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Politik

Kinobesuch in Saudi-Arabien

19. April 2018

Mit dem US-Actionfilm "Black Panther" hat das konservative Königreich das Ende des jahrzehntelangen Kinobanns eingeläutet. In das neue Kino im King-Abdullah-Finanzdistrikt in Riad durften aber nur geladene Gäste.

Saudi-Arabien Riad Kinoeröffnung
Bild: Getty Images/AFP/Saudi Royal Palace/B. Al-Jaloud

Es ist ein echter Bruch mit der Vergangenheit des streng konservativen Saudi-Arabien, und so würdigte Kulturminister Awwad Alawwad den Startschuss für die erste Kinovorführung nach 35 Jahren als historischen Augenblick. "Die Rückkehr des Kinos markiert einen wichtigen Moment in der modernen Geschichte und dem kulturellen Leben des Königreichs", zitierte der Sender Al Arabia den Minister. "Das Kino hat immer eine wichtige Rolle dabei gespielt, Kulturen zusammenzubringen, und Saudi-Arabien ist bereit, seinen Part dabei zu übernehmen", sagte Alawwad demnach weiter.

Keine Geschlechtertrennung im Kino

In den Genuss der Kinovorstellung in der Hauptstadt Riad kamen zunächst nur Vertreter der Filmindustrie. Ab Mai soll dann auch die breite Öffentlichkeit ins Kino gehen dürfen. 

Das saudische Königshaus hatte Kinos Anfang der 1980er Jahre im Zuge seiner konservativeren Politik verboten. Saudi-Arabien ist vom Wahhabismus geprägt, einer besonders strengen und traditionellen Auslegung des Islam, die Vergnügungen wie Konzerte oder Filme eigentlich verbietet.

Seltenes Bild: Frauen und Männer in einem Raum - im Kinosaal in RiadBild: picture-alliance/AP/A. Nabil

Doch in einer Phase der Öffnung der Wüstenmonarchie werden bisherige Konventionen immer weiter aufgeweicht. So soll in den Kinos, von denen in den kommenden Jahren etwa 350 im Land entstehen sollen, nicht die in Saudi-Arabien übliche Geschlechtertrennung herrschen.

Reformen aus wirtschaftlichen Gründen

Die Entscheidung des Königreichs steht in einer Reihe von Maßnahmen zur Liberalisierung des Landes: Frauen dürfen von Ende Juni an alleine Auto fahren, zudem dürfen sie inzwischen Fußballspiele in Stadien besuchen, auch gibt es immer mehr Konzerte und Messen. Den religiösen Führern im Land sind die Reformen ein Dorn im Auge.

Eröffnung mit einem Blockbuster: Black Panther Bild: Getty Images/AFP/F. Nureldine

Die Liberalisierung wird einerseits dem 32-jährigen Kronprinzen Mohammed bin Salman zugeschrieben, andererseits wird sie auch als wirtschaftliche Notwendigkeit gesehen. So fuhren Saudis bisher oft stundenlang in die Nachbarstaaten, um Filme anzuschauen. Dieses Geld - mutmaßlich Hunderte Millionen Euro - könnte bald im Königreich bleiben und für einen umfassenden Wirtschaftsumbau genutzt werden.

Saudi-Arabien im Visier der Unterhaltungsindustrie

Der US-Unterhaltungskonzern AMC Entertainment erhielt die Lizenz für die Eröffnung von Kinos im ganzen Land. Das Unternehmen will nach saudischen Angaben in den kommenden fünf Jahren 40 Filmtheater eröffnen. Internationale Unterhaltungsketten werfen seit langem ein Auge auf den Markt in Saudi-Arabien, wo die Mehrheit der über 30 Millionen Einwohner jünger als 25 Jahre ist.

Das neue Lichtspielhaus der US-Kette AMC in RiadBild: picture-alliance/dpa/A. Yosri

So dürfte AMC nicht der einzige Kinobetreiber im Land bleiben. Auch andere Schwergewichte der Branche stehen in den Startlöchern, etwa die in Dubai ansässige Firma VOX Cinemas, die den Kino-Markt im Nahen Osten dominiert.

cw/qu (afp, dpa)