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PolitikUkraine

Nach Washington-Besuch: Kyjiw sieht Trumps Kurs mit Sorge

18. Oktober 2025

Ohne Tomahawk-Marschflugkörper kehrt Präsident Wolodymyr Selenskyj nach Gesprächen mit US-Präsident Donald Trump aus Washington zurück. Die Opposition in der Ukraine übt Kritik und Beobachter sprechen von Enttäuschung.

US-Präsident Trump begrüßt den ukrainischen Präsidenten Selenskyj im Weißen Haus
US-Präsident Trump begrüßt den ukrainischen Präsidenten Selenskyj im Weißen HausBild: Tom Brenner/AFP/Getty Images

Nach dem Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj herrscht in der Ukraine vor allem Enttäuschung. Kyjiw hatte auf eine US-Zusage zur Lieferung amerikanischer Tomahawk-Marschflugkörper gehofft - als Antwort auf den russischen Beschuss des ukrainischen Energiesystems vor dem Winter. Doch nach einem Telefonat Trumps mit Wladimir Putin und der Ankündigung gemeinsamer Gespräche in Budapest änderte sich die Lage. Wie das Portal "Axios" berichtet, erklärte Trump bei dem Treffen in Washington am Freitag (17.10.), er wolle vorerst keine Tomahawks liefern, da er der Diplomatie Priorität einräume.

Trotzdem, so Wolodymyr Horbatsch vom Ukrainian Institute for Northern Eurasia Transformation (INET), sei es unvermeidlich und letztlich richtig gewesen, dass sich Selenskyjs Delegation noch vor dem geplanten Treffen in Budapest mit Trump getroffen hat - die Ukraine habe schlicht keine andere Wahl gehabt. 

Amerikanisch-ukrainische Gespräche im Weißen Haus in WashingtonBild: Tom Brenner/AFP/Getty Images

Tomahawks als politische und psychologische Waffe

Der ukrainische Politologe Wadym Denysenko sieht in Trumps angedeuteten Zusagen vor allem ein Signal an Moskau: "Eine hybride, keine militärische Geschichte", um Putin zu einem Abkommen zu bewegen. Denysenko vermutet, Trump habe Selenskyj ein Ultimatum gestellt: Er strebe mit Putin einen Waffenstillstand an und übernehme dafür auch dessen Forderungen wie die Zulassung russischer Parteien bei Wahlen, die Zulassung der Russischen Orthodoxen Kirche und die Einführung des Russischen als Amtssprache in der Ukraine.

Iwan Us vom Institut für Strategische Studien in Kyjiw glaubt, Trump wolle die Tomahawks weiter als politisches Druckmittel nutzen, um Zugeständnisse vom Kreml zu erzwingen. Die Ukraine werde die Marschflugkörper daher vorerst nicht erhalten. "Die ukrainische Delegation kehrt ohne Tomahawks nach Hause zurück, aber es gibt Vereinbarungen über andere Waffentypen und Geheimdienstinformationen", so Us.

Selenskyj: "Wir haben diesen Krieg nicht begonnen"

Auf seiner Plattform Truth Social schrieb Trump nach den Gesprächen: "Lasst beide den Sieg für sich beanspruchen, lasst die Geschichte entscheiden." Beide Seiten sollten das Töten beenden "und einen Deal machen". Selenskyj widersprach dem nicht, betonte aber: "Die Frage liegt bei Putin, denn wir haben diesen Krieg nicht begonnen."

Bislang haben sich Vertreter der ukrainischen Regierung nicht offiziell zu der von Trump vorgeschlagenen Beendigung des Krieges mit dem Stand "dort, wo man ist" geäußert. Möglicherweise sucht die ukrainische Seite jetzt Konsultationen dazu mit ihren europäischen Partnern.

Opposition: "Ukraine muss militärische Festung werden"

Oppositionspolitiker wie Wolodymyr Arjew von der Partei "Europäische Solidarität" werfen der Regierung vor, sie habe Trumps Einfluss nicht geschickt genug genutzt, um ihn in seiner Entschlossenheit zu stärken, Russland durch Hilfe für die Ukraine zum Einlenken zu bewegen. Trump schwanke zwischen dem Wunsch, einen weiteren Krieg zu beenden, und der Hoffnung auf politische oder wirtschaftliche Zugeständnisse aus Moskau.

Seiner Meinung nach sieht Trumps Plan keine weiteren Maßnahmen gegen Putins Aggression vor, selbst wenn dieser zur Einstellung der Kämpfe bewegt werden könnte. Arjew fordert daher, die Ukraine müsse selbst für ihre Verteidigung sorgen: "Selbst wenn Trump den Krieg an der jetzigen Frontlinie stoppt, wäre das kein endgültiger Frieden - nur eine kurze Verschnaufpause, in der wir aus der Ukraine eine militärische Festung machen müssten."

Adaption aus dem Ukrainischen: Markian Ostaptschuk

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