Wer in den USA mit Digitalwährung spekuliert, soll mehr Steuern darauf zahlen. So will es wohl Joe Biden. Die Kurse von Bitcoin und Co rutschen ab. Dahinter könnten aber auch andere Faktoren stecken.
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Es geschieht einmal wieder das, vor dem Kritiker immer wieder warnen: Die viel gehypten Digitalwährungen wie der Bitcoin verlieren innerhalb von kürzester Zeit massiv an Wert. Allein am heutigen Freitag fiel die größte Kryptowährung Bitcoin um 15 Prozent. Schaut man sich den Verlauf der ganzen Woche an, summiert sich das Minus auf knapp 25 Prozent. Ähnliches geschieht bei Ether, Binance, Tether, XRP oder Dogecoin. Was ist geschehen?
Grund für den Ausverkauf scheint eine geplante Erhöhung der Kapitalertragssteuern in den USA zu sein. Insidern zufolge will US-Präsident Joe Biden diese Steuern sogar verdoppeln. Für viele Investoren wohl ein Grund, ihr Kapital aus Bitcoin und Co abzuziehen. Die Rechnung ist einfach - mehr Steuern bedeutet weniger Rendite. Einige Fonds hätten auf die Nachrichten mit aggressiven Verkäufen reagiert,sagte Avi Felman, Chef-Händler des auf Kryptowährungen spezialisierten Vermögensverwalters Blocktower.
Neue Geldwäsche-Maßnahmen?
Doch auch andere Gründe schicken die umstrittenen Digitalwährung auf Talfahrt. So gibt es auch Gerüchte über eine härtere Gangart des US-Finanzministeriums beim Einsatz von Digitalwährung für Geldwäsche. Immer wieder stehen Bitcoin und Co im Verdacht, illegale Geldtransaktionen zu ermöglichen. Der Co-Erfinder der Kryptowährung Ethereum, Charles Hoskinson, geht in seinem Videoblog davon aus, dass es schon in diesem Jahr einen Versuch der US-Regierung geben wird, eine Regulierung des Marktes anzustoßen. "Ich glaube nicht, dass es positiv sein wird", so Hoskinson. "Ein Vorteil aber wäre, dass das erste Mal in der Geschichte für unsere Industrie in den USA etwas Klarheit geschaffen wird", so der Mathematiker.
Einige Experten sehen den Grund für den Absturz auch in China. Dort hatte die Regierung nach einem Unglück in einer Kohlemine stärkere Sicherheitsstandards angekündigt. Diverse Minen hätten daraufhin die Förderung und Kohle-Kraftwerke erst mal gestoppt, so berichtet es die Welt. Der Kursverfall habe damit seinen Anfang genommen, so das Nachrichtenportal. Das Erschaffen von Kryptowährungen (Mining) verbraucht große Mengen an Energie. Viele dieser gigantischen Serverparks befinden sich in China.
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Die schlechte Klimabilanz
Ob dieser Zusammenhang sich tatsächlich auf den Kurs auswirkt, bleibt offen. Die Energie für das Mining stammt laut einer jüngsten Studie zu 70 Prozent aus China. Wesentliche Energiequellen sind dabei, Wasserstoff und eben auch Kohle, die 40 Prozent des Energieverbrauchs ausmacht. Experten und Umweltverbände kritisieren den Bitcoin deshalb immer wieder als schmutzige Geldanlage. Forscher gehen davon aus, dass der C02-Verbrauch von Bitcoins in China im Jahr 2024 so hoch ist wie der Gesamtverbrauch von Katar oder der Tschechischen Republik.
Investoren interessiert die Klimabilanz wohl eher weniger. Denn trotz der aktuellen Kursverluste liegt der Bitcoin mittel- und langfristig noch deutlich im Plus. Seit Ende 2020 beläuft sich der Anstieg auf 70 Prozent. Geht man ein ganzes Jahr zurück, liegt der Zuwachs sogar bei 500 Prozent. Seit einiger Zeit ist jedoch unter den vielen Kryptowährungen eine Verschiebung vom Bitcoin zu anderen Internetdevisen zu beobachten.
Wie funktioniert Bitcoin?
Der Bitcoin steigt und fällt und steigt - und viele fragen sich, ob sie es Elon Musk gleichtun und ihr Erspartes in Bitcoin investieren sollen. Die DW gibt keine Empfehlung ab, erklärt aber, wie Bitcoin funktioniert.
