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Nach Sittenpolizei-Vorfall: Iranische Schülerin ist tot

28. Oktober 2023

Die 16-jährige Armita Garawand trug kein Kopftuch, als sie mit Irans sogenannter Sittenpolizei zusammentraf. Nach Wochen im Koma ist sie nun verstorben.

Eine Frau hält ein Schild in der Hand, das Armita Garawand auf der Intensivstation im Krankenhaus zeigt
Solidaritätskundgebung für Armita Garawand am 8. Oktober in London Bild: Velar Grant/ZUMA Wire/IMAGO

Die Anfang Oktober unter ungeklärten Umständen in einer Teheraner U-Bahn schwer verletzte Iranerin Armita Garawand ist laut der amtlichen Nachrichtenagentur Irna tot. Die Jugendliche sei nach 28 Tagen Krankenhausaufenthalt auf der Intensivstation verstorben, hieß es weiter. Bereits vor einer Woche hatten die behandelnden Ärzte die 16-Jährige in einer Klinik in Irans Hauptstadt für hirntot erklärt. Der Fall hatte weit über Irans die Landesgrenzen hinaus für Entsetzen und große Empörung gesorgt.

Irans Behörden sprechen von niedrigem Blutdruck

Die aus einer kurdischen Region stammende Jugendliche war laut Menschenrechtlern von sogenannten Sittenwächterinnnen angegriffen worden, weil sie kein Kopftuch trug. Staatsmedien dementierten Gewalt seitens der "Moralpolizei". Garawand sei wegen niedrigen Blutdrucks gestürzt und mit dem Kopf aufgeschlagen, lautete die offizielle Erklärung. Auf dem Video einer U-Bahnhof-Überwachungskamera ist zu sehen, wie mehrere Frauen den Körper der offenbar bewusstlosen 16-jährigen aus dem Zug auf den Bahnsteig ziehen und davoneilen, ohne weiter Hilfe zu leisten.

Die Nachrichtenagentur Tasnim zitierte an diesem Samstag die "offizielle" Version der behandelnden Ärzte, wonach das Mädchen "einen Sturz erlitten hatte, der zu einer Hirnverletzung führte". Daraufhin seien Krämpfe sowie eine "verminderte Sauerstoffversorgung des Gehirns und ein Hirnödem nach einem plötzlichen Abfall des Blutdrucks" erfolgt.

Das Foto einer Überwachungskamera zeigt, wie der leblose Körper des Mädchens aus einer U-Bahn getragen wirdBild: Iranian state TV/AP/picture alliance

Garawands Schicksal erinnert viele Iranerinnen und Iraner an den Fall der jungen iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini, die im Herbst 2022 von den sogenannten Sittenwächtern wegen eines angeblich schlecht sitzenden Kopftuchs festgenommen und unter ungeklärten Umständen auf einer Polizeiwache schwer verletzt worden war. Amini fiel ebenfalls ins Koma und verstarb. Ihr Tod löste im vergangenen Jahr die schwersten Proteste seit Jahrzehnten aus. Hunderte Menschen im Iran wurden getötet, tausende weitere festgenommen.

Neues, noch schärferes Kopftuchgesetz

Seitdem ignorieren viele Frauen demonstrativ die Kopftuchpflicht. Irans Regierung reagierte auf die zahlreichen Verstöße unter anderem mit einer Strafrechtsreform. Das neue Kopftuchgesetz, das noch nicht in Kraft getreten ist, sieht in seiner jüngsten Fassung harte Strafen bei Missachtung der islamischen Kleidungsvorschriften vor. Diese umfassen bei mehrfachen Verstößen Geldbußen. In Extremfällen können bis zu 15 Jahre Haft und umgerechnet mehr als 5000 Euro Strafe verhängt werden.

se/sti/AR (dpa, afp, ap, rtr)

Irans Frauen wehren sich gegen Kleiderregeln

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