1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
PolitikAfrika

Südafrika räumt nach Tagen der Zerstörung auf

17. Juli 2021

Die Zahl der Toten durch die Unruhen in Südafrika hat sich auf 212 erhöht. Laut Regierung beruhigt sich die Lage in den Provinzen Gauteng und KwaZulu-Natal aber wieder. Jetzt muss die Odnung wieder hergestellt werden.

Aufräumarbeiten in Durban (15.07.2021)
Aufräumarbeiten in Durban (am Donnerstag): Zahlreiche Freiwillige im EinsatzBild: Rogan Ward/REUTERS

25.000 Soldaten hatte Südafrikas Regierung mobilisiert, um den wütenden Mob zu bremsen. Nach einer Woche der Gewalt in Teilen des Landes hat sich nun die Sicherheitslage offenbar weitgehend stabilisiert. Tausende Bürger nutzen das jetzt in den zwei betroffenen Provinzen Gauteng und KwaZulu-Natal, um die Trümmer beiseite zu schaffen. Zahlreiche Freiwillige beteiligen sich an den Aufräumarbeiten.

In sozialen Medien wurde immer wieder der soziale Zusammenhalt der Nation beschworen, den auch Präsident Cyril Ramaphosa am Vorabend in einer Rede an die Nation im Fernsehen immer wieder betont hatte. Die Gewalt sei ein gezielter, koordinierter und gut vorbereiteter Angriff auf die Demokratie gewesen. Die verfassungsmäßige Ordnung des Landes sei bedroht. Nach seinen Worten hatte eine nicht näher benannte zwölfköpfige Gruppe versucht, Chaos durch Plünderung und Gewalt zu verursachen. Einer von ihnen sei festgenommen worden, nach den anderen werde noch gesucht.

Präsident Ramaphosa bei der Besichtigung eines Tatorts in Durban (am Freitag): "Angriff auf die Demokratie"Bild: Rogan Ward/REUTERS

Ramaphosa hatte in seiner Rede am späten Freitagabend sogar von einem "Aufstand" gesprochen. Ziel der ungenannten Hintermänner sei eine Destabilisierung der Wirtschaft gewesen. Die Regierung sei auf die Zerstörung und Sabotageakte schlecht vorbereitet gewesen, räumte er ein. Tagsüber hatte der Präsident eines der geplünderten Einkaufszentren besucht. Ladenbesitzer, die Opfer von Plünderungen und Zerstörungen wurden, hielten ihm Plakate entgegen mit Aufschriften wie, "Meine Zukunft wurde mir geraubt".

Zuma-Verhaftung als Zündfunke

Die Unruhen entzündeten sich an der Inhaftierung des früheren Präsidenten Jacob Zuma, der Anfang Juli eine 15-monatige Haftstrafe wegen Missachtung des Gerichts in einem Korruptionsverfahren antreten musste. In Zumas Heimatprovinz KwaZulu-Natal und der Metropolregion Gauteng mit den Städten Pretoria und Johannesburg wurden laut Regierung mehr als 160 Einkaufszentren und elf Lagerhallen geplündert und zerstört.

Offiziellen Angaben zufolge kamen 212 Menschen ums Leben. Nach Angaben der Regierung starben viele der Opfer bei Massenpaniken im Zusammenhang mit den Plünderungen, einige erlitten aber auch Schusswunden. Mehr als 2550 Personen wurden festgenommen. In 131 Fällen seien Ermittlungen wegen Mordes aufgenommen worden.

Von Gewaltwelle Betroffene in Durban: "Meine Zukunft wurde geraubt"Bild: Rogan Ward/REUTERS

Infolge der Gewalt und Plünderungen wurden auch Lieferketten und Transportverbindungen unterbrochen, was im schwer von der Corona-Pandemie betroffenen Südafrika Furcht vor Engpässen bei Lebensmitteln und Medikamenten auslöste. In Durban bildeten sich lange Schlangen vor Supermärkten. Bewohner der Stadt berichteten von stark gestiegenen Brotpreisen.

"Wir sind eine gewalttätige Demokratie"

Der Gewaltausbruch wirft auch einen Schatten auf den "Mandela Day", der an diesem Sonntag in Südafrika begangen wird. Dieser erinnert an den Geburtstag des ersten schwarzen Präsidenten der Landes, Nelson Mandela, und an dessen Versöhnungswerk nach Abschaffung der Apartheid. In diesem Jahr steht er unter dem Motto "Gesetz, Rechtsstaatlichkeit und Essen für alle". Der "Mandela Day" soll zudem an die Verabschiedung der Landesverfassung vor 25 Jahren erinnern, die als eine der fortschrittlichsten der Welt gilt. Sie trat offiziell am 4. Februar 1997 in Kraft.

"Wir haben unsere Unschuld verloren, der Rassismus erhebt wieder sein hässliches Antlitz", sagte Sello Hatang von der Mandela-Stiftung in einem Fernsehinterview. Die extreme Ungleichheit und weit verbreitete Armut im Lande sei eine tickende Zeitbombe. "Wir sind eine gewalttätige Demokratie, das können wir besser hinbekommen", sagte er. Diejenigen, die die Werte Mandelas missachteten und mit Füßen träten, müssten zur Verantwortung gezogen werden.

AR/haz (dpa, epd, afp, rtr)

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen