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Nach Krypto-Öl kommt Petro-Gold

Mischa Ehrhardt
23. Februar 2018

Kaum ist eine Woche vergangen, seit Venezuela mit seiner Digitalwährung Petro Schlagzeilen gemacht hat. Jetzt legt die Regierung des krisengeschüttelten Landes nach und bringt noch einen Petro ins Spiel: Petro-Gold.

Venezuela - Venezuela startet eigene Kryptowährung Petro - Präsident Maduo
Bild: Reuters/M. Bello

Dem "schwarzen Gold" sind Fans von Digitalwährungen in dieser Woche einen guten Schritt näher gekommen. Denn Venezuela hat seine Ankündigung von Dezember wahr gemacht und eine eigene Digitalwährung ins Leben gerufen - den Petro. Das Besondere daran: Ein Petro soll durch ein Barrel, also ein Fass, Erdöl abgesichert sein. Will heißen: Falls das Geld an Vertrauen und Wert verliert, bleibt dem Petro-Besitzer zumindest theoretisch das Anrecht auf ein Fass Erdöl. Allerdings ist noch nicht klar, wie das real vonstatten gehen soll. Jedenfalls ist der nächste Schritt nun bereits angekündigt: Dem Petro-Öl soll Petro-Gold folgen. Also eine mit Gold abgesicherte Digitalwährung.

"Interessanter Ansatz"

Für den Öl-Petro hat das Land ein Ölfeld in der Orinoco-Region reserviert. Damit sollen also die bis zu 100 Millionen Petro also abgesichert sein, die es insgesamt von der Währung geben soll. Zunächst stehen gut 38 Millionen Petros zum Verkauf, in einer zweiten Tranche sollen es dann noch einmal 44 Millionen sein. Den Rest behält der Staat. Ein Erfolg sei der Start gewesen, lässt Staatspräsident Nicolás Maduro wissen: Kaufabsichten in Höhe von 735 Millionen Dollar seien allein in den ersten 20 Stunden eingegangen - umgerechnet knapp 600 Millionen Euro. Nachprüfen lässt sich das vorerst nicht.

Der Preis für einen Petro lag konsequenterweise bei 60 Dollar, also dem ungefähren Preis für ein Fass Rohöl an den Weltmärkten. "Ich finde das einen interessanten Ansatz", sagt Philipp Sandner von der Frankfurt School of Finance and Management. Er ist Spezialist für digitale Währungen und die zu Grunde liegende Technik, Blockchain. "Denn damit ist die Hoffnung verbunden, dass man innerhalb des Krypto-Währungssystems Währungen hat, die stabiler sind als beispielsweise der Bitcoin oder andere dieser Währungen."

Kampf gegen rasante Inflation

Leere Regale in einem Supermarkt in der Hauptstadt Caracas, Anfang Januar 2018 Bild: Reuters/M. Bello

Andere Digitalwährungen sind durch nichts abgesichert. Allein das Vertrauen auf den Wert von Digitalwährungen gibt ihnen den Gegenwert. Steigt das Vertrauen, klettert der Wert, sinkt es, rauschen die Kurse in den Keller. Deswegen kommt es an den Märkten für digitale Währungen zu heftigen Kursausschlägen nach oben und nach unten. Offenbar versucht der umstrittene Präsident Venezuelas die Gunst der Stunde zu nutzen - also den Hype um Bitcoin & Co - um einen ökonomischen Befreiungsschlag zu versuchen. Denn das Land kämpft mit massiven wirtschaftlichen und politischen Problemen: Die Inflation liegt bei 4000 (!) Prozent, der venezolanische Bolivar verliert also rapide an Wert.

"Der Petro stärkt unsere Unabhängigkeit und unsere wirtschaftliche Souveränität", unterstrich Maduro. Das wiederum richtet sich gegen andere Länder - allen voran die USA. Denn die haben Venezuela mit Sanktionen belegt und diese zu Beginn des Jahres noch einmal verschärft. Mit der Einführung von Petro-Öl und Petro-Gold will die Regierung die Verbindung zu den internationalen Kapitalmärkten wieder herstellen. Denn wenn der Verkauf von Petros wirklich erfolgreich sein sollte, flössen dem Land direkt oder indirekt wieder harte Devisen zu.

Eine Maduro-Gegnerin demonstriert in Caracas für die Freilassung des Oppositionspolitikers Leopoldo Lopez Bild: picture-alliance/dpa/M. Quintero

Experiment mit ungewissem Ausgang

Seit Jahren tobt ein erbitterter Machtkampf zwischen der sozialistischen Regierung Maduros und der Opposition. Die teils blutigen Kämpfe haben Venezuela in eine tiefe politische und wirtschaftliche Krise gestürzt. Die Opposition wirft dem Präsidenten vor, Kritiker mundtot zu machen und letztlich Venezuela in eine Diktatur zu verwandeln. Maduro hingegen wittert bei rechten Oppositionsführern den Versuch, mit Hilfe der USA einen Staatsstreich zu planen. Jedenfalls haben die USA schon gewarnt, dass eigene Staatsbürger Petro nicht kaufen dürfen. Denn die würden die Sanktionen umgehen und seien damit illegal. Das Finanzministerium wertet den Erwerb von Petros als Vergabe eines Kredits an die venezolanische Regierung.

Wie auch immer: jedenfalls sind die Petro-Digitalwährungen noch aus einer ganz anderen Perspektive interessant. Denn die Idee der Erfinder der ersten Digitalwährung Bitcoin war es, ein Zahlungssystem zu schaffen, das fälschungssicher und absolut unabhängig ist von Institutionen wie Zentralbanken oder Staaten. Der Petro mag, wie die übrigen Blockchain-Währungen auch, nahezu fälschungssicher sein. Staatlich unabhängig ist er nicht.

Ein ziemlich guter Schachzug der venezolanischen Regierung ist der Versuch von Petro-Öl und Petro-Gold aber auf jeden Fall. Denn in Zeiten der Geldflut seitens der Notenbanken trauern einige Menschen wohl den Zeiten nach, in denen Währungen noch durch physische Stoffe wie Gold besichert waren. Man kann den Petro also auch als ein Experiment betrachten, ob in der digitalen Welt so etwas wie ein neuer Goldstandard entstehen kann.

Verschlüsseltes Geld – realer Wert

04:57

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