Der Schock über den Tod einer Kamerafrau bei einem Western-Dreh hält an. Die Polizei ermittelt, wie Schauspieler Alec Baldwin mit einer Requisitenwaffe den tödlichen Schuss abfeuern konnte.
Die "New York Times" zitierte aus einem Polizeibericht, dass ein Regieassistent am Set des Westerns "Rust" eine sogenannte Prop-Waffe mit dem Hinweis an Baldwin übergeben habe, sie enthalte keine scharfe Munition. Doch als der Schauspieler die Waffe am Donnerstag abfeuerte, kam es zur Tragödie: Die 42-jährige Kamerafrau Halyna Hutchins erlitt tödliche Verletzungen, Regisseur Joel Souza (48) wurde ebenfalls getroffen und mit einer Schulterverletzung ins Krankenhaus gebracht. Er konnte aber später entlassen werden, wie US-Medien berichteten.
"Es gibt keine Worte, um den Schock und die Trauer auszudrücken angesichts des tragischen Unfalls, der das Leben von Halyna Hutchins beendet hat", schrieb Baldwin am Freitag auf Twitter. Sie sei zugleich "Ehefrau, Mutter und zutiefst bewunderte Kollegin von uns" gewesen. "Ich kooperiere vollkommen mit der polizeilichen Untersuchung, um herauszufinden, wie diese Tragödie geschehen konnte. Und ich stehe in Kontakt mit ihrem Ehemann, um ihm und seiner Familie meine Unterstützung anzubieten." Der Gedanke an "ihren Ehemann, ihren Sohn und all diejenigen, die Halyna kannten und liebten", breche ihm das Herz.
Bislang keine strafrechtliche Verfolgung
Der Schauspieler wurde bereits von der Polizei befragt. "Er hat Erklärungen abgegeben und die Fragen (der Ermittler) beantwortet", sagte der Sprecher des Sheriffs von Santa Fe, Juan Rios, der Nachrichtenagentur AFP. "Er kam freiwillig und verließ das Gebäude, nachdem er seine Befragung beendet hatte. Es wurde keine Anklage erhoben und es gab keine Festnahmen."
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Die Zeitung "Santa Fe New Mexican" veröffentlichte Bilder eines schockiert wirkenden Baldwin auf dem Parkplatz des Sheriffs. Die Zeitung berichtete, ihr Reporter habe den Schauspieler in Tränen aufgelöst gesehen. Ermittler durchsuchten das Filmset. Sie beschlagnahmten neben der Waffe und den Patronenhülsen auch die Kleidung, die Baldwin zum Zeitpunkt des Unfalls getragen hatte.
Der Dreh wurde bis auf Weiteres eingestellt. Die Dreharbeiten zu dem Low-Budget-Western "Rust", bei dem Baldwin auch als Produzent mitwirkte, hatten Anfang Oktober auf der Bonanza Creek Ranch begonnen. Auf dem Gelände nahe einer früheren Goldgräberstadt in der Wüste New Mexicos wurden bereits zahlreiche Filme produziert.
Mangelnde Sicherheitsvorkehrungen
Laut einem Bericht der "Los Angeles Times" vom Freitag sollen sich Mitarbeiter am Set über mangelnde Sicherheitsvorkehrungen und schlechte Bedingungen wie lange Arbeitszeiten beschwert haben. Die Zeitung berichtete unter Berufung auf ungenannte Quellen, mehrere Mitarbeiter der Kamera-Crew hätten wenige Stunden vor dem tödlichen Vorfall aus Protest gegen die Arbeitsbedingungen den Drehort verlassen. Die in Hollywood üblichen Sicherheitsprotokolle seien nicht strikt befolgt worden, hieß es.
Laut der "Los Angeles Times" ist üblicherweise ein Requisiteur oder ein lizenzierter Waffenmeister für die am Set benutzten Waffen zuständig. Zu dessen Aufgaben gehöre es auch, diese mit Platzpatronen zu laden und den Schauspielern und Regieassistenten den Umgang damit zu erklären. Scharfe Munition sei am Set verboten.
Tragische Unfälle bei Dreharbeiten
Schauspieler Alec Baldwin schießt am Set zu "Rust" versehentlich auf zwei Menschen. Nicht zum ersten Mal kommt es bei Dreharbeiten zu so einem tragischen Unfall.
Bild: Rich Polk/Getty Images for IMDb
Alec Baldwin - "Rust"
Bei den Dreharbeiten zu "Rust" löst sich ein Schuss aus einer Requisitenwaffe, die Alec Baldwin in der Hand hält. Später gibt der Schauspieler an, nicht gewusst zu haben, dass sie mit echter Munition geladen war: Die Schüsse treffen Kamerafrau Halyna Hutchins, die kurz darauf ihren Verletzungen im Krankenhaus erliegt. Filmregisseur Joel Souza wird bei dem Vorfall ebenfalls angeschossen.
