Nach Taifun "Gaemi": Behörden warnen vor Ölpest bei Manila
25. Juli 2024
Eine schwere Ölpest könnte sich vor der philippinischen Küste ausbreiten, nachdem dort ein Öltanker gesunken ist. Das gekenterte Schiff war mit 1,4 Millionen Litern Öl beladen.
Anzeige
Während in und um die Philippinen einer der schwersten Taifune seit Jahren wütete, sank am Donnerstag ein Öltanker vor der Küste der Philippinen. Dabei kam ein Besatzungsmitglied ums Leben.
16 von 17 Besatzungsmitglieder des Öltankers "MT Terra Nova" seien gerettet worden, sagte Verkehrsminister Jaime Bautista, nachdem das Schiff vor der Küstenstadt Limay gekentert war. Die Küstenwache teilte mit, sie habe am Donnerstagnachmittag die Leiche eines zuvor vermissten Besatzungsmitglieds im Meer aufgefunden.
Anzeige
Drohende Ölpest
Das Schiff hatte über 1,4 Millionen Liter Öl geladen, so Bautista. Sollte die gesamte Ladung austreten, drohe die schwerste Ölpest in der Geschichte des Landes, warnten die Behörden.
"Es gibt bereits jetzt einen Ölteppich", stellte Verkehrsminister Jaime Bautista bei einer Lagebesprechung fest. Eine Luftaufnahme der Küstenwache bestätigte Bautistas Worte. Sie zeigte einen mehrere Kilometer langen Ölteppich, der von starken Wellen angetrieben wird. Nach Behördenangaben könnte sich der Ölteppich bis in die Gewässer vor Manila ausbreiten. Die Behörden seien bereits im Einsatz, um den Austritt des Öls einzudämmen. Einige Schiffe warteten allerdings noch auf bessere Wetterbedingungen.
"Wir kämpfen gegen die Zeit. Wir werden unser Bestes tun, um den Treibstoff einzudämmen", sagte ein Sprecher der Küstenwache.
Taifun "Gaemi" Schuld?
Nach Angaben der Behörden sei noch unklar, ob der Untergang des Öltankers direkt mit dem Taifun zusammenhänge, der am Mittwoch weite Teile der Hauptstadt Manila und umliegender Städte überflutete. Überlebende Besatzungsmitglieder hatten die Gewässer vor dem Kentern des Öltankers zuvor als besonders rau beschrieben. Eine offizielle Sturmwarnung habe es jedoch nicht gegeben, als das Schiff in See stach, teilte die Küstenwache mit.
Taifun "Gaemi" wütet im Nordwest-Pazifik
Von den Philippinen über Taiwan nach China: Mit Sturmböen, heftigen Regenfällen, Flutwellen und Schlammlawinen richtet Taifun "Gaemi" schwere Schäden an.
Bild: Lisa Marie David/REUTERS
Rettungseinsatz in Manila
Helfer bringen einen Mann und seinen Hund in Manila in Sicherheit. Auf den Philippinen starben mehr als 20 Menschen nach schweren Überschwemmungen und Schlammlawinen durch Taifun "Gaemi". Allein in Manila ertranken sechs Menschen in den meterhohen Wassermassen. Die Hauptstadt des Inselstaats ist am stärksten betroffen von den Regenmassen: Gut 600.000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen.
Bild: Lisa Marie David/REUTERS
Ölfrachter "MT Terra Nova" gesunken
Ein Hubschrauber der philippinischen Küstenwache auf Suche nach Schiffbrüchigen. Ein Tanker, der 1,4 Millionen Liter Öl geladen hatte, sank vor Manilas Küste. 16 der 17 Crewmitglieder konnten bereits schnell gerettet werden. Starker Regen und Wellengang beeinträchtigen die Bergungsmaßnahmen. Austretendes Öl könnte in der Bucht vor Manila eine massive Umweltkatastrophe nach sich ziehen.
