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FESPACO-Fieber

Christine Harjes, zurzeit Ougadougou28. Februar 2007

In Berlin sind die roten Berlinale-Teppiche wieder eingerollt, die "Oscar"-Verleihung ist gerade vorbei. Genau in dieser Zeit findet ein Filmereignis der etwas anderen Art statt: Afrika lockt mit dem FESPACO.

Burkina Faso, Ouagadougou Fespaco-Schild, Quelle: DW
Das Tor zur afrikanischen FilmweltBild: DW/Christine Harjes

"Burkina Faso ist berühmt für den coolsten Hauptstadt-Namen", heißt es in der Backpacker-Bibel "Lonely Planet". Ouagadougou - cool ist dieser Name tatsächlich. Berühmt ist das west-afrikanische Burkina Faso aber auch für sein "Festival Panafricain du Cinema et de la Télévision de Ougadougou", kurz FESPACO. Alle zwei Jahre kommen hier afrikanische Filmschaffende und Journalisten für das Festival zusammen - derzeit zum 20. Mal.

Ständig wird man als Besucher in den staubigen, heißen Straßen von Ouagadougou angesprochen: "Woher kommst Du? Wie gefällt Dir das Festival? Welche Filme hast Du schon gesehen?" Schnell entwickeln sich Diskussionen mit Filmemachern, Schauspielern, Journalisten aber auch ganz normalen Zuschauern. Anders als auf der Berlinale oder bei den Filmfestspielen in Cannes verwischen hier die Grenzen zwischen Stars und Zuschauern.

Zur FESPACO-Eröffnung kamen 50.000 ZuschauerBild: DW/Christine Harjes

Geschichten statt Glamour

Rote Teppiche? Die sucht man in Ouagadougou vergebens. Statt Glamour und Blitzlichtgewitter bietet das Festival überraschende Geschichten, ganz fern von Hollywood. So beschreibt "Faro, la Reine des Eaux" ("Faro, die Königin des Wassers") das Leben in einem Dorf in Mali und den Versuch eines unehelich geborenen Mannes, in sein Dorf zurückzukehren. Die Dorfbewohner glauben an traditionelle Götter, die die Rückkehr des Ausgestoßenen nicht akzeptieren würden. Ihm habe der Film besonders gut gefallen, weil die Geschichte so typisch für Afrika sei, sagt ein junger Film-Techniker. "Das hat mich sehr berührt. Falls ich eines Tages einen Film drehen werde, wird das so einer. Der Film erzählt von Afrika, von unseren Eltern und von den Dorfbewohnern. So muss der afrikanische Film sein!"

Wer möglichst viel über das afrikanische Leben erfahren möchte, muss sich gut organisieren: Mehr als 200 Filme laufen während der Festivalwoche. 80 davon in der offiziellen Sektion. Auch wenn die Eintrittskarten mit umgerechnet 1,50 Euro scheinbar billig sind, können sich viele Burkinabé den Kino-Abend nicht leisten. Ihnen bleibt ein kleiner Trost: Das Fernsehen strahlt während des Festivals FESPACO-Filme aus. Allerdings die vom letzten Mal. Die Fernseher stehen dafür an jeder Ecke, in jedem Restaurant und in jedem Café; und irgendwie ist hier jeder im FESPACO-Fieber. Die Eröffnungsfeier zieht denn auch mehr als 50.000 Besucher an. Die Ränge des Fußballstadions sehen von weitem aus wie ein knalliges Mosaik. Viele Zuschauer sind in ihrer traditionellen Festtagskleidung gekommen. Und die ist in Burkina Faso besonders bunt.

Friedensappell

In die Zuschauerblöcke des Stadions kommt Bewegung, als die Gruppe Yeleen aus Burkina Faso auftritt. Fast jeder scheint den Text des Songs "Dar es Salaam" zu kennen. Einen Brief wollen sie schicken, heißt es darin - an Bush, Blair und andere Präsidenten. Ihr Wunsch: Die Staatsmänner sollen sich für den Frieden auf der Welt einsetzen.

Ein Kämpfer für die Kultur: Abdou DioufBild: DW/Christine Harjes

Ein Ex-Staatsmann setzt sich heute besonders für die Kultur in Afrika ein: Abdou Diouf. Der frühere Präsident des Senegals engagiert sich jetzt in seiner Funktion als Vorsitzender der Gesellschaft für die Francophonie. Der afrikanische Film spiele eine wichtige Rolle als Kulturvermittler, meint Diouf. "Ich glaube, dass das Kino viel machen kann, um das Bild von Afrika in Europa und besonders in Deutschland zu ändern." Dafür brauche man gute Produktionen und gute Untertitel, damit die deutsche Öffentlichkeit die Botschaft des Films in ihrer eigenen Sprache verstehen könne, sagt Diouf.

Kontaktbörse

Aber wie auf anderen Filmfestivals geht es auch auf dem pan-afrikanischen Filmfest um mehr als nur um Kulturaustausch. Auch wenn das offizielle Motto "Afrikanisches Kino und kulturelle Vielfalt" lautet. Für viele der mehr als 3000 Film-Profis ist Ouagadougou eine wichtige Kontaktbörse. Kaum ein Gespräch endet, ohne dass Visitenkarten getauscht oder Handys gezückt und Nummern gespeichert werden. Für Christoph Namaran ein wichtiger Grund, das Festival zu besuchen. Der Filmproduzent aus Nigeria ist zum zweiten Mal dabei. "Ich komme hierher, weil ich hier viele andere Leute treffe. Produzenten und Filmemacher aus ganz Afrika", sagt der Produzent. Normalerweise käme er an diese Leute nicht heran. "Ich könnte sie niemals persönlich treffen. Aber auf dem FESPACO ist so etwas möglich."

Kulturaustausch, Filmmarkt und Diskussionsrunden - all das findet auf dem FESPACO statt. Nicht zuletzt geht es aber auch um rund 20 Preise, die am Ende der Woche in Ouagadougou vergeben werden. Der wichtigste ist der "Stier von Yennenga". Vor zwei Jahren ging der afrikanische "Oskar" an Zola Maseko aus Südafrika. Sein Film "Drum" lief anschließend auch erfolgreich in Europa. Ein Anlass zur Hoffnung, dass der afrikanische Film über Afrika hinaus häufiger ein Publikum findet. Festivals wie das FESPACO spielen dabei eine wichtige Rolle. Schließlich suchen hier europäische und amerikanische Festival-Organisatoren nach Filmen, die sie in ihren Heimatländern zeigen können.

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