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Musik

Beethovenfest Bonn gibt Ausblick auf 2021

Gaby Reucher
19. Juni 2020

Die Jubiläumsausgabe des Beethovenfestes Bonn musste wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden. Viele Programmhöhepunkte werden aber nachgeholt, darunter der Klavierzyklus aller neun Beethovensinfonien von Franz Liszt.

Bild einer Beethovenskulptur in Bonn.
Beethovenskulptur in Bonn: Das Beethovenfest zum 250. Geburtstag des Komponisten musste verschoben werdenBild: picture-alliance/imageBROKER/C. Knijff

"Auferstehn, ja auferstehn" - so lautete das Motto für das Bonner Beethovenfest im September. Ein umfangreiches Programm mit Stars aus der Klassik-Szene sollte die Zuschauer begeistern. Doch genauso wie das weltweit gefeierte Jubiläumsjahr "BTHVN 2020" zu Beethovens 250. Geburtstag wegen der Corona-Pandemie in die Verlängerung geht, so wird auch das Jubiläums-Beethovenfest auf 2021 verschoben.

Während die Rückgabe der Eintrittskarten für dieses Jahr noch abgewickelt werden muss, arbeitet das Team um Intendantin Nike Wagner hinter den Kulissen auf Hochtouren daran, so viele Programmpunkte wie möglich ins nächste Jahr zu retten.

Das Comeback des Beethovenfestes

Das Programm für das Beethovenfest vom 20. August bis zum 10. September 2021 wird schrittweise bekanntgegeben. Langjährige Freunde des Beethovenfestes sowie Reiseunternehmen und Großkunden im In- und Ausland erfahren zurzeit als erste, welche Möglichkeiten sie haben, Konzerte, die auf das nächste Jahr verschoben wurden, wahrzunehmen.

Franz Liszt spielt Beethoven im Kreise seiner AnhängerBild: Beethoven Archiv

Höhepunkte aus dem ursprünglichen Programm, wie der Klavierzyklus aller neun Beethovensinfonien in der Bearbeitung von Franz Liszt, unter anderem mit Cyprien Katsaris, sowie Konzerte mit Cameron Carpenter oder dem Züricher Kammerorchester unter Daniel Hope, werden im nächsten Jahr stattfinden. Auch das von der Deutschen Welle organisierte Campuskonzert mit dem Bundesjugendorchester, das unter anderem Karlheinz Stockhausens Mammutwerk "Gruppen" spielt, wird im September 2021 nachgeholt.

"Auferstehn, ja auferstehn"

Den Abschluss des Beethovenfestes 2021 gestaltet das Mahler Chamber Orchestra unter Maxime Pascal mit Gustav Mahlers 2. Sinfonie, so wie es auch 2020 vorgesehen war. In seiner 2. Sinfonie hat sich Gustav Mahler mit Beethovens 9. Sinfonie auseinandergesetzt. "Wie Beethoven fügt auch Mahler Vokalstimmen in das sinfonische Gewebe ein", sagte Nike Wagner im Gespräch mit der Deutschen Welle. Auch seien Struktur und Größe des Werkes in mancherlei Hinsicht mit Beethovens 9. Sinfonie vergleichbar. "Wobei Mahlers Ambition, Beethoven noch einmal zu übergipfeln, deutlich ist." 

Intendantin Nike Wagner kann ihre Pläne 2021 verwirklichenBild: picture-alliance/dpa/M. Schutt

"Auferstehn, ja auferstehn wirst du" heißt es in der ersten Zeile der Ode "Die Auferstehung" des Dichters Friedrich Gottlieb Klopstock, die Mahler in seinem Werk vertonte.

Die Logistik hinter den Kulissen

Für das Organisationsteam ist die Verschiebung auf das kommende Jahr keine leichte Aufgabe. "Wir müssen neue Spielstätten suchen und mit allen Beteiligten über neue Termine sprechen", erläutert der Kaufmännische Geschäftsführer Dettloff Schwerdtfeger. "Zudem werden die Aufführenden auch von anderen Partnern für neue Termine angefragt. Im Prinzip ist die Terminkoordination ein 24-Stunden-Geschäft."

