In der Nacht von Samstag auf Sonntag lädt Berlin wieder ein zur "Langen Nacht der Museen". Solche Events gibt es mittlerweile in mehr als 120 Städten weltweit. Aber Berlin ist die "Mutter aller Museumsnächte".
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Es verspricht eine laue Sommernacht zu werden. Perfekte Bedingungen also für die "Lange Nacht der Museen", die vom 31. August auf den 1. September schon zum 39. Mal in Berlin stattfindet. Von 18 Uhr abends bis 2 Uhr in der Früh werden wieder zehntausende Menschen unterwegs sein. Sie schlendern von Museum zu Museum oder steigen in die Shuttlebusse, die sie zum nächsten Ort bringen. Kleinere Häuser und Galerien öffnen ebenso ihre Türen wie viele der großen Museen und Gedenkstätten der Hauptstadt.
Eröffnet wird die Kulturnacht traditionell auf der Museumsinsel, diesmal mit einer Tanzperformance auf der großen Freitreppe der gerade erst eröffneten James-Simon-Galerie. Insgesamt öffnen 75 Berliner Museen ihre Türen. 750 Veranstaltungen stehen auf dem Programm: Sonderführungen, Lesungen, Filme, Workshops, Kulinarisches und Musikalisches.
Top 10: Die meistbesuchten Museen in Berlin
Was machen Touristen in Berlin? Sightseeing, Shopping, Party. Aber sie besuchen auch die über 200 Museen, Gedenkstätten und Ausstellungshäuser der Stadt. Das waren 2019, vor Corona, die beliebtesten:
Bild: picture-alliance/dpa/Wolfram Steinberg
Topographie des Terrors: 1,3 Millionen Besucher
Die meistbesuchte Gedenkstätte Berlins ist seit Jahren das NS-Dokumentationszentrum unweit des Potsdamer Platzes. 1,3 Millionen Besucher haben sich hier im Jahr 2019 über das Ausmaß der europaweiten Verbrechen der Nazis informiert. An diesem Ort befanden sich von 1933 bis 1945 mit Gestapo und SS die wichtigsten Zentralen des nationalsozialistischen Terrors.
Bild: DW/M. Lenz
Gedenkstätte Berliner Mauer: 1,2 Millionen Besucher
Wo stand die Berliner Mauer? Wie lebten die Berliner von 1961 bis 1989 in der geteilten Stadt? Auf Platz zwei des Besucherinteresses liegt die Gedenkstätte Berliner Mauer an der Bernauer Straße. Sie informiert über Hintergründe des Mauerbaus und erinnert an tragische Fluchtschicksale.
Bild: picture-alliance/dpa/M. Gambarini
Neues Museum: 828.000 Besucher
Die geheimnisvolle ägyptische Königin Nofretete gehört zu den berühmtesten Kunstschätzen der Welt und zu den herausragenden Exponaten im Neuen Museum. Das Haus ist Teil der Berliner Museumsinsel und beherbergt nicht nur Schätze aus der Zeit der Pharaonen, sondern auch aus der Stein- und Bronzezeit.
Bild: picture-alliance/U. Baumgarten
Pergamonmuseum: 804.000 Besucher
Es ist eine Schatzkammer antiker, islamischer und vorderasiatischer Kunst. Obwohl der Pergamon-Altar, das Herzstück des Hauses, wegen Bauarbeiten zur Zeit nicht zu sehen ist, landet das Museum auf Platz drei der meistbesuchten Museen in Berlin. Denn weiterhin zugänglich sind Schätze wie das Ischtar-Tor samt Prozessionsstraße von Babylon (Foto). Es zählt zu den "Sieben Weltwundern der Antike".
Bild: picture-alliance/360-Berlin/J. Knappe
Deutsches Historisches Museum: 775.000 Besucher
Eine Zeitreise durch 2000 Jahre deutsche Geschichte verspricht das Deutsche Historische Museum an der Prachtstraße Unter den Linden. Der Bogen spannt sich von den Eroberungen Karls des Großen über Luthers Thesenanschlag bis zur deutschen Wiedervereinigung. Die Sammlung des Museums umfasst rund eine Million Objekte. Aber keine Angst, es werden immer nur etwa 7000 ausgestellt.
Bild: Horst Rudel
Museum für Naturkunde: 737.000 Besucher
Der Brachiosaurus ist mit 13,27 Metern Höhe das weltweit größte Skelett eines Dinosauriers und der Liebling der Besucher des Naturkundemuseums. Die Sammlungen wurden 1810 als Teil der Berliner Universität gegründet und umfassen heute rund 30 Millionen Objekte.
