Ferguson brennt
25. November 2014 Das Gremium aus zwölf Geschworenen - drei Schwarze und neun Weiße - hatte seit dem Sommer geprüft, ob die Beweislage für eine Anklage gegen Darren Wilson ausreicht. Am Montag fällte die Grand Jury dann ihre Entscheidung. Die Geschworenen sähen keine hinreichenden Beweise für eine Straftat, teilte Oberstaatsanwalt Robert McCulloch mit. Sie hätten jedes einzelne Beweisstück und jede Zeugenaussage genauestens überprüft.
Mögliche Anklagepunkte waren Mord, Totschlag und fahrlässige Tötung. Darüber hinaus ermittelt noch das Washingtoner Justizministerium gegen den Beamten. In diesem Fall geht es um die Frage, ob Wilson aus rassistischen Motiven geschossen und damit die Bürgerrechte des Teenagers verletzt hat. Der Polizist beruft sich auf Notwehr.
Tränengas, Wasserwerfer...
Unmittelbar nach Bekanntgabe des Juryspruchs kam es in der US-Kleinstadt Ferguson bei Protestkundgebungen zu schweren Ausschreitungen. Demonstranten warfen Flaschen und Ziegelsteine auf Polizeifahrzeuge, wie die Sender CNN und MSNBC berichteten. Eine Schnellstraße wurde zwischenzeitlich besetzt und blockiert.
Fahrzeuge und Geschäfte gingen in Flammen auf. Schaufensterscheiben wurden eingeschlagen, es kam zu Plünderungen. Die Polizei antwortete mit Tränengas und Wasserwerfern. Schüsse seien zu hören gewesen, hieß es weiter.
Auch in New York und vor dem Weißen Haus in Washington kam es zu Kundgebungen. Weitere Proteste wurden etwa aus den Metropolen Chicago, Los Angeles und Boston gemeldet sowie aus Städten mit starken schwarzen Gemeinschaften.
Obama ruft zu Ruhe auf
US-Präsident Barack Obama rief die Bürger zur Ruhe auf. Man sollte die Entscheidung der Geschworenen respektieren, forderte er. An die Polizei appellierte Obama, sich zurückzuhalten.
Ähnlich hatte sich zuvor der Gouverneur des Bundesstaates Missouri geäußert. Alle Seiten sollten "Toleranz, gegenseitigen Respekt und Zurückhaltung" zeigen, sagte Jay Nixon. Der Verwaltungschef des Bezirks St. Louis, Charlie Dooley, rief die Menschen auf, sich nicht nur von Gefühlen leiten zu lassen, sondern "mit dem Kopf zu denken". Es sei nicht die richtige Zeit, um gegeneinander vorzugehen.
Die Behörden befürchten, dass es in dem Vorort der Metropole St. Louis wie in den Wochen nach dem Tod des Teenagers Michael Brown (18) zu tagelangen, massiven Gewaltausbrüchen kommen könnte. Der Polizist hatte den unbewaffneten Jugendlichen am 9. August erschossen. Nach seiner Aussage handelte er in Notwehr während eines Handgemenges.
Zeugen wollen allerdings beobachtet haben, dass der Teenager vor seinem Tod die Hände erhoben hatte. Brown wurde von mindestens sechs Kugeln getroffen. Anschließend lag der leblose Körper stundenlang auf der Straße. Der Tod von Brown hatte in Ferguson Proteste und Straßenschlachten ausgelöst.
Diskussion über Rassismus
An dem Fall entzündete sich auch eine landesweite Debatte über Rassismus und Polizeigewalt. Die mehrheitlich afroamerikanische Bevölkerung von Ferguson fühlt sich von der überwiegend weißen Polizeitruppe diskriminiert.
Browns Angehörige riefen die Demonstranten am Montag ebenfalls zum Gewaltverzicht auf. "Wir sind nicht hier, um gewalttätig zu sein. Wir sind hier im Gedenken an unseren Sohn", hieß es in einer Erklärung der Familie. Missouris Gouverneur hatte bereits vor einer Woche den Notstand verhängt und die Nationalgarde nach Ferguson beordert, die wichtige Einrichtungen dort bewacht. An den Schulen der 20.000-Einwohner-Stadt wurde für diesen Dienstag der Unterricht abgesagt.
se/haz (APE, cnn, dpa, afp, rtr)