Viele Festivals haben ihr diesjähriges Programm deshalb ganz gestrichen oder ins übernächste Jahr verlegt. Dass die Amtszeit von Nike Wagner ausläuft und die Intendantin im kommenden Jahr von Steven Walter abgelöst wird, kam den Programmmachern des Beethovenfestes zugute.

"Wir hatten von Anfang an die Maßgabe, für 2021 nur ein Rumpffestival zu planen, denn der ursprüngliche Plan war ja, dass der neue Intendant dann 2021 bereits seine ersten künstlerischen Konzepte umsetzten kann", erklärt Schwerdtfeger. "Nur dieser Umstand hat es uns ermöglicht, das Festival eins zu eins ins nächste Jahr zu verschieben."

Beethovens "Missa Solemnis" als Livestream

Die geplanten Aufführungen mit der Stargeigerin Anne-Sophie Mutter, Beethovens Oper "Fidelio" und ein von Nike Wagner geplantes "Leonoren-Projekt" entfallen zunächst ersatzlos. In die Lücken könne man Programmpunkte legen, die Nike Wagner für 2021 bereits geplant hatte, so Schwerdtfeger. "Da warten noch einige Höhepunkte."

Welche Höhepunkte das sind, wird Nike Wagner aber erst am 4. September 2020 bekanntgeben, dem Tag, an dem eigentlich das Fest in diesem Jahr begonnen hätte. Der Kartenvorverkauf startet dann im Dezember.

Kent Nagano wird die "Missa Solemnis" im Kölner Dom dirigierenBild: picture-alliance/dpa/G. Wendt

Ein virtuelles "Not-Festival", wie Geschäftsführer Dettloff Schwerdtfeger es nennt, will das Beethovenfest in diesem Jahr nicht veranstalten. Nur ein großes Konzert solle im Rahmen des Beethoven-Jubiläums im August 2020 per Livestream ohne Publikum verwirklicht werden: Beethovens "Missa Solemnis" im Kölner Dom mit dem "Concerto Köln"-Orchester unter dem Dirigenten Kent Nagano.

An den Hygienekonzepten und der Aufstellung der Musiker im Sinne der coronabedingten Abstandsregeln werde derzeit gearbeitet. "Die Organisatoren des Leipziger Bachfestes waren die ersten, die am Karfreitag in einer minimal reduzierten Fassung die Johannespassion aus der Thomaskirche ausstrahlen konnten", so Schwerdtfeger. "Wir wollen jetzt gerne die ersten sein, die in voller Besetzung ein großes Konzert ausstrahlen."

Die Beethovenhalle als Baustelle nutzen

Auch die theatrale Baustellenbegehung "Bauprobe Beethoven" in der Beethovenhalle wird im September stattfinden. Die historische Veranstaltungshalle sollte im Beethovenjahr eigentlich fertig saniert sein, doch zurzeit ist sie immer noch ein entkerntes Gebäude. In diesem "Schmerzpunkt", wie Nike Wagner die ewige Baustelle in Bonn nennt, soll nun die Theatergruppe "Rimini Protokoll" auftreten und den unfertigen Zustand als Bühne nutzen.

Die Baustelle der Beethovenhalle wird zur Bühne auf ZeitBild: imago images/Rainer Unkel

"Da entspinnen sich kleine performative Akte mit ehemaligen Akteuren - von der Garderobiere bis hin zu Menschen, die früher die Kongresse organisiert haben", so Wagner. Auf diese Weise sollen die "Geister" dieser alten Halle wieder auferstehen. Kleine Publikumsgruppen können in Führungen daran teilhaben. "Es hat keinen Sinn, diese Halle immer als Schandfleck wegzuschieben. Machen wir das Beste daraus, indem wir sie interessant machen", sagt Wagner.

Geschäftsführer Dettloff Schwerdtfeger ist zuversichtlich, dass im nächsten Jahr das Virus besiegt sein wird. Was jetzt in Bezug auf das Programm "begraben" werden müsse, könne dann in neuem Glanz wieder auferstehen, getreu dem Motto "Auferstehn, ja auferstehen", das auch 2021 noch gültig sein wird.

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