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Jüdische Extremisten festgenommen

6. Juli 2014

Die blutigen Ausschreitungen nach der Ermordung eines arabischen Jugendlichen könnten zu einem Flächenbrand werden. Palästinenser sprechen von einem neuen Aufstand. Nun wurden in Israel erste Verdächtigte festgenommen.

Ausschreitungen nach der Trauerfeier um Mohammed Abu Chder (foto: Getty images)
Bild: Getty Images

Der scheidende Staatschef Schimon Peres wollte da keinerlei Zweifel von arabischer Seite dulden: Wenn Juden zu Mördern würden, stelle man sie genauso vor Gericht wie andere Mörder. Israel werde im Mordfall um den jungen Palästinenser nichts verschweigen, alles müsse aufgedeckt werden. Regierungschef Benjamin Netanjahu versuchte mit einer TV-Erklärung, die Gemüter auf beiden Seiten zu beruhigen: Er versprach, die Täter des "schockierenden Verbrechens" würden zur Verantwortung gezogen. Man dulde keinen Extremismus, egal von welcher Seite.

Die Führer des jüdischen Staates riefen dazu auf, Ruhe zu bewahren und sich nicht aufhetzen zu lassen. Die Regierung drohte mit hartem Vorgehen gegen Aufruhr und Gewalt.

Am Sonntag war die Nachricht von der Festnahme sechs jüdischer Extremisten in dem Mordfall durchgesickert. Die Verdächtigen seien unter dem Verdacht der Beteiligung an der Entführung und Ermordung des 16-jährigen Mohammed Abu Chder festgesetzt worden, erklärte der Inlands-Geheimdienst Schin Beth. Sicherheitsminister Jizchak Aharonowitsch beschrieb die Verdächtigen als "junge Leute", eine Polizeisprecherin berichtete von "nationalistischen Motiven".

Eine Juristen-Organisation zur Verteidigung rechtsgerichteter jüdischer Extremisten erklärte, sie habe die Vertretung von sechs Verdächtigen übernommen. Ein Gericht habe eine mehrtägige Untersuchungshaft angeordnet.

Chder war am Mittwoch im Morgengrauen auf dem Weg zur Moschee verschleppt worden. Kurz darauf wurde seine Leiche am westlichen Stadtrand von Jerusalem im Wald gefunden. Chder war nach Angaben palästinensischer Mediziner offenbar bei lebendigem Leib verbrannt. Bereits unmittelbar nach der Tat war der Verdacht aufgekommen, dass es sich um einen Racheakt extremistischer Juden für die Verschleppung und Ermordung von drei israelischen Jugendlichen im Westjordanland Mitte Juni handelte.

Ausschreitungen überall in den arabisch geprägten Ortschaften - manche erwarten eine neue IntifadaBild: Jack Guez/AFP/Getty Images

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas erklärte, er habe UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zur Bildung einer internationalen Kommission für die Untersuchung israelischer Verbrechen gegen Palästinenser aufgefordert, darunter der Mord an dem arabischen Teenager.

Die Ermordung des 16-Jährigen löste gewaltsame Proteste von Palästinensern zunächst in Ost-Jerusalem aus, die sich am Wochenende auf den Norden Israels ausweiteten. Vom Gazastreifen aus wurde der Süden Israels erneut mit Raketen beschossen. Allein am Sonntag wurden 20 Raketen- und Granateneinschläge gezählt.

Israel übte diesmal auch mit Drohnenangriffen Vergeltung. Insgesamt wurden nach Angaben der palästinensischen Nachrichtenagentur Maan im Gazastreifen neun Palästinenser getötet. Sieben von ihnen seien Aktivisten des bewaffneten Flügels der radikalislamischen Hamas gewesen. Außerdem seien sechs Zivilisten verletzt worden, hieß es weiter.

SC/mak (APE, afpe, rtre, dpae)

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