Es gilt als größtes Rätsel der Luftfahrtgeschichte. Auch der Abschlussbericht zu Flug MH370 kann die Hintergründe nicht aufdecken. Nun zieht der malaysische Luftfahrt-Chef Konsequenzen.
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Ein Flugzeug, das mitten in der Nacht vom Kurs abweicht und noch stundenlang unterwegs ist; gefundene Wrackteile, die die Absturzursache nicht offenbaren; fehlende Kontaktaufnahme der Fluglotsen mit der Crew. Die Liste der Mängel an dem Abschlussbericht der malaysischen Regierung zu dem rätselhaften Verschwinden von Flug MH370 ist lang. Nach der anhaltenden Kritik hat der Chef von Malaysias ziviler Luftfahrtbehörde seinen Rücktritt erklärt.
Damit reagierte der Beamte auf die Veröffentlichung des Reports zum Verschwinden der Malaysia-Airlines-Passagiermaschine im März 2014. In dem am Montag veröffentlichten Bericht legten sich die Experten nicht darauf fest, warum die Boeing 777 verschwand. Sie kritisierten jedoch, dass es in jener Nacht von malaysischer Seite Mängel bei der Kontrolle des Luftraums gegeben habe. Der Chef der zivilen Luftfahrtbehörde, Azharuddin Abdul Rahman, übernahm in einem Schreiben die Verantwortung dafür.
Das Schicksal von Flug MH370 gilt als eines der größten Rätsel der Luftfahrtgeschichte. Die Boeing 777 war plötzlich von den Radarschirmen verschwunden, als sie auf dem Weg aus Kuala Lumpur nach Peking war. Dann flog sie noch stundenlang durch die Nacht, bevor sie vermutlich abstürzte. Das Wrack wird irgendwo auf dem Boden des südlichen Indischen Ozeans vermutet.
sam/ml (afp, dpa)
Was geschah mit Flug MH 370?
2014 verschwand die Boeing 777 der Malaysia Airlines von den Radarschirmen. Das Schicksal des Flugzeugs und der 239 Menschen an Bord sind ungeklärt.
Bild: Reuters/S. Asyraf
Planmäßiger Start
Am 8. März 2014, um 0 Uhr 41, startete Flug MH 370 vom Internationalen Flughafen Kuala Lumpur mit 227 Passagieren an Bord in Richtung Peking. 26 Minuten später wurde das automatische System an Bord (ACARS) abgeschaltet, dass Daten über mechanische Funktionen während des Flugs übermittelt.
Bild: picture-alliance/dpa
"Gute Nacht"
Wenige Minuten später verlässt die Boeing die malaysische Luftüberwachung und wird von derjenigen Vietnams übernommen. Eine Stimme aus dem Cockpit sagt "Gute Nacht, Malaysian drei sieben null." Die Fluggesellschaft glaubt, dass es die Stimme des Ko-Piloten Fariq Abdul Hamdi war. Die Wetterverhältnisse sind gut.
Bild: picture-alliance/dpa
Verschwunden und auf falschem Kurs
Um 01 Uhr 31 wird der Transponder an Bord der Maschine abgeschaltet, er übermittelt Informationen über Position und Flughöhe. Die Folge: Das Flugzeug verschwindet von den Bildschirmen der Fluglotsen. Militärische Radarsysteme entdecken das Flugzeug um 02 Uhr 15 südlich von Phuket über der Straße von Malakka: Hunderte Kilometer vom planmäßigen Kurs entfernt.
Bild: picture-alliance/dpa
Sieben Stunden später
Das Flugzeug sandte unterdessen weiterhin Signale an Satelliten aus, zum letzten Mal um 8 Uhr 11. Demnach befand es sich entweder in einem nordwestlichen Korridor zwischen Nord-Thailand und den Südgrenzen Kasachstans und Turkmenistans, oder in einem südwestlichen Korridor zwischen Indonesien und dem südlichen Indischen Ozean.
Bild: NASA/dpa
Suche im Golf von Thailand
Kurze Zeit nach dem Verschwinden des Flugzeugs starten Malaysia und Vietnam eine gemeinsame Such- und Rettungsaktion. Sie konzentriert sich auf den Golf von Thailand zwischen Thailand und Vietnam. Unterdessen wurde bekannt, dass zwei Passagiere im Besitz von gestohlenen Pässen der EU waren. Später fand man heraus, dass es sich um zwei illegale iranische Einwanderer handelte.
Bild: reuters
Suche ausgeweitet
Seit dem 12. März beteiligen sich zwölf Länder an der Suche, sie erstreckt sich auf beide Seiten der malaysischen Halbinsel und ein Gebiet von etwas mehr als der Fläche Österreichs. Ein chinesischer Satellit entdeckt drei große treibende Teile im Südchinesischen Meer, bei denen es sich um Trümmer der Maschine handeln könnte.
Bild: picture alliance/AP Photo
Ermittlungen
Zwei Tage danach gab Malaysias Premier Najib Razak (r.) bekannt, dass sich das Flugzeug von seiner planmäßigen Route entfernt hat und dass die Flugbewegungen "mit vorsätzlichen Handlungen einer Person an Bord übereinstimmen". Malaysia leitet polizeiliche Ermittlungen ein, die Wohnungen des Piloten und Ko-Piloten werden durchsucht.
Bild: Reuters
Neue Phase
Elf Tage nach dem Verschwinden von MH 370 sind schon 26 Länder an der Suchoperation beteiligt. Die beiden "Korridore" stehen dabei weiterhin im Fokus. Auch französische Experten beteiligen sich, um ihre Erkenntnisse aus dem Absturz einer Air France-Maschine im Atlantik vor Südamerika im Jahr 2009 beizusteuern.