Ziemlich kryptisch
Bitcoin ist eine Kryptowährung. Das Zahlungsmittel funktioniert also digital, ohne physische Münzen und Scheine, und basiert auf kryptografischen Verfahren. Bitcoin ist dezentral organisiert und kommt ohne Banken und Zentralbanken aus. Die Währung ist daher weltweit und grenzüberschreitend zu denselben Bedingungen verwendbar und mit keinem bisherigen Geldsystem zu vergleichen.
Der "Vater" als Mysterium
Im Januar 2009 wurde zu Bitcoin eine Open-Source-Software unter dem Entwickler-Pseudonym Satoshi Nakamoto veröffentlicht. Ein paar Monate zuvor hatte diese Person oder Gruppe die Funktionsweise der digitalen Währung in einem Text erstmals öffentlich beschrieben.
Wie kommt man an Bitcoins?
Es gibt verschiedene Wege, sich Bitcoins zu besorgen: Man kauft sie auf einer Internetplattform (und bezahlt dafür z.B. mit Euro). Oder man akzeptiert Bitcoin als Zahlungsmittel für Waren oder Dienstleistungen, die man anbietet. Oder man wird "Miner" und schürft selbst nach Bitcoins.
Auch digital: Ohne Geldbeutel ist alles nichts
Kryptowährungen werden in einer virtuellen Geldbörse (Wallet) aufbewahrt. Sie enthält Schlüssel (Keys). Nur mit ihnen kann man feststellen, wem ein Bitcoin gehört. Man braucht sie auch für Transaktionen. Eine Wallet kann man auf dem Smartphone, einem Computer, einem USB-Stick, speziell gesicherten Speichermedien und in einer Webcloud speichern. Ohne Wallet hat man keinen Zugang zu seinen Bitcoins.
Hut ab vor der Kyptowährung
Sagen wir, Herr X möchte von Frau Y einen Hut kaufen und mit Bitcoin bezahlen. Beide müssen für eine Bitcoin-Transaktion einen öffentlichen Schlüssel (vergleichbar mit einer Konto-Nummer) und einen privaten Schlüssel (vergleichbar mit einer TAN) besitzen.
Block-Bausteine
Frau Y übermittelt ihren öffentlichen Schlüssel an Herrn X. Der bestätigt mit seinem privaten Schlüssel und beantragt damit eine Transaktion. Die wird mit einigen hundert anderen Transaktionen in einem Block gesammelt (daher der Begriff Blockchain, doch dazu später).
Rechenknechte
Der Block wird an alle Computer im dezentralen Bitcoin-Netzwerk verteilt. Diese Computer werden auch Miner genannt. Sie prüfen die Transaktionen, die von einem Wallet zum anderen laufen, und bestätigen sie. Theoretisch kann jeder Mensch seinen Computer im Netzwerk mitarbeiten lassen. Inzwischen wird die meiste Arbeit aber von professionellen Server-Farmen erledigt.
Im Schweiße ihrer Grafikkarten
Bevor die Transaktion tatsächlich ausgeführt wird, müssen die Miner für jeden Block kryptografische Rechenaufgaben lösen. Dafür sind Rechenpower und starke Grafikkarten nötig. Das Mining funktioniert wie ein Wettbewerb: Mehrere Miner versuchen gleichzeitig, einen Block aus der Blockchain zu entschlüsseln. Wer das zuerst schafft, erhält als Bezahlung neue - also "frisch geschürfte" - Bitcoins.
Eine Art Perlenkette
Der Block von Herr X und Frau Y ist Teil einer langen Kette, der sogenannten Blockchain. In dieser dezentralisierten Datenbank sind alle Bitcoin-Aktivitäten gespeichert. Die Blockchain dient damit als das Zahlungsbuch (Ledger) der Kryptowährung: Alle Transaktionen und Wallet-Informationen der Beteiligten sind darin enthalten. Obwohl das alles erfasst und einsehbar ist, bleiben die Nutzer anonym.
Hier wird geschürft
China hat den mit Abstand größten Anteil an der Rechenleistung des Bitcoin-Netzwerks (Hashrate) und damit an dessen Stromverbrauch. Weitere wichtige Länder sind die USA, Russland, Kasachstan, Iran und Malaysia, so der Bitcoin Electricity Consumption Index der Universität Cambridge. Das Mining lohnt sich nur da, wo die Strompreise günstig sind.
Riesiger Energiehunger
Der energieintensive Prozess für die Berechnungen der Bitcoin-Transaktionen (Mining) benötigt um die 120 Terrawattstunden (TWh) im Jahr, so der Bitcoin Electricity Consumption Index der Universität Cambridge. Das ist mehr Strom, als jedes der blau gefärbten Länder in einem Jahr verbraucht. Grafiken: Per Sander
Texte: Gudrun Haupt