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Bachfest Leipzig

16. Juni 2011

Für den deutschen Protestanten Bach war Musik aus dem katholischen Italien keineswegs fremd. Beim Bachfest zeigen Musik und Musiker von jenseits der Alpen den Einfluss italienischer Musik auf das Universalgenie.

Der Komponist Johann Sebastian Bach auf einem Ölgemälde von Elias Gottlob Haußmann (Archivbild: dpa - Bildfunk+++)
Johann Sebastian BachBild: picture alliance /dpa

Leipzig ist die Bachstadt schlechthin. Johann Sebastian Bach hat 27 Jahre seines Lebens dort verbracht und als sogenannter "Thomaskantor", als Leiter des Knabenchores der Leipziger Thomaskirche, Geschichte geschrieben. Im Altarraum der Kirche liegen die sterblichen Überreste des Komponisten. Allein deshalb pilgern Tausende von Bach-Fans jedes Jahr nach Leipzig, aber natürlich auch wegen des Bachfestes, das inzwischen als das wichtigste in Europa gilt.

Ein Universalgenie auf der Suche

Leipzig - ThomanerchorBild: dpa

Italien galt im 18. Jahrhundert als das Land der Musik schlechthin. Johann Sebastian Bach hat Mitteldeutschland kaum je verlassen, hat Italien nie besucht und italienische Musik nie authentisch erlebt. Dennoch war er unermüdlich auf der Suche nach neuer Musik, ob französischer, englischer oder italienischer Herkunft. Er fertigte eigenhändig Kopien der Partituren anderer Komponisten an und integrierte ihre musikalische Sprache in die eigene. Bekannt sind etwa seine Bearbeitungen von Konzerten Antonio Vivaldis: Er schrieb sie für Orgel oder zur Triosonate um und verlieh ihnen dadurch einen ganz neuen musikalischen Ausdruck.

Bach wird gern als "Universalgenie" und als "größter Komponist aller Zeiten" beschrieben. Prof. Christoph Wolff, Leiter des Bacharchivs Leipzig und künstlerischer Leiter des Bachfests, sagte dazu in einem Interview der Deutschen Welle: "Für einen Festivalgestalter ist Johann Sebastian Bach eine Herausforderung, wie man sie sich nur wünschen kann, denn es gibt unendlich viele Möglichkeiten, hier dem Subjekt gerecht zu werden. Bei Bach befindet man sich im Zentrum der Musik, ganz egal ob man in klassischen oder in nichtklassischen Kategorien denkt."

Bachfest 2011 in Zahlen

An 20 Tagen hören rund 65.000 Besucher in 110 Veranstaltungen 470 Werke, aufgeführt an 32 Orten in und um Leipzig. Dazu gehören neben dem Gewandhaus und den Kirchen der Stadt auch Marktplätze und Clubs. Ganz offensichtlich spricht das Fest ein gemischtes Publikum an.

Ein Höhepunkt dieses Jahrgangs ist die Welturaufführung von "Zanaida" von Johann Christian Bach. Die Oper des jüngsten Sohns von Johann Sebastian Bach galt lange als verschollen, gelangte jedoch im Dezember 2010 aus einer Privatsammlung ins Leipziger Bach-Archiv.

Neben Bach stehen in diesem Jahr noch zwei weitere Komponisten im Rampenlicht: die Jubilare des Jahres, Gustav Mahler (100. Todestag) und Franz Liszt (200. Geburtstag). Interpreten sind natürlich Lokalmatadoren wie der weltberühmte Leipziger Thomanerchor und das Gewandhausorchester, aber - "nach italienischen Gusto" - natürlich auch italienische Ensembles wie Il Giardino armonico oder das Venice Baroque Orchestra. Die Gegenüberstellung von Bachs Musik und der seiner italienischen Zeitgenossen ist eine der Möglichkeiten, das Thema "Bach und Italien" zu veranschaulichen.

Flying Steps Projekt Breakdance meets BachBild: R. Demski

Das Beste vom Besten

Denkmal zu Ehren von Johann Sebastian Bach vor der Thomaskirche in LeipzigBild: picture-alliance/dpa

Aber, weiß Christoph Wolff, es gibt noch eine wirklich einzigartige Geschichte zum Thema Bach und Italien: "Noch in seinem letzten Lebensjahrzehnt nach 1740 hat sich Bach um neueste italienische Musik bemüht, etwa um das "Stabat mater" des jungen Komponisten Pergolesi", erklärt der Leiter des Bachfests. "Bach schuf eine Abschrift davon, bearbeitete sie und führte sie in einer deutschen Fassung in Leipzig auf."

Im protestantischen Raum hatte man kaum je derart neuartige, moderne Musik gehört. Aber für Bach war es eine Selbstverständlichkeit, das Beste vom Besten und auch das Modernste aufzubieten, weil er kein altmodischer Komponist sein wollte. Was immer er auch an ausländischen Noten bekommen konnte, er griff zu, um das breite Spektrum des Musiklebens in Leipzig angemessen zu repräsentieren.

Autor: Rick Fulker
Redaktion: Suzanne Cords

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