Bild: Philippine Coast Guard/AP/picture alliance
"Wir sind jetzt wieder bei Null"
Die Bewohner des Stadtteils Marikina-City im Nordosten von Manila räumen nach den Überschwemmungen die schlammigen Straßen frei. Tausende Menschen haben in den Fluten alles verloren. Zenaida Cuerda, Straßenverkäuferin in der Millionenstadt, hoffte diesmal von den Überschwemmungen verschont zu bleiben, aber es kam anders: "Alles kam so plötzlich. Wir sind jetzt wieder bei Null", sagt sie.
Bild: Lisa Marie David/REUTERS
Wassermassen auf Brusthöhe
Ein Bus in Quezon, einem Bezirk im Norden der philippinischen Hauptstadt, steht verlassen in den Fluten. Die Wassermassen erreichten in Teilen der Stadt schnell Brusthöhe. Manila wurde nicht direkt durch den Taifun getroffen, sondern die saisonalen Monsunregenfälle verstärkt. In der dicht besiedelten Region bleiben Schulen und viele Büros geschlossen.
Stürmische Regenfälle führten auch in Taiwan zu Überschwemmungen und Schlammlawinen. Zwischenzeitlich waren mehr als 450.000 Haushalte ohne Strom. Mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 227 Kilometern pro Stunde traf der Taifun auf die taiwanesische Nordostküste im Bezirk Yilan. "Gaemi" ist der stärkste Wirbelsturm in der Region seit acht Jahren.
Bild: Pingtung Fire Department/AP/picture alliance
Flugbetrieb in Taiwan eingestellt
Der Flugbetrieb am Internationalen Flughafen Taoyuan in Taiwan wurde zwischenzeitlich eingestellt. Über 200 internationale Flüge wurden gestrichen und Passagiere mit Zielen in den Vereinigten Staaten, Vietnam, Japan und Australien mussten lange Wartezeiten in Kauf nehmen.
Bild: Daniel Ceng/Anadolu/picture alliance
Erste Flutwellen treffen China
Von Taiwan zieht der Supertaifun weiter nach China, heftige Flutwellen treffen die Küste in der südostchinesischen Provinz Fujian. Etwa 150.000 Menschen wurden aus Küstenstädten der Region in Sicherheit gebracht. Viele Flugzeuge müssen am Boden bleiben, der Verkehr auf Wasserstraßen und betroffenen Zugstrecken wurde weitgehend eingestellt.
Bild: Jiang Kehong/XinHua/dpa/picture alliance
Das Wasser geht, der Schlamm bleibt
In Manila fließen die Wassermassen derweil bereits langsam wieder ab. Dieses Schleppschiff ist im tiefen Schlamm stecken geblieben. Der philippinische Präsident Ferdinand Marcos besuchte betroffene Stadtteile und sagte, es seien mehr Bezirke von den Überschwemmungen betroffen als bei Taifun "Ketsana" im Jahr 2009. "Das sind die Auswirkungen des Klimawandels", mahnt Marcos.
Bild: Ezra Acayan/Getty Images
8 Bilder1 | 8
Nach Angaben der Regierung sind mindestens 20 Menschen durch den Taifun und die Monsunregenfälle auf den Philippinen ums Leben gekommen, hunderte Menschen wurden verletzt.
Auch Taiwan heimgesucht
Der schwerste Taifun seit Jahren zog inzwischen über Taiwan hinweg. Mindestens drei Menschen kamen ums Leben. 3300 weitere wurden verletzt, wie die Behörden des Inselstaates mitteilten. Südlich der Insel sank ein Frachter unter tansanischer Flagge. Die neunköpfige Besatzung gilt als vermisst. Die aus Myanmar stammenden Seeleute hätten sich ihre Rettungswesten angezogen, es habe aber keine Rettungsboote an Bord des Frachters gegeben, sagte ein Feuerwehrsprecher.
In der Hauptstadt Taipeh und mehreren anderen Städten blieben Schulen, Behörden und die Börse den zweiten Tag in Folge geschlossen. Hunderte Flüge wurden abgesagt. Auch die jährliche Militärübung Han Kuang wurde vorzeitig beendet, wie das Verteidigungsministerium Taiwans mitteilte.