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Nach USAID-Aus: Bill Gates will in Afrika "all-in" gehen

Antonio Cascais
4. Juni 2025

Am Hauptsitz der Afrikanischen Union kündigt Bill Gates an, mit seiner Stiftung Gesundheits- und Agrarprojekte in Afrika massiv zu fördern und dabei auch Künstliche Intelligenz einzusetzen. Experten mahnen zur Vorsicht.

Deutschland Berlin 2024 | Porträtaufnahme von Bill Gates im blauen Anzug und dezenter Krawatte, freundlich lächelnd, weißgraue Haare und Brille, bei Save-the-Children-Veranstaltung zur Impfgerechtigkeit
Bill Gates will 99 Prozent seines Milliarden-Vermögens verschenkenBild: Annette Riedl/dpa/picture alliance

Anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Gates-Stiftung kritisierte der Multimilliardär diese Woche im Nelson-Mandela-Saal der Afrikanischen Union die sinkenden Gesundheitsbudgets in vielen afrikanischen Staaten - verursacht vor allem durch hohe Staatsverschuldung und internationale Einschnitte.

Besonders der Rückzug der USA aus der internationalen Entwicklungszusammenarbeit wiege schwer: USAID investierte zuletzt rund 50 Milliarden US-Dollar jährlich. Die massiven Kürzungen, die rund 83 Prozent der Programme weltweit beträfen, hätten bereits wichtige Gesundheits- und Agrarförderprojekte in Afrika zum Erliegen gebracht, so Gates: "Die Einschnitte sind ein großer Fehler."

Gates erklärte, er wolle mit seiner Stiftung die entstandenen Lücken vor allem im Gesundheitsbereich bestmöglich schließen - wenngleich er befürchtet, dass die Kindersterblichkeit in Afrika in den nächsten Jahren wieder steigen könnte.

Gates: Fast das gesamte Vermögen für die Stiftung

Im Zentrum des Engagements der Gates-Stiftung stehen weiterhin der Kampf gegen AIDS, Malaria und Tuberkulose. Gates bekräftigte, fast sein gesamtes Vermögen von rund 200 Milliarden Dollar spenden zu wollen - lediglich ein Prozent wolle er für sich behalten. Ziel sei es, das Geld in den nächsten zwei Jahrzehnten vollständig für gemeinnützige Zwecke auszugeben - vor allem im afrikanischen Gesundheitswesen.

Zwischen Wohltäter-Image und Machtinstinkt

Trotz seines philanthropischen Auftretens steht Gates weltweit - und zunehmend auch in Afrika - in der Kritik. Beobachter werfen ihm vor, wirtschaftliche und politische Macht unter dem Deckmantel der Wohltätigkeit auszuweiten.

Gates-Beobachter Schwab (Archivbild): "Einfluss unter dem Deckmantel des Philanthropismus"Bild: Privat

Der US-amerikanische Journalist Tim Schwab, Autor des Buches "Das Bill-Gates-Problem", sieht in Gates einen Vertreter des "Philanthrokapitalismus" - einer Form von Wohltätigkeit, die eng mit wirtschaftlichen Eigeninteressen verknüpft sei. Bill Gates und andere Tech-Milliardäre nutzten die Philanthropie, um Macht zu erlangen und  die Welt nach eigenen Vorstellungen zu gestalten.

Eine DW-Dokumentation aus dem Jahr 2022 zeigt, wie sich die Bill & Melinda Gates Foundation zur wichtigsten Förderin von Gentechnik in Afrika entwickeln konnte. Indem sie Gentechnikexperimente in Afrika finanziere, spiele die Gates-Stiftung den großen westlichen Agrarkonzernen in die Hände, hieß es.

Gesundheitsexperte Cristóvão: Warnung vor Abhängigkeit von privaten StiftungenBild: Privat

Auch in Afrika regen sich kritische Stimmen. So warnt der angolanische Gesundheitsexperte Domingos Cristóvão davor, sich in Schlüsselgebieten wie dem Gesundheitsbereich in Abhängigkeit von privaten Stiftungen zu begeben: "Afrikanische Länder sollten eigene, tragfähige Gesundheitsstrukturen aufbauen – ohne sich auf ausländische Geldgeber zu verlassen."

Künstliche Intelligenz als Hoffnungsträger

Ein neuer Schwerpunkt der Gates-Stiftung in Afrika soll der Einsatz Künstlicher Intelligenzzur Modernisierung der Gesundheitssysteme in den Ländern Afrikas sein. Gates sieht hierin eine große Chance für mehr Effizienz und Reichweite.

In diesem Punkt zeigt sich Cristóvão offen: "Afrikanische Länder haben bislang kaum Zugang zu KI-Technologien. Hier kann gezielte Unterstützung sinnvoll sein." Dennoch betont er die Notwendigkeit eigener Strategien: "Wir müssen selbst wissen, was wir brauchen – und unsere Prioritäten nicht von außen setzen lassen."