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Nach dem Streik kommt die Schlichtung

8. September 2012

Tausende Flugbegleiter legten die Arbeit nieder. Es war der größte Streiktag in der Geschichte der Lufthansa. An seinem Ende steht eine Annäherung der Tarifparteien.

Die Flugzeuge der Lufthansa blieben am Boden - hier auf dem Flufhafen München (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Parallel zum 24-stündigen Streik der Flugbegleiter der Lufthansa auf sechs deutschen Flughäfen verständigten sich das Unternehmen und die Gewerkschaft Ufo auf ein Schlichtungsverfahren zur Beilegung des Tarifkonflikts. Damit gilt nach Angaben der Lufthansa von diesem Samstag an wieder Friedenspflicht, es darf also nicht gestreikt werden.

Die Lufthansa hatte den Weg für eine Entschärfung des Tarifkonflikts frei gemacht, indem sie der Gewerkschaft Ufo in einem entscheidenden Punkt entgegenkam. Konzernchef Christoph Franz sicherte zu, auf absehbare Zeit werde die Lufthansa keine Leiharbeiter mehr als Stewardessen und Stewards einsetzen. Die 200 Leiharbeiter, die das Unternehmen in Berlin beschäftige, würden 2013 ein Angebot auf Festeinstellung erhalten, kündigte Franz an. Ufo-Chef Nicoley Baublies nannte diese Zusicherungen der Lufthansa das "richtige Signal". Die Beschäftigung von für das Unternehmen billigeren Leiharbeitern ist einer der zentralen Punkte des Tarifstreits.

Lufthansa macht erste Zugeständnisse

01:11

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Tausend Flüge fielen aus

Am dritten - und ersten bundesweiten - Streiktag der Flugbegleiter musste Europas größte Airline weit mehr als die Hälfte ihrer Flüge streichen, rund 100.000 Reisende waren von dem in der Unternehmensgeschichte beispiellosen Ausstand betroffen. Selbst die Pilotenstreiks in den Jahren 2001 und 2010 hatten nicht eine derart durchschlagende Wirkung. Knapp 1000 der geplanten 1800 Flüge fanden nicht statt. Da die Lufthansa ihre Passagiere über Flugausfälle häufig frühzeitig informieren konnte, kam es auf den Flughäfen nicht zum befürchteten großen Chaos. An diesem Samstag werde der Flugbetrieb wieder annähernd normal laufen, sagte ein Lufthansa-Sprecher.

Gegenstand des Schlichtungsverfahrens sind formell nur Gehaltsfragen. Über die Leiharbeit und andere strittige Themen wollen Lufthansa und Ufo parallel verhandeln. Die Gewerkschaft fordert für die rund 19.000 Flugbegleiter Gehaltserhöhungen um fünf Prozent bei einer Laufzeit von 15 Monaten und Garantien gegen die Auslagerung von Jobs. Die Lufthansa hat zuletzt 3,5 Prozent mehr Geld bei zwei Stunden längerer Arbeitszeit angeboten. Gleichzeitig plant die Fluggesellschaft aber eine große konzerninterne Billigtochter mit niedrigeren Gehaltstarifen. Für die verbleibenden Mitarbeiter will die Lufthansa die Gehaltsstufen abflachen und für Berufseinsteiger schlechtere Bedingungen durchsetzen.

Streikende Flugbegleiter demonstrieren am Frankfurter FlughafenBild: Reuters

Auf den Schlichter wartet also viel Arbeit. Nach Informationen des Zweiten Deutschen Fernsehens sind für den Job der frühere SPD-Chef Franz Müntefering, Hamburgs Ex-Bürgermeister Henning Voscherau und der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Hans-Jürgen Papier, im Gespräch.

wl/re (dpa, afp, rtr, dapd)