Bild: Reuters
Hatte jemand ein Motiv?
Die malaysischen Behörden präsentieren eine neue Reihenfolge von letzten Wortmeldungen aus dem Cockpit und dem Abschalten von Kommunikationsgeräten. Als mögliche Ursachen werden Sabotage, Entführung oder Selbstmord des/der Piloten genannt. Bis heute gibt es keine aber Hinweise auf politische oder kriminelle Motive bei Passagieren oder Besatzungsmitgliedern.
Bild: picture-alliance/dpa
Schockbotschaft für Angehörige
Am 24. März teilt Premier Najib Razak mit, neuen Satellitendaten zufolge sei Flug MH 370 wahrscheinlich im südlichen Indischen Ozean abgestürzt. Viele der leidgeprüften Angehörigen, die von Anfang an von den Behörden schlecht informiert wurden, reagieren mit Wut und Verzweiflung. Es kommt zu Demonstrationen vor der malaysischen Botschaft in Peking.
Bild: Reuters
Suche nach der Black Box
Am 5. April will ein chinesisches Schiff ein "Puls-Signal" im Indischen Ozean empfangen haben, zwei Tage später ein australisches Schiff zwei getrennte lange Audio-Signale. Es könnte sich um die "Pings" eines Flugschreibers (Black Box) handeln. Daraufhin untersucht die internationale Such-Flotte wochenlang 850 Quadratkilometer im südlichen Indischen Ozean ab, aber ohne Erfolg.
Bild: picture-alliance/dpa
Australien sucht weiter südlich
Im Oktober verlagert Australien seine Suchaktionen weiter nach Süden. Die Auswertung der stündlichen Kontakte zwischen dem Flugzeug und einem Satelliten des britischen Betreibers Immarsat deuten auf einen Absturzort innerhalb eines schmalen Bogens ("seventh arc") vor der australischen Westküste hin.
Bild: atsb.gov.au
Alle an Bord offiziell für tot erklärt
Ende Januar 2015 erklärt Malaysias Zivilluftfahrtbehörde, dass Flug MH 370 verunglückt sei und alle Menschen an Bord gestorben seien. Durch diese Mitteilung wurden die Angehörigen in die Lage versetzt, Schadenersatzforderungen zu stellen. Gleichzeitig wollte Malaysia einen kriminellen Hintergrund nicht ausschließen und betonte, dass die Suche weiterhin Priorität habe.
Bild: Roslan Rahman/AFP/Getty Images
Bessere globale Flugüberwachung
Als Konsequenz aus dem Fall MH 370 hat die Internationale Zivilluftfahrtorganisation IATA eine Regelung vorgeschlagen, wonach Passagiermaschinen alle 15 Minuten ihre Position mitteilen müssen. Dies soll nur die erste Stufe eines geplanten Überwachungssystems namens "Global Aeronautical Distress and Safety System" sein.
Bild: Getty Images
Proteste und Trauer
Angehörige von chinesischen Passagieren demonstrieren vor der malaysischen Botschaft in Peking. Die Suche müsse weitergehen, fordern sie. Anfang 2017 ist die staatlich finanzierte Suche mangels Aussicht auf Erfolg gestoppt worden.
Bild: Reuters/Kyung-Hoon
Abschlussbericht der Suchkommission: Verbleib des Flugzeugs bleibt rätselhaft
"Es ist nahezu unvorstellbar und mit Sicherheit für eine Gesellschaft auch nicht hinnehmbar, dass in der Ära der modernen Luftfahrt ein so großes Flugzeug verschwunden bleibt", bilanziert der Abschlussbericht vom Australian Transport Safety Bureau im Oktober 2017. Es gebe weiterhin keine konkreten Hinweise darauf, wo sich die Maschine befindet. Das Foto zeigt den Schatten eines Rettungsflugzeugs.
Bild: picture-alliance/dpa/R. Wainwright
Privatunternehmen startet erneute Suche
Das amerikanische Forschungsunternehmen Ocean Infintiy darf auf eigenes Risiko nach MH370 suchen, berichtet Liow Tiong Lai (Bild) im Januar 2018. Eine Prämie werde nur im Erfolgsfall gezahlt, also wenn das Wrack auch gefunden würde. Ocean Infintiy plant, seine Suche in einem Gebiet von 25.000 Quadratkilometern nahe australischen Gewässern durchzuführen.
Bild: picture alliance/AP Photo/S. Asyraf
Privatinitiative nach vier Monaten gescheitert
Der Chef der US-Firma Ocean Infinity, Oliver Plunkett, gibt im Mai 2018 bekannt, dass die groß angelegte private Mission mit Tauchrobotern gescheitert ist. Bei einem Erfolg hätte die US-Firma umgerechnet etwa 60 Millionen Euro bekommen sollen. Damit ruhen die Hoffnungen nun auf einem Zufallsfund - oder darauf, dass man mit neuer Technik eines Tages mehr Glück hat.
Bild: picture-alliance/AP Photo/Ocean Infinity
Abschlussbericht der Regierung: Das Rätsel bleibt
In dem 450-seitigen Bericht vom 30.07.2018 wird keine plausible Erklärung genannt, warum die Maschine mitten in der Nacht plötzlich vom Kurs abwich und dann vermutlich noch stundenlang unterwegs war. "Das Team ist nicht in der Lage, den Grund für das Verschwinden von MH370 zu bestimmen."