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FTX-Pleite: Unruhe an Kryptomärkten

Mischa Ehrhardt Frankfurt am Main
14. November 2022

Der Verdacht steht im Raum, dass der Ex-Chef der Kryptobörse FTX Kundengelder für Spekulationen in einer seiner Firmen abgezweigt hat. Nun stehen möglicherweise Milliardensummen im Feuer.

Kryptowährungsplattform FTX
Bild: Leon Neal/Getty Images

"Es tut mir sehr leid. Ich habe es vermasselt und hätte es besser machen sollen." Das ist eine lapidare Aussage angesichts der Tatsache, dass nun Milliarden Dollar an Kundengeldern im Feuer stehen und die Welt der Kryptowährungen einmal mehr in heftige Turbulenzen geraten ist. Der Satz stammt vom Ex-Chef und Gründer der Kryptobörse FTX, Sam Bankman-Fried.

Aber der Tweet passt vielleicht zu der Tatsache, dass gegen Bankman-Fried mittlerweile ermittelt wird. Es besteht Berichten zu Folge der Verdacht, dass er Kundengelder abgezweigt und für Wetten beim firmeneigenen Hedgefonds Alameda Research verwendet hat. So bestätigte der Chefjurist des Unternehmens, dass es Unregelmäßigkeiten bei Zahlungsvorgängen gegeben habe. Am Freitag hatte FTX Gläubigerschutz nach Kapitel 11 des US-Insolvenzrechts beantragt. 

Zwei Milliarden abgezweigt?

Insidern zu Folge habe Bankman-Fried rund zehn Milliarden Dollar von der Kryptobörse aus zu seinem Handelsunternehmen Alameda Research transferiert; von denen seien bis zu zwei Milliarden Dollar nun verschwunden. Es ist nicht das erste Mal, dass es zu Verwerfungen an den Märkten für Digitalwährungen kommt, weil eine Kryptobörse in die Pleite rutscht oder gehackt wird.

Sam Bankman-Fried, Gründer und Ex-Chef von FTX, hier bei einer Anhörung in Washington (8. Dezember 2021)Bild: Alex Wong/Getty Images

So hatte im Juli das US-amerikanische Kryptounternehmen Celsius seinen Bankrott erklärt und die Kryptomärkte durchgeschüttelt. "Die Auswirkungen der Pleite von FTX sind noch nicht absehbar", sagte Benedikt Faupel, Bereichsleiter Blockchain beim Digitalverband Bitkom. "Das ist schon eines der großen Ereignisse, die in den letzten Jahren passiert sind." Denn FTX war eine der größten Plattformen für Kryptowährungen weltweit. Zeitweise wurde der Börsenwert des Unternehmens auf rund 32 Milliarden Dollar taxiert.

130 Unternehmen in den Abgrund gerissen

Bereits seit knapp zwei Wochen sind die Wogen an den Kryptomärkten wegen FTX hochgeschlagen. Denn auf der Plattform war es in Folge der Finanzprobleme zu massiven Abflüssen von Kundengeldern gekommen. Am Freitag meldete die Kryptoplattform für sich und ihre 130 anderen verbundenen Unternehmen schließlich Insolvenz an. Deswegen sind die Kurse von Kryptowährungen in den vergangenen Tagen stark in den Keller gerauscht.

Dass die Turbulenzen sich auf andere Bereiche der Finanzmärkte auswirken können, halten Börsenexperten wie Oliver Roth aktuell für eher unwahrscheinlich. "Aktuell sieht es danach aus, dass es sich erst einmal im Rahmen der Kryptowährungen um Ansteckungseffekte handelt. Denkbar ist, aber, dass einzelne Banken oder Unternehmen in Schwierigkeiten geraten, wenn sie in diesen Märkten investiert sind.  Dafür gibt es aktuell aber keine Anzeichen." Roth ist Leiter des Handels bei der Privatbank Oddo BHF. Als die Nachricht von der FTX-Pleite am Freitag die Runde machte, störte das jedenfalls die positive Grundstimmung an den Aktienmärkten in den USA und Europa nicht. 

Anfang vom Ende der Kryptos?

So hatte Tesla und sein Chef Elon Musk schon in Bitcoin investiert und die Digitalwährung für kurze Zeit als Zahlungsmittel akzeptiert. Das Unternehmen und sein exzentrischer Chef hatten das Experiment allerdings nach nur zwei Monaten wieder beendet mit der Begründung, das Schürfen von Bitcoins durch das so genannte Mining verbrauche zu viele fossile Brennstoffe. Jedenfalls hält Oliver Roth digitale Coins auch nach der Pleite von FTX grundsätzlich zukunftsfähig.

Nur sollten Privatanleger sich genau überlegen, ob sie ihr Geld in diesen hoch spekulativen Markt stecken sollten. "Das bedeutet nicht, dass das eine Anlageklasse ist, in der nur Betrüger unterwegs sind. Aber das ist eher etwas für institutionelle Anleger, die so etwas beruflich machen und sich mit diesen risikoreichen Anlageformen auskennen. Das ist nichts für den Otto-Normal-Anleger."

Bei FTX hat nun der bekannte Insolvenzverwalter John J. Ray das Ruder übernommen. Der hatte sich vor über zwei Jahrzehnten bereits bei der Pleite des Energiekonzerns Enron einen Namen gemacht. Der Zahlungsabwickler Visa hat inzwischen alle Vereinbarungen mit FTX auf Eis gelegt. Erst Anfang Oktober hatten FTX und Visa eine erweiterte Partnerschaft angekündigt, die unter anderem die Einführung von kontogebundenen Visa-Karten in 40 neuen Ländern vorsah. "Die Situation mit FTX ist bedauerlich und wir beobachten die Entwicklungen genau", sagte ein Visa-Sprecher.

Derweil widersprach Sam Bankman-Fried Darstellungen, er habe heimliche Transaktion vorgenommen. Es habe nur Missverständnisse über einige Buchungen gegeben, schrieb der Ex-FTX-Chef. Er selbst halte sich am Firmenstandort auf den Bahamas auf. Damit widersprach er auch Berichten, denen zu Folge er in einem Privatjet in Richtung Argentinien geflohen sei.

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