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Politik

Vergeltungsangriff nach Anschlag auf Kopten

26. Mai 2017

Nach dem Terroranschlag auf Christen in Ägypten mit mindestens 28 Toten hat die Armee Ausbildungslager für militante Islamisten in Libyen angegriffen. Bei dem Anschlag waren auch viele Kinder getötet worden.

Ein Kampfjet der ägyptischen Luftwaffe (Archivbild)
Ein Kampfjet der ägyptischen Luftwaffe (Archivbild)Bild: imago/Xinhua

Ägyptens Armee hat in der Stadt Derna im Osten Libyens dschihadistische Ausbildungslager angegriffen. Dies berichtete das staatliche ägyptische Fernsehen, kurz nachdem Präsident Abdel Fattah al-Sisi den Angriff bekanntgegeben hatte, ohne weitere Details zu nennen. "Ägypten wird nicht zögern, Terrorcamps überall anzugreifen, sei es im Land oder außerhalb", sagte Al-Sisi. Einem Bericht des Senders Al-Arabija zufolge gab es bei dem Luftangriff auch Todesopfer.

Bewaffnete Männer hatten zuvor im Zentrum Ägyptens einen Bus mit koptischen Christen angegriffen und dabei auch viele Kinder getötet. 24 weitere Menschen wurden verletzt, wie das Gesundheitsministerium in Kairo mitteilte. Die Gruppe der Gläubigen befand sich auf dem Weg ins Kloster St. Samuel im Süden des Landes.

Hinterbliebene trauern um die Opfer des AngriffsBild: picture-alliance/dpa/Stringer

Augenzeugen berichteten, maskierte Männer hätten die beiden Busse und einen Lastwagen gestoppt und das Feuer eröffnet. Dem Innenministerium zufolge benutzen die Angreifer drei Allradfahrzeuge. Bislang hätten die Schützen nicht identifiziert werden können. Bilder des Tatorts, die im Fernsehen veröffentlicht wurden, zeigten den zerstörten Bus mit zahlreichen Einschusslöchern. Augenzeugen sagten der Tageszeitung "Al-Masry Al-Youm", dass insgesamt acht Bewaffnete den Bus beschossen hätten.

Sicherheitskräfte richteten bei der Suche nach den Tätern entlang der Wüstenstraße Dutzende Kontrollpunkte ein. Präsident Al-Sisi rief eine Sitzung mit Sicherheitsexperten ein, wie die staatliche Nachrichtenagentur berichtete.

Der Großimam der Kairoer Al-Azhar-Moschee, Ahmed Mohammed al-Tayyeb, sagte als Gast beim evangelischen Kirchentag in Berlin, er rufe die Ägypter angesichts des Terrors auf, sich zu vereinen. Der Angriff solle das Land destabilisieren, warnte der sunnitische Würdenträger. Der Großmufti von Ägypten, Schauki Allam, verurteilte die Angreifer als Verräter.

Ein Polizist in der Nähe des AnschlagsortesBild: picture-alliance/AP Photo/A. Nabil

Papst Franziskus verurteilte den Anschlag als "barbarisch". Er sei "tief betrübt" über diesen "sinnlosen Akt des Hasses". Besonders erinnerte er an die Kinder, die bei dem Attentat am Freitag ums Leben kamen. In einem Telegramm an Al-Sisi bekundete Franziskus seinen Wunsch nach "Frieden und Versöhnung für die ganze Nation".

Auch in Deutschland löste das Massaker Entsetzen aus. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zeigte sich erschüttert. "In Gedanken und im Gebet bin ich bei den Angehörigen der Opfer, denen mein Beileid gilt", erklärte er in Berlin. Er äußerte zudem die Hoffnung, "dass sich alle Menschen in Ägypten gegen den Terror verbünden und die Religionsgruppen in Solidarität zusammenstehen."

Der Großimam der Kairoer Al-Azhar-Moschee, Ahmed Mohammed al-Tayyeb (l.) mit Innenminister Thomas de MaizièreBild: DW/A. Prange

Die Bundesregierung verurteilte die "abscheuliche Tat" aufs Schärfste. Während eines Gesprächs mit Großimam Al-Tayyeb auf dem Kirchentag habe er von dem Anschlag erfahren, sagte Bundesinnenminister Thomas de Maizière: "Wir sind erschüttert und sind uns absolut einig: Terrorismus im Namen der Religion ist Missbrauch der Religion."

Koptische Christen machen rund zehn Prozent der 92 Millionen Ägypter aus. Damit sind sie die größte christliche Gemeinschaft im Nahen Osten. Die koptisch-orthodoxe Kirche existiert bereits seit dem ersten Jahrhundert und gehört zu den ältesten Kirchen der Welt.

Die ägyptischen Christen waren immer Ziel von Anschlägen radikaler Islamisten. Doch in den vergangenen sechs Monaten sind dabei besonders viele Menschen getötet worden. Am Palmsonntag im April forderte ein Doppelanschlag auf Kirchen in den Städten Tanta und Alexandria fast 50 Todesopfer. Im Dezember riss eine Bombe in einer Kirche in Kairo fast 30 Menschen in den Tod. Die Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) bekannte sich zu den Taten. Kairo verhängte den dreimonatigen Ausnahmezustand.

Der jüngste Anschlag ereignete sich einen Tag vor dem Fastenmonat Ramadan, der in den meisten Ländern der arabischen Welt an diesem Samstag beginnt. Dschihadisten verübten 2016 während des Fastenmonats besonders blutige Anschläge - unter anderem auch in einem Nachtclub in der US-Stadt Orlando und am Flughafen von Istanbul.

stu/pab (dpa, rtr)

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