Bild: picture-alliance/dpa/B. Settnik
Jüdisches Museum: 720.000 Besucher
Der Architekt Daniel Libeskind hatte sich für eine dramatische Architektur entschieden: Von oben betrachtet sieht das Gebäude aus wie ein zerbrochener Davidstern. Das Jüdische Museum in Berlin-Kreuzberg gibt einen Überblick über 1700 Jahre deutsch-jüdischer Geschichte.
Bild: picture-alliance/dpa/akg-images/D.E. Hoppe
Deutsches Technikmuseum: 635.000
Ein Rosinenbomber als Erinnerung an die Berliner Luftbrücke der Alliierten - das ist das weithin sichtbare Aushängeschild des Technikmuseums nahe des Potsdamer Platzes. Zu den Exponaten gehören Windmühlen, Dampfloks, Schiffe und auch der erste Computer der Welt, gebaut 1936 von dem Berliner Erfinder Konrad Zuse.
Wie lebte es sich eigentlich in der DDR, wie fühlte sich der Alltag der Menschen an? Einen Eindruck davon will das DDR-Museum in Berlin-Mitte vermitteln. Besucher können sich dort zum Beispiel in das DDR-Auto Trabant setzen oder durch eine original eingerichtete Plattenbauwohnung gehen und einen Blick in den Stasi-Abhörraum gleich nebenan werfen.
Bild: DDR Museum, Berlin 2019
Schloss Charlottenburg: 548.000 Besucher
Auf Platz zehn des Berliner Museumsranking befindet sich ein Meisterwerk des preußischen Rokoko: das einstige Sommerschloss von Sophie Charlotte, der ersten Königin Preußens. Zu bewundern sind prachtvolle Festsäle und Wohnräume, kostbare Porzellane, Gemälde, Silberarbeiten und die preußischen Kron-Insignien.
Bild: Fotolia/chaya1
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Eine Marketing-Idee wird zum Exportschlager
Der Start im Winter 1997 fiel wesentlich bescheidener aus: 18 Häuser beteiligten sich an der allerersten Langen Nacht der Museen, darunter das Museum für Naturkunde, das Deutsche Historische Museum, die Berlinische Galerie, der Gropius-Bau und das Schloss Charlottenburg. Die Idee der ungewöhnlichen Öffnungszeiten kam von Marketing-Experten. Das Ziel war, Einheimische und Gäste verstärkt in die Museen der Stadt locken.
Die Aktion wurde sofort ein Erfolg. Über 30.000 Besucher strömten in jener ersten Langen Nacht in die Museen. Bei der zweiten Berliner Auflage im August 1997 beteiligten sich bereits 27 Häuser. Prompt der nächste Besucherrekord: 50.000 Erlebnishungrige.
Der Marketing-Hit machte bald international die Runde. Heute gibt es die langen Museumsnächte in mehr als 120 Städten weltweit: in London, Paris und Amsterdam ebenso wie in Bratislava oder Buenos Aires.
Programm für Stammpublikum und Neulinge
Auch in Berlin hat das Konzept nichts von seiner Anziehungskraft eingelöst. Im Gegenteil, die Lange Nacht der Museen erschließt sich immer neue Fans. Umfragen ergaben, dass im vergangenen Jahr 54 Prozent der Besucher zum ersten Mal dabei waren.
Diesen Sommer steigen zehn neue Museen ins Programm mit ein, darunter das neu eröffnete Pergamon-Panorama, die Neue Synagoge Berlin, das Schloss Biesdorf, das Heimatmuseum Zehlendorf und die Open-Air-Wanderausstellung "Der Krieg und ich".
Bauhaus für jedermann
Bauhaus in Berlin
09:27
Die Lange Nacht der Museen ist dieses Jahr zugleich Auftakt des Festivals "bauhauswoche berlin" mit einer Schaufensterausstellung zur Geschichte der berühmten Kunst- und Designschule, mit Yogakursen auf Dachterrassen und einer Open-Air-Filmreihe. In der Langen Nacht kann man sich zum Beispiel in der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin berühmte Entwürfe von Bauhäuslern zeigen lassen, im Werkbundarchiv über die Echtheit von Bauhaus-Lampen streiten oder am Kulturforum testen, ob Design-Klassiker wie etwa die Stahlrohrstühle von Marcel Breuer auch bequem sind.