1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Nach dem Gipfel ist vor dem Gipfel

16. Dezember 2018

Das Pariser Klimaabkommen war nur das Vorwort. Die zurückliegenden drei Jahre zeigen: Der Kampf gegen die Erderwärmung ist mühsam. Auch vom Ergebnis der jüngsten Klimakonferenz in Kattowitz sind nicht alle begeistert.

Polen Abschluss Weltklimagipfel in Kattowitz
Michal Kurtyka, Präsident der Konferenz, und UN-Klimachefin Patricia Espinosa sind zufriedenBild: picture-alliance/dpa/M. Skolimowska

Der Weltklimagipfel in Polen hat nach zwei Wochen zäher Verhandlungen ein umfassendes Regelwerk zum Klimaschutz beschlossen. Es soll helfen, die Erderwärmung und ihre fatalen Folgen wie Dürren, Stürme, Starkregen und Überschwemmungen einzudämmen. Das in Kattowitz (Katowice) von fast 200 Staaten gebilligte Dokument legt fest, dass alle Länder regelmäßig berichten müssen, wie viel Treibhausgase sie ausstoßen und was sie dagegen tun.

Im September geht es weiter

UN-Generalsekretär António Guterres sprach von einem "soliden" Ergebnis, mahnte aber zu mehr Ehrgeiz beim Klimaschutz. Er lud für September zu einem großen UN-Treffen ein, bei dem die Staats- und Regierungschefs Farbe bekennen sollen. Das gut 130 Seiten starke Regelbuch setzt das als historisch eingestufte Pariser Klimaabkommen von 2015 praktisch um. Ziel ist, die Erderwärmung auf unter zwei Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit zu begrenzen. Schon jetzt hat sich die Erde nach Befunden des Weltklimarats IPCC um etwa ein Grad erwärmt, Deutschland sogar noch etwas stärker.

Umweltverbände zeigten sich unzufrieden und mahnten zu mehr Klimaschutz und Solidarität mit armen Ländern. Greenpeace-Chefin Jennifer Morgan wies darauf hin, dass ganzen Nationen das Versinken im Meer und damit die "Auslöschung" drohe. "Ein Jahr voller Klima-Katastrophen und eindringliche Warnungen der besten Wissenschaftler weltweit hätten zu viel mehr führen sollen."

Lob von Schulze

Nach dem Beschluss applaudierten die Delegationen der 196 Staaten und der EU, manche fielen sich in die Arme. Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) erklärte, in geopolitisch schwierigen Zeiten habe der Gipfel gezeigt, dass es sich lohne, beharrlich an einem globalen Konsens zu arbeiten. Ab 2024 müsse sich nun zum ersten Mal nicht nur die halbe, sondern die ganze Welt beim Klimaschutz in die Karten schauen lassen.

Klar ist, die Zeit drängt: Die Jahre 2015 bis 2018 waren nach Analysen der Weltwetterorganisation die vier wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen im 19. Jahrhundert. Und die 20 wärmsten lagen in den vergangenen 22 Jahren. Geht es weiter wie bisher, leben wir Ende dieses Jahrhunderts wohl in einer gut drei Grad wärmeren Welt.

Mit viel Tempo in die Irre 

Um den Trend zu stoppen, muss der Ausstoß von Treibhausgasen etwa aus der Verbrennung von Kohle und Öl oder auch der Tierhaltung in den kommenden Jahren drastisch reduziert werden. Der Klimaforscher Ottmar Edenhofer, Chef des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, sagte der Deutschen Presse-Agentur mit Blick auf die global zuletzt gestiegenen Treibhausgasemissionen, ein Kursschwenk sei unumgänglich. "Wir bewegen uns mit großer Geschwindigkeit in die falsche Richtung."

Gipfel-Präsident Michal Kurtyka nannte die Beschlüsse dagegen "1000 kleine Schritte nach vorne". Frankreichs Präsident Emmanuel Macron schrieb auf Twitter: "Ein Bravo an die UN, die Wissenschaftler, die NGOs und alle Unterhändler." Frankreich und Europa müssten nun den Weg weisen.

Umweltministerin Schulze hatte auf der Konferenz mit einem Bündnis aus Industrie- und Entwicklungsländern mehr Ehrgeiz im Klimaschutz gefordert. Deutschland hinkt den eigenen Zielen seit längerem hinterher. Derzeit berät eine Kommission, wie der Ausstieg aus der klimaschädlichen Kohle-Stromproduktion laufen soll. Auch zum Klimaschutz im Verkehr tagt eine Arbeitsgruppe. Im kommenden Jahr soll ein Klimaschutzgesetz für den Bund verabschiedet werden. Der nächste UN-Klimagipfel tagt in Chile, und zwar nach Angaben des dortigen Umweltministeriums entweder im Dezember 2019 oder im Januar 2020.

haz/sti (dpa, afp, kna)

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen