. Langfristig peilt der 25-Jährige die Nummer eins der Welt an.

Deutschlands Golfprofi Martin Kaymer schwingt seinen Schläger am 9. Loch im Finale der PGA Championships in Kohler, Wisconsin (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa
Kaymers neueste TrophäeBild: picture alliance/augenklick

"Ich bin sehr glücklich in Deutschland. Das Land hat sehr, sehr viel für mich getan. Ich fühle mich hier wohl, und daran wird sich auch in den nächsten Jahren nichts ändern." Ungewöhnliche Worte für einen Profisportler, der sein Geld bei Golfturnieren rund um den Globus verdient und wirklich nicht darauf angewiesen ist, Deutschland mit seinen Steuergesetzen als Wohnsitz anzugeben. Doch Martin Kaymer, 25 Jahre alt, besteht geradezu darauf, in Deutschland zu leben. "Deutschland ist mein Wohnsitz, Arizona nur der Ort, an dem ich trainiere", erklärte er bei der Präsentation der Siegertrophäe seines ersten Major-Erfolges in München.

Nein, dieser deutsche Sportstar hat wirklich nur wenig gemeinsam mit Sportgrößen, die nach Monaco oder in die Schweiz "flüchteten" wie Boris Becker und Michael Schumacher, mit denen er bereits verglichen wird. "Es ist natürlich eine große Ehre für mich, mit solchen Sportlegenden in einem Satz genannt zu werden. Aber ich denke, man sollte den Boden unter den Füßen nicht verlieren. Golf ist leider noch nicht so ein Breitensport wie Tennis oder Fußball in Deutschland!" Bescheidene Worte für einen Golfer, der es durch seinen Sport und nicht durch einen Sex-Skandal auf die Titelseite der Boulevardpresse geschafft hat.

Der Wille zum Erfolg

Martin Kaymer hat ein Händchen für den GolfsportBild: AP

"Es war immer mein Ziel, Golfprofi zu werden. Ich habe alles daran gesetzt, so gut zu werden wie jetzt. Ich denke, der Wille ist das Wichtigste", erklärt Kaymer sein Erfolgsgeheimnis. Dabei hätte es auch ganz anders kommen können. In seiner Jugend war der Düsseldorfer nämlich ein erstklassiger Fußballer und soll sogar das Zeug zum Profi gehabt haben. Doch irgendwann hat er wohl die richtige Entscheidung getroffen und sich für Golf statt Fußball entschieden.

Seit der Ehrung zum "Neuling des Jahres 2007" durch die European Tour ging es nur bergauf. Nach Siegen in Abu Dhabi, München, Schottland, Paris und erneut Abu Dhabi war es nur eine Frage der Zeit bis zum ersten Major Sieg. Bei den British Open verspielte er im Frühsommer den zweiten Platz erst auf den letzten drei Löchern. "Seitdem wusste ich, dass ich mit den ganz Großen mithalten kann", begründet der 1,84 Meter große Modellathlet sein neues Selbstvertrauen.

Der Eiskalte

Bei den US PGA-Championchips am 16. August passierte dann schließlich das Unvermeidliche. Durch sein beständiges Spiel sicherte sich Kaymer in Kohler in Wisconsin schließlich ein Stechen gegen den US-Amerikaner Bubba Watson. Und was die deutschen Fußballer im Elfmeterschießen sind, ist Martin Kaymer in sogenannten Playoffs. Wie bei seinen Siegen in München 2008 und Paris 2009 blieb Kaymer wieder eiskalt und schaffte als zweiter Deutscher nach Bernhard Langer einen Sieg bei einem der vier wichtigsten Golfturniere der Welt. Langer war dann auch der Erste, der per SMS gratulierte, erzählt Kaymer glücklich. Schließlich habe Langer ihn zum Golf gebracht.

Teilnahme am Ryder Cup

Die Nummer 1 im Visier?Bild: AP

Stolz, nun auf dem Siegerpokal neben Tiger Woods oder Jack Nicklaus zu stehen, präsentiert Martin Kaymer dann auch die gewaltige Trophäe, die es zusammen mit einem 1,35 Millionen Dollar Scheck für seinen Erfolg gab. Doch wichtiger als das Geld und der Pokal wiegt für den sympathischen Golfer die Tatsache, dass ihm durch seinen Sieg keiner mehr die Teilnahme am Ryder Cup nehmen kann, dem kontinentalen Vergleichskampf zwischen Europa und den USA vom 1. bis 3. Oktober in Wales. "Ich bin stolz, der zweite Deutsche zu sein, der beim Ryder Cup dabei sein darf; und auch stolz, für Europa und Deutschland zu spielen", erklärt er die Bedeutung des Cups, in dem die Europäer als leichte Favoriten gelten.

"Und dann greifen Sie die Spitze der Weltrangliste an?" will ein Journalist wissen. Eine Frage, auf die Martin Kaymer vorbereitet ist - hat er doch bewiesen, jeden schlagen zu können. "Wenn mich jemand im letzten Jahr gefragt hätte, wann ich meinen ersten Major-Titel hole, hätte ich auch gesagt, dass das noch ein paar Jahre dauert", erwidert Kaymer selbstbewusst. Beim immer zurückhaltenden Martin Kaymer darf so etwas durchaus als Kampfansage an den Golfthron gewertet werden.

Autor: Taufig Khali
Redaktion: Arnulf Boettcher

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