Nach Todesfällen weitere Proteste in Bahrain
16. Februar 2011"Das Volk fordert den Sturz des Regimes" riefen die Demonstranten während der Trauerfeier in Mahus, einem Vorort von Bahrains Hauptstadt Manama. Rund 2000 Menschen hatten am Mittwoch (16.02.2011) an der Beisetzung eines Demonstranten teilgenommen. Er war am Vortag ums Leben gekommen, als Sicherheitskräfte gegen Teilnehmer einer anderen Trauerfreier für einen zuvor getöteten Demonstranten vorgingen. Das harte Durchgreifen der Sicherheitskräfte ruft nicht nur großen Unmut in der Bevölkerung hervor. Auch die USA haben Kritik geäußert.
US-Regierung "sehr besorgt"
Bei einer Fernsehansprache am Mittwoch (16.02.2011) kündigte Bahrains Innenminister Scheich Ratsched ben El Chalifa an, die verantwortlichen Sicherheitskräfte zur Verantwortung zu ziehen und die Todesumstände der Demonstranten zu untersuchen. Zudem äußerte er sein "tiefes Bedauern" über die beiden Todesfälle. Gleichzeitigt betonte er, dass er die Sicherheitskräfte immer darauf hingewiesen habe, "Zurückhaltung an den Tag zu legen um solche bedauerlichen Zwischenfälle zu vermeiden."
Der Sprecher des US-amerikanischen Außenministerium P.J. Crowley hatte bereits am Dienstag (15.02.2011) nach dem Tod des Demonstranten alle Seiten aufgerufen "sich zurückzuhalten und Gewalt zu unterlassen." Die USA seien wegen der Gewalt bei den Protesten "sehr besorgt". Zudem erinnerte er die Regierung von Bahrain an ihr Versprechen, die Todesfälle bei den Demonstrationen genau zu untersuchen und "gegen jeglichen ungerechtfertigten Einsatz von Gewalt seitens der Sicherheitskräfte Bahrains" vorzugehen.
Bahrains Regierung zu Zugeständnissen bereit
Am Dienstag (15.02.2011) hatte Bahrains König Hamad bin Isa al Chalifa den Angehörigen der Getöteten in einer Fernsehansprache sein Beileid ausgesprochen und Untersuchungen angekündigt. Zudem kündigte er Reformen an. Dazu gehöre auch eine Lockerung der staatlichen Kontrollen über die Medien und das Internet.
Dessen ungeachtet forderten am Mittwoch erneut tausende Demonstranten Reformen und den Rücktritt der Regierung. Hunderte von ihnen hatten in Zelten auf dem 'Pearl Square' in der Hauptstadt Manama die vergangene Nacht verbracht. In Anlehnung an die Ereignisse in Ägypten hatten sie ihn in Tahrir-Platz umgetauft.
Die Schiiten bilden die Mehrheit der Bevölkerung in Bahrain, regiert wird der Golfstaat allerdings von einer sunnitischen Oberschicht. Die Schiiten beklagen sich über eine massive Diskriminierung. So schließe die Regierung sie vom Wohnungsmarkt, dem Gesundheitswesen und staatlichen Arbeitsplätzen aus.
Bahrain ist ein Inselstaat vor der Küste Saudi Arabiens. Beobachter befürchten, dass die Proteste auch auf Saudi Arabien, den weltgrößten Ölexporteur, übergreifen könnten. Dadurch könnte auch der Ölpreis weltweit unter Druck geraten und die Weltwirtschaft in Mitleidenschaft gezogen werden.
Autor: Marco Müller (rtr, afp, ap)
Redaktion: Thomas Kohlmann