1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Nachhaltiges Wirtschaften - trotz Trump

Irene Hell
8. November 2017

US-Präsident Donald Trump will aus dem Pariser Klima-Abkommen aussteigen. Doch viele Konzerne wollen das nicht akzeptieren und fordern ein Umdenken.

Afghanistan - Wind und Solarenergieanlage von Japan gegründet
Bild: DW/S. Tanha

"Geld ist die Muttermilch der Politik", sagte Jerry Brown, der Gouverneur von Kalifornien, im September beim ersten Sustainable Development Impact Summit (auf Deutsch etwa "Wirkungsgipfel zur nachhaltigen Entwicklung" des World Economic Forum, WEF, in New York).

Dort waren Politiker und Wirtschaftsführer zu einer Dringlichkeitssitzung während der UN-Generalversammlung in New York zusammengekommen - nur wenige Monate, nachdem Trump angekündigt hatte, dass die USA aus dem Pariser Klima-Abkommen aussteigen.

Trumps Entscheidung hat Viele in Washington demoralisiert. Gouverneur Brown aber gab sich optimistisch. Er und sein Amtsvorgänger Arnold Schwarzenegger setzen auf eine massive Kapitalverschiebung - weg von fossilen Brennstoffen, hin zu grüner Technologie.

Sie sind zuversichtlich, dass Kalifornien und viele andere US-Bundesstaaten so trotzdem ihre Klimaziele erreichen können - ganz gleich, was aus dem Weißen Haus getweetet wird.

Grüner Terminator gegen Tweeting Trump

"Ein einzelner Mann kann unseren Fortschritt nicht aufhalten. Ein einzelner Mann wird die schmutzige Energie der Vergangenheit nicht zurückbringen", warnte Schwarzenegger im Terminator-Stil. Der Hollywoodstar wird an der Klimakonferenz der Vereinten Nationen (COP23) teilnehmen, die bis Mitte November in Bonn stattfindet.

Unterstützung für das Pariser Abkommen kommt auch aus dem Finanzsektor. Institutionen, die Kapital in Höhe von mehr als fünf Billionen US-Dollar (4,3 Billionen Euro) verwalten, haben sich inzwischen verpflichtet, kein Geld mehr in Geschäfte mit fossilen Brennstoffen zu stecken, teilt die Klimaschutz-Organisation 350.org mit.

Die Bewegung, Geld aus schmutzigen Energien abzuziehen, hat sich in den letzten 24 Monaten verdoppelt. Haupttreiber dieser beispiellosen Kapitalverlagerung sind die Pensionsfonds.

Die Kapitalverlagerung von fossilen zu nachhaltigen Energien gewinnt seit dem Pariser Klima-Abkommen an TempoBild: AP

Nach Angaben der Zürcher Swiss Re, dem zweitgrößten Rückversicherer der Welt, haben Wirbelstürme wie Harvey, Irma, Maria und andere Naturkatastrophen insgesamt 95 Milliarden Dollar an versicherten Schäden verursacht. Das hat zu Panik geführt unter den Geschäftsführern von Versicherungenund Pensionsfonds, die Anteile an Versicherungsriesen halten.

Deutschlands größter Versicherer hat sich vor kurzem von Investitionen in Kohle verabschiedet, um stattdessen Milliarden in Windenergie zu stecken. Auch durch andere Vorstandszimmer weht ein Wind des Wandels, etwa die der großen Pensionskassen. Ihre gigantischen Ressourcen könnten dazu beitragen, die fünf Billionen Dollar zu generieren, die nötig sind, um die UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals - SDG) zu erreichen.

Firmen und die Entwicklungsziele der UN

Auch Milliardenunternehmen wie Siemens, Unilever und Grundfos unterstützen die 17 UN-Ziele für das Jahr 2030. Dazu gehören neben der Beendigung von Hunger und Armut und dem Zugang zu sauberem Trinkwasser auch der Aufbau nachhaltiger Städte und Wirtschaftsformen. "Wir sehen die Ziele der nachhaltigen Entwicklung als Kompass", sagte Mads Nipper, CEO von Grundfos, der DW.

Das dänische Unternehmen ist einer der weltgrößten Pumpenhersteller. Seine Abteilung für unternehmerische Sozialverantwortung (Corporate Social Responsibility - CSR) hat das Unternehmen mit der Begründung geschlossen, dass Nachhaltigkeit das Herzstück aller Aktivitäten der Firma sei. "Alle 18.000 Mitarbeiter sind der Nachhaltigkeit verpflichtet", erklärte Nipper.

Zu den Zielen des Unternehmens gehöre es auch, den weltweiten Zugang zu Trinkwasser sicherzustellen. "Wir wissen, dass sich die Investitionen in die Wasser-Infrastruktur verdreifachen müssen, um bis 2030 die universellen Ziele zu erreichen", so Nipper.

Unilever-Chef Paul Polman, hier mit US-Rapper Will.i.am (r.) in New YorkBild: DW/I.Hell

Alle wollen grün sein

Palmöl ist weltweit das meist angebaute Pflanzenöl der Welt. Weil dafür auch große Flächen von Regenwald abgeholzt werden, gab es weltweit Kritik und Proteste. Um Boykotte von Verbrauchern zu vermeiden, haben einige Firmen inzwischen gehandelt.

"Palmöl [von] Unilever [ist] 100% nachhaltig. Andere werden folgen. Keine andere Möglichkeit, wenn man Klimawandel ernst nimmt", twitterte Paul Polman, CEO des niederländisch-britischen Konsumgütergiganten Unilever.

Andere Führungskräfte folgen seinem Beispiel und behaupten, nachhaltig erzeugtes Soja, Fleisch und Palmöl anzubieten. Trotzdem zeigen Satellitenaufnahmen, wie immer mehr Regenwald in Ackerland verwandelt wird.

"Wir müssen die Entwaldung stoppen und Billionen Bäume pflanzen", fordert Klaus Wiegandt, Gründer der deutschen Denkfabrik "Forum für Verantwortung". Der ehemalige Vorstandsvorsitzende des deutschen Handelskonzerns Metro setzt sich jetzt für eine große Klimakampagne ein.

"Fossile Brennstoffe werden von Regierungen mit rund einer Billion Dollar subventioniert. Wir benötigen nur 50 Milliarden Dollar, um den Regenwald zu schützen", so Wiegand zur DW.

Auch der deutsche Technologiekonzern Siemens sieht sich zunehmend als grünes Unternehmen. Mantrahaft spricht Siemens-Chef Joe Kaeser der Verantwortung des Unternehmens "für die Gesellschaft und zukünftige Generationen". Fast die Hälfte des Jahresumsatzes von rund 80 Milliarden Euro werde heute mit grünen Technologien erwirtschaftet, sagt er und fügt hinzu: "Verantwortung zu übernehmen, ist auch ein gutes Geschäft."

 

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen

Mehr zum Thema

Weitere Beiträge anzeigen