Bild: Rich Polk/Getty Images for IMDb
Brandon Lee - "The Crow"
Es ist nicht das erste Mal, dass ein Unglück mit Todesfolgen an einem Filmset geschieht: 1993 stirbt Brandon Lee, der Sohn von Kampfsportlegende Jason Lee, bei Dreharbeiten zu "The Crow". In einer Requisitenwaffe steckt eine echte Patronenhülse. Die Kugel trifft raf Lee in den Bauch. Er erliegt kurz darauf seinen Verletzungen. Lee wurde 28 Jahre alt. Der Film wurde dennoch fertig gestellt.
Bild: United Archives/IMAGO
"Twilight Zone"
Beim letzten Drehtag zu "Twilight Zone" sterben drei Menschen bei einem schrecklichen Unfall: Schauspieler Vic Morrow (53) und die beiden Kinderschauspieler Renee Shinn Chen (6) und Myca Dinh Le (7) fliehen in einer Kriegsszene vor einem Helikopter. Spezialeffekte in Form von Explosionen werden gezündet. Der Pilot des Helikopters verliert die Kontrolle und stürzt auf die drei Darsteller.
Bild: AP Photo/picture alliance
"In tödlicher Mission"
Auch die James-Bond-Reihe wird von einem Unfall mit Todesfolgen überschattet: In "In tödlicher Mission" wird Roger Moore als James Bond durch eine Bobbahn in Cortina d‘Ampezzo verfolgt. Beim Dreh dieser Szene wird der beteiligte Viererbob an der falschen Stelle aus der Bahn geschleudert und prallt auf einen Baum. Der junge Stuntman Paolo Rigon, der vorne im Schlitten sitzt, kommt ums Leben.
Noch einmal Glück gehabt, hat Jason Statham (2.v.l.) beim Dreh zum Actionfilm "The Expendables 3". Der Schauspieler sollte einen LKW am Rand eines Piers entlang manövrieren. Als er das Auto stoppen will, versagen die Bremsen. Statham rast mit voller Geschwindigkeit ins Meer. Glücklicherweise kann er sich selbstständig aus der Fahrerkabine befreien, bevor der Wagen untergeht.
Bild: Ian Langsdon/EPA/picture alliance
Tom Cruise - "Mission Impossible 6"
Auch Tom Cruise kam noch mal mit einem blauen Auge davon. Der Schauspieler ist dafür bekannt, dass er seine Stunts selbst macht. Beim Dreh zu "Mission Impossible 6" springt Cruise von einem Hausdach auf ein anderes. Bei seiner Landung rammt er mit dem Fuß in einem so ungünstigen Winkel gegen die Hauswand, dass der Knöchel bricht. Cruise war gesichert, sonst wäre er in die Tiefe gestürzt.
Bild: Paramount Pictures/Zuma Press/IMAGO
Jackie Chan
Auch Actionstar Jackie Chan ist dafür bekannt, seine Stunts selbst zu realisieren. Schon mehrmals hat er sich schwere Verletzungen zugezogen. Unter anderem erleidet er beim Dreh zu "Der rechte Arm der Götter" einen Schädelbasisbruch, als er von einem Baum fällt. Trotz eines sofortigen chirurgischen Eingriffs bleiben Folgeschäden zurück: Seit dem Unfall hört Jackie Chan auf dem rechten Ohr schwer.
Bild: Constantin/dpa/picture alliance
Margaret Hamilton - "Der Zauberer von Oz"
In "Der Zauberer von Oz" soll sich Margaret Hamilton in Rauch auflösen. 1939 gibt es noch keine Computerspezialeffekte; die Szene soll mit Rauch, Pyrotechnik und einer exakt platzierten Falltür entstehen. Die Falltür öffnet sich allerdings nicht schnell genug, wodurch Flammen Hamiltons Gewand erfassen und ihr schwere Brandverletzungen zufügen. Die Szene wird trotzdem für den Film verwendet.
Bild: Mary Evans Picture Library/picture-alliance
Leonardo DiCaprio - "Django Unchained"
Es kommt häufig vor, dass Szenen, in denen sich die Stars verletzten, dennoch für den fertigen Film verwendet werden. So auch jene Szene, in der sich Leonardo DiCaprio in "Django Unchained" die Hand verletzt, als er sie auf einen Glastisch schmettert. DiCaprio spielt trotz blutender Hand weiter und lässt sich erst verarzten, als die Szene im Kasten ist.
Bild: Andrew Cooper/SMPSP/The Weinstein Company/AP Photo/picture alliance
Martin Sheen - "Apocalypse Now"
Auch die Anfangsszene aus Francis Ford Coppolas Kriegsfilm "Apocalypse Now" ist echt: Martin Sheen (l.) war während des Drehs alkoholabhängig. Er taucht betrunken am Set auf und zerschlägt mit bloßer Hand einen Spiegel. Dann verteilt er das Blut auf dem Bett und in seinem Gesicht. Die Szene passt so gut zu der Persönlichkeit, die Sheen im Film verkörpert, dass Coppola sie nicht rausschneidet.