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KonflikteNahost

Biden: Konsequenzen für den Iran bleiben noch abzuwarten

Veröffentlicht 2. Oktober 2024Zuletzt aktualisiert 2. Oktober 2024

Nach dem Abschuss der 180 iranischen Raketen auf Israel hat Präsident Biden dem angegriffenen Land den Beistand der USA zugesichert. Israels Regierungschef Netanjahu erklärte, der Iran werde dafür bezahlen.

US-Präsident Joe Biden bei der Pressekonferenz im Weißen Haus
US-Präsident Joe Biden bei der Pressekonferenz im Weißen HausBild: AFP via Getty Images

Nach dem iranischen Raketenangriff auf Israel sind Gespräche zwischen der Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und den USA über eine mögliche Reaktion im Gange. Dies teilte US-Präsident Joe Biden bei einer Pressekonferenz in Washington mit. "Ich werde mit ihm sprechen, und meine Botschaft wird davon abhängen, was wir letztendlich als notwendig erachten." 

Biden warb zugleich dafür, die Reaktion auf den iranischen Angriff gut abzuwägen. Auf die Frage, was Israel nun machen sollte, antwortete er: "Das ist momentan eine laufende Diskussion. Wir müssen uns alle Daten genau ansehen. Wir sind in ständigem Kontakt mit der israelischen Regierung und unseren Partnern, und das bleibt abzuwarten." Die USA stünden aber voll und ganz hinter Israel.

Scholz: "Iran riskiert, ganze Region in Brand zu setzen"

Bundeskanzler Olaf Scholz warf dem Iran eine gefährliche Eskalation der Krise im Nahen Osten vor. "Iran riskiert damit, die ganze Region in Brand zu setzen - das gilt es unter allen Umständen zu verhindern", erklärte Scholz in Berlin. Er forderte die Führung in Teheran und die mit ihr verbündete Terrormiliz Hisbollah im Libanon auf, "ihre Attacken auf Israel unverzüglich einstellen". Gemeinsam mit ihren Partnern werde sich die Bundesregierung weiter dafür einsetzen, eine Waffenruhe zwischen Israel und der Hisbollah zu vermitteln. Die Hisbollah wird von Israel, den USA, Deutschland und etlichen anderen Staaten als Terrororganisation eingestuft.

Bundeskanzler Olaf Scholz: "Iran und Hisbollah müssen ihre Attacken auf Israel unverzüglich einstellen"  (Archivbild)Bild: dpa

Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sicherte seinem israelischen Amtskollegen Izchak Herzogin in einem Telefonat die Solidarität Deutschlands zu. "Der Bundespräsident verurteilte die iranischen Raketenangriffe auf Israel und sprach dem Präsidenten sein Mitgefühl für die Opfer des Terrorangriffs in Jaffa aus", hieß es in einer Erklärung. Kurz vor den Raketenangriffen waren in Jaffa im Süden von Tel Aviv bei einem Schuss- und Messerangriff laut jüngsten Angaben sieben Menschen getötet und neun verletzt worden.

Frankreich kündigte an, seine Militärpräsenz im Nahen Osten zu verstärken. "Frankreich setzt sich für die Sicherheit Israels ein und hat heute seine militärischen Ressourcen im Nahen Osten mobilisiert, um der iranischen Bedrohung entgegenzuwirken", teilte das Büro des französischen Präsidenten Emmanuel Macron in Paris nach einem Treffen des Sicherheitskabinetts mit. Genaue Angaben zur entsandten militärischen Verstärkung wurden bislang nicht gemacht.

Bewohner der südisraelischen Stadt Gedera begutachten die durch iranische Raketen entstandenen Schäden an einem SchulgebäudeBild: John Wessels/AFP/Getty Images

Ein Toter, zwei Verletzte

Der Iran hatte am Dienstagabend rund 180 Raketen auf Israel abgefeuert. Nach Angaben der israelischen Armee wurde "eine große Anzahl" iranischer Raketen abgefangen. Ein Todesopfer gab es im israelisch besetzten Westjordanland, zwei Verletzte in Tel Aviv. Im Zentrum und im Süden Israels wurden Einschläge registriert, Millionen Israelis suchten Zuflucht in Schutzräumen.

Medienberichten zufolge hatte der Iran zwei israelische Luftwaffenstützpunkte und das Hauptquartier des israelischen Geheimdienstes Mossad ins Visier genommen. Biden hatte die US-Armee angewiesen, Israel zu Hilfe zu kommen und iranische Raketen abzuschießen. Israels Armee gab am späteren Abend vorerst Entwarnung, die Gefahr aus dem Iran sei "im Moment" gebannt.

Netanjahu: "Iran hat einen großen Fehler gemacht"

Netanjahu selbst kündigte Vergeltung an. "Der Iran hat einen großen Fehler gemacht - und er wird dafür bezahlen", sagte Israels Regierungschef nach Angaben seines Büros. Wann ein Vergeltungsschlag auf den Iran erfolgen könnte, blieb zunächst offen.

Bereits in der Nacht zum Mittwoch griff Israel im Kampf gegen die proiranische Hisbollah-Miliz aber erneut "terroristische Ziele" in der libanesischen Hauptstadt Beirut an. Es seien mindestens fünf Attacken auf südliche Vororte verübt worden, berichteten Medien unter Berufung auf eine libanesische Sicherheitsquelle.

Shayyah, ein südlicher Vorort der libanesischen Hauptstadt Beirut, nach einem neuen israelischen Luftangriff in der Nacht zum Mittwoch Bild: Anwar Anwar/AFP/Getty Images

Die israelische Armee weitete zudem ihre Evakuierungsaufforderung für Gebiete im Süden des Libanon aus. Der Sprecher der israelischen Armee für die arabischsprachige Bevölkerung, Avichai Adraee, veröffentlichte einen Aufruf an Zivilisten, "für ihre Sicherheit" mehr als 20 Ortschaften zu verlassen. Dies betrifft auch palästinensische  Flüchtlingssiedlungen insbesondere nahe der Stadt Tyros. 

Iran: "Unsere Aktion ist abgeschlossen"

Der Iran warnte seinerseits Israel vor einem Vergeltungsschlag und drohte in einem solchen Fall ebenfalls eine heftige weitere Reaktion an. "In diesem Fall wird unsere Antwort stärker und kräftiger ausfallen", schrieb der iranische Außenminister Abbas Araghchi auf der Plattform X. "Unsere Aktion ist abgeschlossen, es sei denn, das israelische Regime beschließt, zu weiteren Vergeltungsmaßnahmen aufzurufen."

Der iranische Außenminister Abbas Araghchi: "Unsere Antwort wird stärker und kräftiger ausfallen" (Archivbild)Bild: Frank Franklin II/AP Photo//picture alliance

Die iranischen Revolutionsgarden erklärten laut Staatsfernsehen, die Raketen-Attacke sei eine Vergeltung für die Tötung von Hamas-Auslandschef Ismail Hanija, Hisbollah-Generalsekretär Hassan Nasrallah sowie eines iranischen Generals. Im Iran feierten Tausende Menschen auf den Straßen den Raketenangriff auf Israel. 

sti/se/jj (DW, afp, dpa, rtr, ap)

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